- Karl Schlumprecht
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Karl Schlumprecht (* 20. April 1901 in Fürth; † 31. März 1970 in München) war ein deutscher Jurist, hoher Funktionär des NS-Regimes und Oberbürgermeister von Bayreuth.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Karl Schlumprecht besuchte in Fürth die Volksschule und das humanistische Gymnasium. Als Angehöriger des Freikorps von Franz Ritter von Epp, dem er von März bis Juli 1919 angehörte, beteiligte er sich an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik. Im Frühjahr 1920 nahm er als Mitglied der Bayerischen Schützenbrigade an Kämpfen im Ruhrgebiet teil. Nach dem 1920 bestandenen Abitur studierte von 1920 bis zum ersten Staatsexamen 1925 an den Universitäten München, Berlin und Erlangen Jura. Von Januar 1921 bis März 1922 hielt er sich dabei als Werkstudent in Nordamerika auf. Von 1925 bis 1928 arbeitete er als Rechtspraktikant in Nürnberg und München. In Erlangen promovierte Schlumprecht 1928 zu dem Thema Der Begriff der Gefahr und seine Verwertbarkeit für die Gefährdungshaftung zum Dr. jur. und beendete sein Studium mit dem zweiten Staatsexamen. Von Oktober 1929 bis April 1932 war Schlumprecht Staatsanwalt im niederbayrischen Deggendorf, dann anschließend bis März 1933 Amtsgerichtsrat in Augsburg.[1] In Deggendorf lernte er seine spätere Ehefrau Elfriede Högn kennen, die Tochter des Lehrers, Heimatforschers und Komponisten August Högn. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor.
Schlumprecht, der bereits seit 1920 Mitglied der DNVP war, trat Anfang Dezember 1930 in die NSDAP (Mitglieds-Nr. 375.774) ein. Anfang Oktober 1933 wurde er auch Mitglied der SS (Mitglieds-Nr. 47.325). Ab 5. März 1933 gehörte Schlumprecht dem Bayerischen Landtag an. Am selben Tag wurde er zum Adjutant und persönlichen Referenten des bayerischen Innenministers ernannt. Am 26. April 1933 wurde Schlumprecht Oberbürgermeister von Bayreuth und trat damit die Nachfolger von Albert Preu an, der in den „Ruhestand“ versetzt wurde, wie es offiziell hieß. Im November 1933 wurde Schlumprecht Mitglied des Reichstags. Von 1934 bis 1936 war Schlumprecht zudem Gauamtsleiter im Gau Bayrische Ostmark.[1] Unüberbrückbare Konflikte mit dem Gauleiter Fritz Wächtler führten schließlich dazu, dass Schlumprecht im Juni 1937 seine Stellung als Oberbürgermeister aufgeben musste. Als Wächtler zwei Krankenhauschefärzte suspendierte, kam es zur Eskalation des Konflikts. Schlumprecht setzte sich als kurzfristig ernannter Ministerialdirektor nach München ab.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war Schlumprecht von Oktober bis Dezember 1939 der Leiter des Amtes für Wirtschaft im Generalgouvernement. danach war Schlumprecht bis Anfang Oktober 1940 Abteilungsleiter im bayrischen Finanzministerium und in dieser Funktion auch stellvertretender Finanzminister. Ab Juli 1941 arbeitete er als Kriegsverwaltungschef beim Militärbefehlshaber für Belgien und Nordfrankreich in Brüssel. 1943 trat er als SS-Standartenführer in Erscheinung. Zum SS-Brigadeführer wurde er am 22. März 1944 ernannt. Vom 16. Juli 1943 bis 21. April 1944 übernahm Karl Schlumprecht in ständiger Vertretung des Gauleiters von Oberbayern Paul Gieslers das bayerische Wirtschaftsministerium. Ab März 1944 nahm er die Geschäfte des Staatssekretärs im bayerischen Innenministerium war und war zudem Stellvertreter des Gauleiters.[1]
Nach Kriegsende
NS-Auszeichnungen
Schlumprechts SS-Ränge[1] Datum Rang Juni 1934 SS-Untersturmführer Dezember 1935 SS-Obersturmführer Januar 1936 SS-Hauptsturmführer Januar 1937 SS-Sturmbannführer September 1938 SS-Obersturmbannführer April 1939 SS-Standartenführer Januar 1944 SS-Oberführer Juli 1944 SS-Brigadeführer - Kriegsverdienstkreuz I. Klasse mit Schwertern
- Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern
- Ehrendegen des RF SS
- Totenkopfring der SS
Literatur
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
- Erich Stockhorst: 5000 Köpfe – Wer war was im Dritten Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1.
- Joachim Lilla, Martin Döring: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4.
Weblinks
- Literatur von und über Karl Schlumprecht im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Karl Schlumprecht in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Karl Schlumprecht in der Parlamentsdatenbank beim Haus der Bayerischen Geschichte
- Werner Präg / Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.): Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945. Veröffentlichungen des Instituts für Zeitgeschichte, Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte Band 20, Stuttgart 1975, ISBN 3-421-01700-X.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Werner Präg / Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.): Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945, Stuttgart 1975, S. 952
Bürgermeister und Oberbürgermeister der Stadt BayreuthErhard Christian Hagen von Hagenfels (1818–1848) | Friedrich Karl Dilchert (1851–1863) | Theodor von Muncker (1863–1900) | Leopold von Casselmann (1900–1918) | Albert Preu (1919–1933) | Karl Schlumprecht (1933–1937) | Otto Schmidt (1937–1938) | Fritz Wächtler (1938) | Fritz Kempfler (1938–1945) | Joseph Kauper (1945) | Oscar Meyer (1945–1948) | Hans Rollwagen (1948–1958) | Hans Walter Wild (1958–1988) | Dieter Mronz (1988–2006) | Michael Hohl (seit 2006)
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