- Friedrich Castelle
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Friedrich Castelle (Pseudonyme: Hans Dietmar, Fritz von Schonebeck, Hans Uhlenbrock; * 30. April 1879 in Appelhülsen; † 15. Januar 1954 in Welbergen) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Friedrich Castelle war der Sohn eines Kaufmanns, der einer französischen Emigrantenfamilie entstammte. Castelle besuchte das Gymnasium in Münster und studierte anschließend an der Universität Münster Philosophie. Von 1900 bis 1904 wirkte er als Journalist in Aschaffenburg und Aachen; von 1904 bis 1911 gehörte er der Feuilletonredaktion des Münsterischen Anzeigers an. 1906 promovierte er an der Universität Münster mit einer Arbeit über Joseph von Eichendorff zum Doktor der Philosophie. Von 1912 bis 1915 leitete Castelle die Zeitschrift Deutschland. Während des Ersten Weltkriegs war Castelle Leiter der Presse- und Nachrichtenabteilung beim Stellvertretenden Generalkommandeur des VII. Armeekorps. Ab 1916 leitete er gleichzeitig die Geschäfte des völkisch ausgerichteten Westfälischen Heimatbundes, dessen Zeitschrift Heimatblätter der Roten Erde er ab 1920 herausgab. Nach 1918 war Castelle einer der Mitinitiatoren der Niederdeutschen Heimatbühne in Münster, und bis 1921 hielt er als Lektor Vorlesungen an der Universität Münster. Daneben unternahm er, wie bereits vor 1914, ausgedehnte Vortragsreisen durch Deutschland. Ab 1921 war Castelle Dozent an der Düsseldorfer Akademie und Leiter der Rundfunksendestelle in Düsseldorf. Ab 1922 leitete er die von Paul Keller gegründete und in Breslau erscheinende Monatszeitschrift Die Bergstadt sowie ab 1930 das in Berlin erscheinende Nachfolgeorgan Der Türmer.
Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ hatte Castelle, selbst ein frühes Mitglied der NSDAP,[1] maßgebliche Funktionen in der Kulturbürokratie des neuen Regimes inne: Er war u.a. in führender Position in der Reichsschrifttumskammer tätig, ab 1937 Sachbearbeiter zur besonderen Verwendung innerhalb einer Hauptabteilung des Reichssenders Köln, zu dessen stellvertretendem Intendanten er später aufrückte. Während des Zweiten Weltkriegs leitete Castelle eine Presse- und Nachrichtenabteilung und zeitweise den Rundfunksender im besetzten Luxemburg.
Bei Kriegsende geriet Friedrich Castelle in britische Kriegsgefangenschaft und wurde im Internierungslager Recklinghausen festgehalten; nach der Entlassung gelang es ihm erneut, für den Rundfunk tätig zu sein, diesmal vorwiegend als Verfasser von plattdeutschen Hörspielen. Castelle lebte zuletzt auf der Wasserburg Welbergen.
Friedrich Castelle verfasste neben seiner journalistischen Arbeit Romane, Erzählungen, Biografien, Gedichte und Hörspiele. Außerdem gab er westfälische und niederdeutsche Autoren heraus und förderte seit den Zwanzigerjahren maßgeblich den Kult um den Autor Hermann Löns. Friedrich Castelle wurde 1903 mit dem Literaturpreis der Literarischen Gesellschaft Köln und 1925 mit dem Literaturpreis des Deutschland-Bundes ausgezeichnet.
Schriften
- Vom Leben und Lieben. Köln 1903
- Ungedruckte Dichtungen Eichendorffs. Münster i.W. 1906
- Gustav Falke. Leipzig 1909
- Charlotte Niese. Leipzig 1914
- Späte Lerchen in der Luft. Cöln 1917
- Das Haus in der Dreizehnmännergasse. Hannover 1919
- Hermann Löns. Hannover 1920
- In und um Recklinghausen. Recklinghausen 1920 (zusammen mit Karl Boblenz)
- Charon. Hannover 1921
- Wanderer im Weltall. Warendorf 1921
- Heilige Erde. Breslau 1922
- Die schöne Bibernell. Breslau 1923
- Die Wächter der Stadt Münster i. W. Münster i.W. 1924
- Das Heuscheuer-Gebirge. Breslau 1925
- Im Zauber des Lönslandes. Berlin 1925
- Der Vogel Holdermund. Hildesheim 1925
- Castelle - Droste-Hülshoff - Löns. Recklinghausen 1929
- "Fleesk up'n Disk!". Münster i.W. 1930
- Volk, das ich liebe…. Sponholtz, Hannover 1934. Wurde in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[2]
- Die schöne Grafschaft Glatz. Glatz 1936
- Karl Wagenfeld. Münster 1939
- Münster, Westfalens schöne Hauptstadt. Münster (Westf.) 1939
- Das Ahnenerbe in Hermann Löns. Münster 1941
- Jeremias Gotteswürmchen. Essen 1941
- Heidideldum. Horstmar [u.a.] 1949
- Min Mönsterland. Münster/Westf. 1949
- De junge Dokter orre He treckt up't Land. 1950
Herausgeberschaft
- Der Heliand. Cassel 1915
- Löns-Gedenkbuch. Hannover 1917. Wurde ab der Auflage von 1936 (Gersbach, Bad Pyrmont) in der DDR auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[3]
- Annette von Droste-Hülshoff: Dichtungen der Droste. M.Gladbach 1920
- Levin Schücking: Paul Bronckhorst oder Die neuen Herren. Münster in Westf. 1920
- Levin Schücking: Die Marketenderin von Köln. Münster i. W. 1921
- Ferdinand Zumbroock: Ausgewählte plattdeutsche Gedichte. Münster 1921
- Hermann Löns: Sämtliche Werke. 8 Bände, Leipzig 1923
- Hermann Löns und seine Heide. Berlin 1924
- Hermann Löns: Junglaub. Bad Pyrmont 1925
- Annette von Droste-Hülshoff: Denn von den Sternen grüß' ich euch. Münster 1938
- Max von Spießen: Geschichten aus dem "Schneckenhaus". Dülmen i. Westf. 1940
- Eine Jahrtausend-Chronik zur 600-Jahrfeier der Stadt Burgsteinfurt. Burgsteinfurt 1947
- Karl Wagenfeld: Gesammelte Werke. 2 Bände, Münster 1954 und 1956
Übersetzungen
- Andreas Haukland: Helge der Wiking. Hannover 1927 (übersetzt zusammen mit Luise Wolf)
- Voltaire: Merope. Münster i.W. 1912
Literatur
- Deutscher Wirtschaftsverlag, AG (Hg.): Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Band 1, Berlin, 1931
Weblinks
- Literatur von und über Friedrich Castelle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag im "Lexikon westfälischer Autorinnen und Autoren"ka
- Eintrag im "MünsterWiki"
- Bernd Schlusemann: „Diskussion um Straßennamen: Historiker: Castelle war ein Nazi-Funktionär“, in: Münstersche Zeitung, 9. Dezember 2010.
Einzelnachweise
Kategorien:- Autor
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- Herausgeber
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- Rundfunk (Nationalsozialismus)
- Nationalsozialismus (Literatur)
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- Deutscher
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