Kati Marton

Kati Marton

der Text besteht zu einem unverhältnismäßig großen Anteil aus der Biografie der Eltern, zudem gibt es für den Vater einen eigenen Artikel

Kati Marton (2009)

Kati Marton ['kati] (* 3. April 1947 in Budapest) ist eine ungarisch-US-amerikanische Autorin und Journalistin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kati Marton wurde 1947[1] als zweites Kind von Ilona und Endre Márton in Budapest geboren. (Ihre ältere Schwester Julia wurde 1946 geboren[2][3], ihr jüngerer Bruder Andrew Thomas am 16. Dezember 1957).[4][5] Endre Márton (* 29. Oktober 1910 in Budapest, Ungarn, † 1. November 2005 in New York, USA), studierte Wirtschaftswissenschaften an der Loránd-Eötvös-Universität in Budapest und wurde 1936 zum Doktor der Ökonomie promoviert.[6][7][8] Ilona Marton (* 14. März 1912 in Miskolc, Ungarn, ursprünglich als Ilona Neumann geboren; als sie 19 Jahre alt war, ließ sie ihren Namen in Ilona Nyilas umwandeln; † 4. September 2004 in Silver Spring, Maryland, USA) hatte Geschichte studiert, mit einem Diplom abgeschlossen und wurde später zum Doktor der Philosophie promoviert.[9][10][11] Ilona (Nyilas) und Endre Márton heirateten 1943. Beide waren ursprünglich jüdischen Glaubens (einer der Vorfahren von Endre Márton war Rabbiner von Dobříš, einer südlich von Prag gelegenen Stadt),[12] sie waren aber bereits Anfang der 30er Jahre, um dem zunehmenden Antisemitismus in Ungarn zu entgehen, zum katholischen Glauben konvertiert. Ihren beiden Töchtern verschwiegen sie ihre jüdische Abstammung und erzogen sie streng katholisch.

Im – nun kommunistischen – Nachkriegs-Ungarn wandten sich Ilona und Endre Marton ganz dem Journalismus zu. Nach einer kurzen Tätigkeit für den britischen The Daily Telegraph arbeitete Endre Marton ab 1947 als Reporter für Associated Press (AP) und Ilona Marton als Reporterin für United Press (heute: United Press International / UPI). Beide sprachen fließend Englisch, waren mit Geschichte, Politik, sozialem Gefüge Ungarns vertraut und bereit für westliche Nachrichtenagenturen zu arbeiten. [13] [14]

Ihre Tätigkeit für westliche Nachrichtenagenturen im kommunistisch bestimmten Nachkriegs-Ungarn, ließ sie in Zeiten des so genannten Kalten Krieges, fast zwangsläufig zu Verdächtigen werden. Ilona und Endre Marton wurden vom ungarischen Geheimdienst der Spionage für die CIA verdächtigt, permanent überwacht und bespitzelt, mit InformatInnen umgeben. Im Februar 1955 wurde Endre Marton, im Juni 1955 Ilona Marton verhaftet, die beiden Töchter Julia und Kati bei Fremden untergebracht. [15] [16]

Sie wurden im Haus des Terrors inhaftiert, zu „Geständnissen“ gezwungen, der Spionage und der Verschwörung gegen die ungarische Regierung angeklagt. Endre Marton wurde zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt (später auf 6 Jahre herabgesetzt), Ilona Marton wurde zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt. [17] [18] [19]

