Karl Wagenfeld

Karl Wagenfeld

Karl Wagenfeld (* 5. April 1869 in Lüdinghausen; † 19. Dezember 1939 in Münster) war ein deutscher Dichter vornehmlich niederdeutscher Sprache. Außer als Schriftsteller war Wagenfeld als Lehrer, Heimatforscher und Redakteur tätig.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Wagenfeld wurde am 5. April 1869 in Lüdinghausen als Sohn eines Eisenbahnbeamten geboren. Sein Vater wurde bald nach der Geburt des Sohnes nach Drensteinfurt versetzt, wo damals ausschließlich das Plattdeutsche die Umgangssprache war und diese somit zu Wagenfelds Muttersprache wurde. Nach dem Besuch der Volksschule in Drensteinfurt (1875 bis 1883) entschied er sich dafür, Volksschullehrer zu werden. Der örtliche Pfarrer Friedrich Möllenbeck erteilte ihm zudem Privatunterricht im Lateinischen. Parallel dazu wurde er in den Fächern der Präbandenanstalt unterrichtet.

Vom Herbst 1886 an besuchte Wagenfeld das Warendorfer Lehrerseminar, das er im August 1889 mit dem ersten Staatsexamen abschloss. Seine Lehrtätigkeit begann er danach in einer Bauerschaftsschule in Göttingen bei Liesborn im damaligen Kreis Beckum. 1891 wurde er nach Bockholt im Kreis Recklinghausen und 1896 nach Recklinghausen versetzt. Seit 1899 unterrichtete er an der Martinischule in Münster.

In dieser Zeit begann Wagenfeld, sich intensiv mit der Heimatpflege zu beschäftigen. Bereits 1913 gab er den Anstoß für die Gründung des Westfälischen Heimatbundes (WHB), die 1915 erfolgte. Von 1921 bis 1926 übernahm er auch die Geschäftsführung des Heimatbundes und war im Anschluss daran zunächst stellvertretender und von 1933 bis 1934 Vorsitzender. 1919 übernahm er gemeinsam mit Friedrich Castelle die Redaktion des volkskundlichen Teils der Heimatblätter der Roten Erde. Als Castelle ausschied, hatte er die Redaktion bis zur Einstellung der Zeitschrift 1927 allein inne.

Um diesen Tätigkeiten sowie seinen umfangreichen volkskundlichen Forschungen nachgehen zu können, hatte ihn der Kultusminister bereits 1914 auf Antrag des „Verbandes deutscher Vereine für Volkskunde“ für die Sammlung westfälischer Volkslieder beurlaubt. Wegen des Ersten Weltkrieges trat er diesen Urlaub aber erst 1919 an. Es folgte 1925 der einstweilige, 1932 dann der endgültige Ruhestand. In den letzten zehn Jahren seines Lebens war Wagenfeld von Krankheit geschwächt. Er starb am 19. Dezember 1939 in Münster.

So wie Wagenfeld als "Triebkraft der westfälischen Heimatbewegung" gilt, gilt er zugleich als Repräsentant fremdenfeindlicher und rassistischer Anschauungen, "die mit der nationalsozialistischen Ideologie übereinstimmten". Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und ihre deutschnationalen Bündnispartner begrüßte er als Erfüllung der Ziele der Heimatbewegung. Als Vorsitzender des WHB gestaltete er den Westfalentag zur NS-Propagandaschau. Das Lexikon westfälischer Autorinnen und Autoren zitiert im Wagenfeld-Artikel abschließend Rainer Schepper zum Menschen- und Weltbild des Heimatverfassers: „Neger, Kaffern und Hottentotten sind Halbtiere, Fremdrassige sind Volksverderber und Schädlinge, Menschen in ‚Krüppel- und Idiotenanstalten‘, in Fürsorgeheimen und Strafanstalten sind körperlich und geistige Minderwertige. Es ist jenes Menschenbild, das der Nationalsozialismus zur Errichtung seiner Ideologie vom Herrenmenschen und Untermenschen, zum Erlaß der Nürnberger Gesetze vom 16. September 1935, zur Euthanasie geistig und psychisch kranker Menschen, zum Kampf gegen alles ‚Artfremde‘, zum Krieg gegen ‚Frankreichs Haß‘ und ‚Polens Gier‘ benötigte und benutzte.“[1]

Ehrungen

  • 1916: Preis der Johannes Fastenrath-Stiftung
  • 1924: John-Brinckman-Preis
  • 7. Juni 1931: Ehrenmitgliedschaft im Heimatbund Niedersachsen
  • 1939: Westfälischer Literaturpreis
  • 1940 wurde der Westfälische Heimatpflegepreis der Stadt Soest in Karl-Wagenfeld-Preis umbenannt.

Zahlreiche Straßen in westfälischen Städten tragen den Namen des Autors, was inzwischen aufgrund von Wagenfelds Gemeinsamkeiten mit nationalsozialistischen Überzeugungen auf Widerspruch stößt.[2]

Schriften

Belletristik

Zum Werk Wagenfelds gehören zahlreiche Dramen - vornehmlich für die Bauernbühne (bekannt sind noch heute z. B. Daud un Düwel und De Antichrist) - Versdichtungen und Erzählungen. Letztere haben Kindheitserinnerungen und Naturschilderungen zum Thema, aber auch volkstümliche Geschichten aus dem Münsterland wie Visionen von überirdischen Mächten (z.B. in De Vuegelfrauenversammlunk oder Janns Bauhnenkamps Höllenfahrt) sind Gegenstand seiner Prosawerke.

Heimatforscher

Wagenfeld beschäftigte sich mit der Überlieferung von Bräuchen und Tänzen aus dem münsterländischen Volksleben, insbesondere von Liedern, die zu Bauernhochzeiten und Schützenfesten gesungen wurden. Althergebrachte Sprichwörter, Redensarten, Kinderverse und -lieder, Glaube und Aberglaube im Münsterland, Namens- und Begriffsforschung waren weitere Themen.

Anmerkungen

  1. Alle Angaben und Zitate nach: Stefan Werding, Zu viel Ehre für Karl Wagenfeld?, in: Westfalenspiegel, 1-2011, S. 52-53, sowie nach: Lexikon westfälischer Autorinnen und Autoren, Artikel Karl Wagenfeld, siehe: [1].
  2. Stefan Werding, Zu viel Ehre für Karl Wagenfeld?, in: Westfalenspiegel, 1-2011, S. 52-53.

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