Kathedrale von Metz

Kathedrale von Metz
Die Kathedrale Saint-Étienne
Inneres der Kathedrale
Vierung und Chor
Westportal vor dem Neubau (Foto 1877)
Neugotisches Westportal
Metz: Grundriss
Renaissance-Orgel mit geschlossenem Prospekt

Die Kathedrale Saint-Étienne (deutsch: Stephansdom) im französischen Metz in Lothringen wurde zwischen 1220 und 1520 im Stil der Gotik errichtet und gilt als eines der schönsten und größten gotischen Kirchengebäude in Frankreich. Mit mehr als 41 Meter Gewölbehöhe ist sie nach Amiens und Beauvais die dritthöchste gotische Kathedrale; die Fläche ihrer Glasmalereien ist mit etwa 6500 m² die größte in einer französischen Kathedrale, daher der Name "La lanterne du Bon Dieu" - dt.: "Die Ampel Gottes".[1] Sie dient als Bischofskirche des Bistums Metz. Das Kulturdenkmal wurde im Jahr 1930 als monument historique klassifiziert und steht als solches unter Denkmalschutz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Stephansschrein (5.–10. Jahrhundert)

Metz, eine alte gallische Stadt, wurde im 3. Jahrhundert Bischofssitz. Wie man aus einem Abschnitt der Geschichte der Franken (Decem libri historiarum) des Gregor von Tours erfahren kann (lib. II, c. 6), war ein dem heiligen Stephan geweihter Schrein (Oratorium beati Stephani) das einzige Gebäude der Stadt, das der Plünderung durch die Hunnen am 7. April 451 entging.

Der wunderbaren Auffindung der Reliquien des Erzmärtyrers in Jerusalem im Jahr 415 folgte ein Aufschwung des Kultus des Heiligen im Westen. Mehrere andere französische Kathedralen sind ihm ebenfalls geweiht (Agen, Auxerre, Besançon, Bourges, Cahors, Châlons-en-Champagne, Limoges, Meaux, Sens, Toul, Toulouse) und tauchen zumeist im 5. Jahrhundert auf. Daher kann man annehmen, dass der Schrein zum Zeitpunkt der Plünderung durch Attila relativ neu war.

Gegen 784 schrieb Paulus Diaconus, ein Benediktiner aus der Lombardei, der sich am Hof Karls des Großen aufhielt, eine Geschichte der Bischöfe von Metz, nach der Pippin der Jüngere Bischof Chrodegang finanziell half, Arbeiten an Altarbaldachin[2], Kanzel, Presbyterium und Chorumgang zu realisieren.

Die romanische Basilika

Bischof Dietrich I. veranlasste zwischen 965 und 984 den Umbau des einfachen Schreins mit finanzieller Hilfe der Kaiser Otto I. und Otto II.. Die neue Basilika wurde unter seinem Nachfolger Dietrich II. von Luxemburg vollendet und 1040 geweiht. Der Bau konnte wegen der Lage des Bauplatzes am Rande der Stadt und am Abhang zum Moselufer nicht, wie üblich, geostet werden, sondern musste um mehr als 50° nach Norden gedreht werden, so dass seine Hauptachse in nord-nordöstlicher Richtung liegt. 1186 wurde an die Westseite der ottonischen Basilika die Kollegiatskirche Notre-Dame-de-la-Ronde angebaut, die im rechten Winkel zum Längsschiff der Kathedrale verlief, so dass der Chor der kleinen Kollegiatskirche nun nach Südosten zeigte. Obwohl die beiden Kirchen Wand-an-Wand standen, bestand zwischen ihnen keine Verbindung.[3]

Die gotische Kathedrale

Um 1220 beginnt nach Anregung durch Bischof Konrad III. von Scharfenberg der Bau der neuen, gotischen Kathedrale, die auf dem Grundriss der romanischen Vorgängerkirche errichtet wurde. Von 1220 bis 1380 wurde mit dem Bau des Hauptschiffs begonnen und die beiden Türme bis zu einer Höhe von 45 Meter errichtet. 1359 wurde das gesamte Hauptschiff überdacht, von 1360 bis 1380 entstand das Gewölbe des Hauptschiffs.

Nach drei Jahrhunderten wurde die Kathedrale 1520 vollendet. Am 11. April 1552 wurde sie geweiht. In Metz lieferte Valentin Busch aus Straßburg 1521–39 der Kathedrale Glasmalereien, die sich den Werken des 1392 gestorbenen Hermann von Münster würdig anschließen.