Auf massiven Druck der westlichen Diplomatie und im Vorfeld des bevorstehenden Volksaufstandes wurden sie 1956 vorzeitig wieder auf freien Fuß gesetzt – Ilona Marton am 4. April, Endre Marton am 15. August 1956. [20] So wurden sie Augenzeugen des Ende Oktober 1956 beginnenden Ungarischen Volksaufstands, konnten ihren Nachrichtenagenturen hautnah von der russischen Intervention, den Kämpfen in Budapest berichten. Nach der Besetzung Ungarns durch russische Truppen und der Re-Etablierung alter Machtstrukturen, wurden die Martons wegen ihrer Arbeit für westliche Nachrichtenagenturen wiederum zu Verdächtigen. Als sich im Januar 1957 die Hinweise verdichteten, daß sie erneut verhaftet werden sollten, flohen sie mit ihren beiden Töchtern Julia und Kati in die Botschaft der USA. Sie sahen für sich und ihre Kinder keine Zukunft mehr in Ungarn, entschlossen sich das Land zu verlassen [21] und wurden nach Österreich geschmuggelt. [22] Von hier emigrierte die Familie einige Monate später in die USA, wo sie in Chevy Chase, Maryland eine neue Heimat fanden. Ilona und Endre Marton wurden für ihre journalistische Arbeit mit dem George Polk Award (Special Award) ausgezeichnet. [23] In den USA arbeitete Endre Marton als Reporter, Autor („The Forbidden Sky. Inside the Hungarian Revolution“, 1971), Universitätsdozent, in späteren Jahren als Korrespondent für das amerikanische Außenministerium (State Department). Ilona Nyilas (Marton) unterrichtete Französisch an der Robert E. Peary High School in Rockville und der Albert Einstein High School in Kensington, (beide in) Maryland, bevor sie 1975 in den Ruhestand ging.[24] [25]

Nach ihrem Abschluss an der Bethesda Chevy Chase High School in Chevy Chase, im Montgomery County, Maryland und dem privaten Wells College in Aurora, Cayuga County, New York, ging Kati Marton nach Frankreich, studierte an der Sorbonne und am Institut d’études politiques de Paris. Anschließend machte sie ihren B.A. in Romanischen Sprachen und ihren M.A. in Internationalen Beziehungen an der George Washington University, Washington D.C. [26] [27]

Von 1971 bis Ende 1972 war Kati Marton Reporter für National Public Radio, von Januar 1973 bis November 1977 Reporter für WCAU (NBC) in Philadelphia, Pennsylvania. [28] Von Dezember 1977 bis Dezember 1979 arbeitete sie in Deutschland als Auslandskorrespondentin / Leiterin des Bonner Büros für den Sender ABC, verfaßte u.a. Reportagen über die DDR, die Niederlande, Italien, Nord-Irland, Polen, Ungarn und Nahost. [29]

Danach erhielt sie eine eigene Sendung beim National Public Radio. Sie machte Interviews und schrieb für Zeitungen und Zeitschriften wie The New York Times und Vanity Fair. Die katholisch aufgezogene Marton wurde in Budapest bei der Arbeit zu ihrem Buch über Raoul Wallenberg mit ihren eigenen jüdischen Wurzeln [30] und der Ermordung ihrer Großeltern mütterlicherseits in Auschwitz konfrontiert.[31]

Kati Marton war dreimal verheiratet. In erster Ehe mit dem Investment-Banker Carroll Wetzel. Die Ehe wurde 1973 geschlossen und nach 3 Jahren wieder geschieden. In zweiter Ehe heiratete sie 1979 den Nachrichtensprecher (anchorman) bei ABC, Peter Jennings († 2005). Nachdem das Paar bereits 1993 seine Trennung bekannt gegeben hatte, wurde die Ehe 1994 geschieden. Im Mai 1995 heiratete Kati Marton in dritter Ehe den Diplomaten Richard Holbrooke, der am 13. Dezember 2010 verstarb. [32] Aus der Ehe mit Peter Jennings gingen zwei Kinder hervor – Elizabeth (* 1980) und Christopher (* 1982) (Jennings), Richard Holbrooke brachte zwei Kinder, David und Anthony (Holbrooke), mit in die Ehe. [33].

Werke

  • Wallenberg; New York, Random House, 1982
  • The Polk conspiracy: murder and cover-up in the case of CBS News correspondent George Polk; New York; Farrar, Straus & Giroux, 1990
  • A Death in Jerusalem; New York: Pantheon, 1994
  • Wallenberg: missing hero; New York, Arcade Publishing, 1995
  • Hidden Power: Presidential Marriages That Shaped Our History, Anchor (2001, reprint 2002) ISBN 0-385-72188-9
  • The Great Escape: Nine Jews Who Fled Hitler and Changed the World, (2006), New York City, Simon & Schuster ISBN 0-7432-6115-1; auf deutsch: Die Flucht der Genies . Neun ungarische Juden verändern die Welt. Eine literarische Reportage, Übersetzt von Ruth Keen, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2010 ISBN 978-3-8218-6219-4
  • Enemies of the People. My Family's Journey to America, Simon & Schuster, New York City 2009 ISBN 978-1-4165-8612-8

