- Fritz Wächtler
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Fritz Wächtler (* 7. Januar 1891 in Triebes; † 19. April 1945 in Waldmünchen) war NSDAP-Gauleiter der Bayerischen Ostmark und SS-Obergruppenführer (1944).
Leben
Wächtler, Sohn eines Uhrmachers, wurde zwischen 1905 und 1911 auf dem Weimarer Lehrerseminar zum Volksschullehrer ausgebildet. Nach zweijähriger Lehrertätigkeit und dem Wehrdienst als Einjährigfreiwilliger diente er 1914 an der Front des Ersten Weltkrieges und wurde 1915 zum Leutnant befördert. Durch seine Verdienste erhielt er zahlreiche verschiedene Auszeichnungen.
Nach Kriegsende arbeitete Wächtler zunächst erneut als Lehrer in Thüringen, bis er im April 1926 der NSDAP beitrat (Mgl.-Nr. 35.313). In seiner neuen Funktion war Wächtler Gründer und Leiter der ansässigen Ortsgruppe von Triebes und Führer der SA seines Heimatorts. Gleichzeitig wurde er Bezirksleiter der Partei für Weimar-Nord.
1929 wurde Wächtler als Mitglied des Landtages gewählt, und wurde zum Gauorganisationsleiter und stellvertretenden Gauleiter für den Gau Thüringen ernannt. Ab August 1932 fungierte Wächtler als Volksbildungsminister im Kabinett von Fritz Sauckel und später unter Willy Marschler (bis 1945). Von Mai 1933 bis Dezember 1935 hatte er zusätzlich das Amt des Innenministers inne.
Im November 1933 zog er für die NSDAP als Mitglied des Reichstages nach Berlin, und trat ein Jahr später, 1934, in die SS als SS-Oberführer ein.
Als Nachfolger des tödlich verunglückten Gauleiters Hans Schemm wurde Wächtler am 5. Dezember 1935 zum Gauleiter der Bayerischen Ostmark ernannt. Gleichzeitig wurde er zum Leiter des „NSDAP-Hauptamtes für Erziehung“ und ferner zum kommissarischen Leiter des „NS-Lehrerbundes“ ernannt. Ab Januar 1936 agierte er auch als „Sachbearbeiter für Volksschulfragen“ im Stab von Rudolf Heß.
1937 wurde Wächtler zum SS-Gruppenführer befördert und erhielt den Titel eines preußischen Staatsrates. Bis 1938 war er zugleich kommissarischer Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth.
Am 16. November 1942 erhielt Wächtler das Amt des Reichsverteidigungskommissars in seinem Gau und erhielt im August 1944 den Rang „SS-Obergruppenführer“. Er war in dieser Position allerdings so realistisch, daß er die Niederlage sich selbst eingestand. Dies zeigte sich als er die Beschlagnahme des Festspielhauses für NS-Zwecke verhinderte.
Nach dem Vorstoß amerikanischer Truppen auf die Gauhauptstadt Bayreuth wurde Wächtler wegen vorzeitigen Verlassens seiner Befehlsstelle in Bayreuth von einem SS-Kommando in der Gauleitungs-Ausweichstelle bei Waldmünchen erschossen. Angeblich erfolgte die Exekution auf persönlichen Befehl Adolf Hitlers, vermutlich jedoch ging dem Befehl eine Intrige seines Stellvertreters Ludwig Ruckdeschel mit Martin Bormann voraus.
Als Alkoholiker neigte Wächtler zu unbeherrschten Ausbrüchen und Bloßstellungen auch gegenüber Untergebenen. Winifred Wagner teilte mehrfach sein Fehlverhalten Hitler mit. Wohl auch darum wurde er auch von Hitler wenig geschätzt; dennoch blieb er bis 1945 unangetastet. Es wird vermutet, daß Hitler vor dem "Endsieg" keine Unruhe wollte.
Literatur
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8. (Aktualisierte 2. Auflage)
- Joachim Lilla, Martin Döring: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4.
- Erich Stockhorst: 5000 Köpfe – Wer war was im Dritten Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1.
- Albrecht Tyrell: Führer befiehl … – Selbstzeugnisse aus der ‚Kampfzeit‘ der NSDAP, Gondrom Verlag Bindlach 1991 (© 1969 Droste Verlag Düsseldorf) ISBN 3-8112-0694-X, S. 385.
Weblinks
- Fritz Wächtler in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Literatur von und über Fritz Wächtler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Land Thüringen (1920–1952): Carl Eduard Freiherr von Brandenstein | Karl Hermann | Georg Sattler | Arnold Paulssen | Karl Riedel | Wilhelm Frick | Erwin Baum | Fritz Sauckel | Fritz Wächtler | Walter Ortlepp | Ernst Busse | Werner Eggerath | Willy Gebhardt
Freistaat Thüringen (seit 1990): Willibald Böck | Franz Schuster | Richard Dewes | Christian Köckert | Andreas Trautvetter | Karl Heinz Gasser | Manfred Scherer | Peter M. Huber | Jörg Geibert
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