Nach Fertigstellung der Kathedrale wurde die trennende Wand zur mittlerweile ebenfalls gotisierten Kollegiatskirche abgetragen. Aus diesem Grund hat die Kathedrale kein westliches Hauptportal, sondern nur zwei Seitenportale unterhalb der beiden Türme. Auch die ungewöhnliche Lage der Türme ist so zu erklären: Sie markieren das Ende des Hauptschiffes der Kathedrale, dort wo sie auf die ältere Kapelle stößt. Als Hauptportal diente das schräg zur Hauptachse der Kirche angelegte Portal am Ende des südöstlichen Langhauses zum Place d'Armes hin.[4]

Im 18. Jahrhundert wurde unter der großen Rosette im Westwerk von Jacques-François Blondel ein barockes Portal eingefügt, das die Kathedrale architektonisch mit der umgebenden barocken Platzanlage verband.

19. und 20. Jahrhundert

Nach einem großen Brand, der 1877 nach einem Feuerwerk ausbrach und die Kathedrale stark beschädigte,[5] wurde im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts die Metzer Kathedrale durch Dombaumeister Paul Tornow maßgeblich umgestaltet, vor allem wurde ein bis dahin nicht vorhandenes westliches Hauptportal im neugotischen Stil erbaut, wofür das Portal von Blondel abgerissen wurde. Einige der neuen Gewandfiguren tragen die Gesichtszüge von Zeitgenossen, so wurde u.a. Kaiser Wilhelm II. als Prophet Daniel verewigt. Tornows Amtsnachfolger Wilhelm Schmitz oblag die Restaurierung des Dominneren und die Neuausstattung der Metzer Kathedrale (1906–1919).

Im 20. Jahrhundert wurden einige Glasfenster von Marc Chagall entworfen und eingebaut, sowie die Sakramentskapelle mit Fenstern von Jacques Villon ausgestattet.

Maße

Gesamtlänge außen: 136,00 m
Gesamtlänge innen: 123,20 m
Breite der Westfassade: 33,00 m
Höhe des Langhauses: 41,41 m
Breite des Langhauses: 15,60 m
Länge des Querhauses: 46,80 m
Breite des Querhauses: 16,34 m
Durchmesser der Westlichen Rosette: 11,25 m
Höhe des „Tour du Chapitre“ (Nord): 69,00 m
Höhe des „Tour de la Mutte“ (Süd): 88,00 m
Gebäudefläche: 3500 m²
Fläche der Fenster: 6469 m²

Orgeln

In der Kathedrale befinden sich insgesamt drei Orgeln: eine große Hauptorgel, eine kleinere Chororgel sowie eine kleine sehr bemerkenswerte Renaissance-Orgel.

Die Renaissance-Orgel geht zurück auf ein Instrument, das von dem Orgelbauer Jean de Trèves (Johann von Promsfeldt) aus Verdun im Jahre 1537 erbaut worden war. Von diesem historischen Instrument sind nur noch einige wenige Teile des Orgelgehäuses vorhanden. Die Orgel wurde mehrfach umgebaut, und 1936 durch den Orgelbauer Frédéric Haerpfer rekonstruiert, und noch einmal, im Jahre 1981, durch den Orgelbauer Marc Garnier. Das Instrument hat heute 11 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[6]

I Clavier principal C,D,E,F,G,A–c3
1. Montre 8'
2. Grosse Flûte 8'
3. Prestant 4'
4. Quinte 22/3'
5. Traversine 2'
6. Tiercelette 13/5'
7. Fourniture III-IV
8. Cymbale II-III
9. Trompette 8'
II Second clavier C,D,E,F,G,A–c3
10. Régale 8'


Pédale C,D,E,F,G,A–d1
11. Trompette (= Nr. 9) 8'
  • Koppeln: II/I, I/P

Einzelnachweise

  1. Baudaten zur Metzer Kathedrale
  2. Anstelle eines fest stehenden Altarziboriums kann, um die Gaben auf der Mensa vor Staub zu schützen, über dem Altar ein Tuch ausgespannt oder ein Baldachin mit Seilen oder Ketten an der Decke befestigt werden.
  3. Baugeschichte der Kathedrale von Metz
  4. Link zum Grundriss auf der Disk-Seite. Westlich (hier: unterhalb) der Türme deutlich erkennbar die Kollegiatskirche.
  5. Quelle: franz. WP
  6. Ausführliche Informationen zur Orgel

Weblinks

 Commons: Cathédrale Saint-Étienne de Metz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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