Preise/Auszeichnungen

  • George Foster Peabody Award für eine Reportage (WCAU) über die VR China, 1973 [34]
  • Gannett Fellow an der Columbia University Graduate School of Journalism, 1988
  • Philadelphia Press Association Award for Best Television Feature Story
  • Channel 12 (Public Broadcast Service - PBS) Award for reporting
  • Marc H. Tanenbaum Foundation Award für ihr Engagement für die gegenseitige Toleranz der Religionen, 1997
  • Kostas Kyriazis Foundation Award für ihren Einsatz für die Pressefreiheit, 1997
  • Rebekah Kohut Humanitarian Award des National Council of Jewish Women, 2001
  • Matrix-Award for Women Who Change the World, 2002
  • Citizen's Committee of New York's Marietta Tree Award for Public Service, 2004
  • Edith Wharton Award for Journalism. 2004
  • Woodhull Institute's Changemakers Award for Ethical Leadership in the Arts, 2004

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Washington Post 7. September 2004: Reporter Ilona Marton Dies at 92
  2. conservationmagazine Januar/März 2007: Julia Marton-Lefèvre
  3. footprintnetwork / Bio
  4. MM – The Millions 30. März 2010: Interview mit Kati Marton
  5. New York Times 30. Oktober 2009: The Dossier + Foto: Ilona Marton mit ihren beiden Töchtern Julia und Kati
  6. Los Angeles Times 3. November 2005: Endre Marton, 95; Reporter Covered Postwar Regime in Hungary
  7. Los Angeles Times 3. November 2005: Endre Marton, 95; Reporter Covered Postwar Regime in Hungary
  8. Foto: Endre Marton
  9. New York Times 9. September 2004: Ilona Marton, 92; Hungary Reporter
  10. János Molnár: Foreign Correspondents in the 1956 Hungarian Revolution – hier: F.3
  11. Miskolc-Site / Ilona Marton – Prize-Winning Journalist + Abbildung
  12. New English Review, Mai 2010: Kati Comes Home: East European Jewry Confronts Ist Holocaust Secrets
  13. Washington Post 7. September 2004: Reporter Ilona Marton Dies at 92
  14. New English Review, Mai 2010: Kati Comes Home: East European Jewry Confronts Ist Holocaust Secrets
  15. Los Angeles Times 3. November 2005: Endre Marton, 95; Reporter Covered Postwar Regime in Hungary
  16. The Easthampton Star 22. Januar 2010: The Budapest File
  17. János Molnár: Foreign Correspondents in the 1956 Hungarian Revolution – hier: F.8
  18. New English Review, Mai 2010: Kati Comes Home: East European Jewry Confronts Ist Holocaust Secrets
  19. The Washington Post 18. Oktober 2009: Behind the Iron Curtain
  20. János Molnár: Foreign Correspondents in the 1956 Hungarian Revolution
  21. Time (Magazine) 4. Februar 1957: Exit from Budapest
  22. New York Times 23. Oktober 2006: Kati Marton: The Shadow of a Smile
  23. George Polk Award Winners / Liste
  24. Washington Post 7. September 2004: Reporter Ilona Marton Dies at 92
  25. Robert E. Peary H.S.: Dr. Ilona Marton Dies at 92…
  26. aglobalnews.com: Kati Marton
  27. Bookreporter.com / Autoren / Kati Marton
  28. PEN – American center: Kati Marton
  29. PEN – American Center: Kati Maron
  30. Jewish Telegraphic Agency, 12. Februar 1999
  31. Charlie Rose: In Books: 19. Dezember 2009 - Interview mit Kati Marton über ihr Buch „Enemies of the People“ – (19.00 Minuten): Kati Marton spricht über ihre Kindheit in Ungarn / Ermordung ihrer Großeltern in Auschwitz / Verfolgung, Inhaftierung ihrer Eltern, deren Flucht aus Ungarn – Emigration in die USA.
  32. marriage.about.com: Kati Marton and Richard Holbrooke Marriage
  33. Stefan Elfenbein: "Das Symbol der Nation - Ein Gespräch mit Kati Marton über Präsidenten und First Ladys" - Berliner Zeitung vom 27. Oktober 2001
  34. Peabody Award Collection Archives

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