- Kleistpark (Berlin)
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Der Heinrich-von-Kleist-Park, meist kurz Kleistpark genannt, ist eine Grünanlage im Norden des Berliner Ortsteils Schöneberg, Bezirk Tempelhof-Schöneberg, zwischen Potsdamer und Elßholzstraße.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die von Johann Sigismund Elsholtz im Jahr 1679 anstatt eines vorhandenen Hopfengartens als Hof- und Küchengarten und landwirtschaftlicher Mustergarten auf Anordnung des Großen Kurfürsten angelegte Grünanlage bei Schöneberg erhielt erstmals 1718 die Bezeichnung „Botanischer Garten“. Ab 1801 entstand hier ein 7,5 Hektar großer regulärer Botanischer Garten im heutigen Sinn.
Bevor der heutige Botanische Garten in Steglitz entstand, befanden sich dieser Botanische Garten und das zugehörige Königlich Botanische Museum mehr als zweihundert Jahre am Standort des heutigen Kleistparks. Der Naturforscher und Dichter Adelbert von Chamisso war hier von 1819 bis 1839 „Pflanzenaufseher“. Die Hauptattraktion des Botanischen Gartens war ein 1858 in Glas-Stahl-Bauweise errichtetes 17 Meter hohes Palmenhaus. Auch ein Victoria-regia-Haus wurde errichtet.
Nachdem dieser Teil Schönebergs nach Berlin eingemeindet wurde, wurde der Botanische Garten 1899-1910 wegen Platzproblemen auf die sechsmal größere Fläche der ehemaligen Domäne Dahlem verlegt. Es war zunächst vorgesehen, anschließend das Schöneberger Areal zu bebauen. Aufgrund einer von Berliner Zeitungen gestarteten Initiative wurde jedoch etwa die halbe Fläche als Park erhalten und die Idee zur Benennung des Parks geboren: Anlässlich des 100. Todestages von Heinrich von Kleist wurde der ehemalige Botanische Garten am 21. November 1911 in Heinrich-von-Kleist-Park umbenannt.
Sein heutiges Aussehen erhielt der Park durch die Gartenarchitekten Albert Brodersen (1909 bis 1911) und Georg Béla Pniower (1945). Ein Teil des heutigen Baumbestandes stammt noch aus dem Botanischen Garten. Die heute 5,7 ha große Anlage steht als Gartendenkmal unter Denkmalschutz.
Die Figur „Genius des Geistes“ im Heinrich-von-Kleist-Park ist eine von insgesamt drei erhaltenen Sockelfiguren (neben „Klio“ und „Allegorie der Wissenschaft“) eines im Zweiten Weltkrieg zerstörten Denkmals von Friedrich Wilhelm III. von Albert Wolff, das ursprünglich in der Mitte des Berliner Lustgartens und ab 1934 an dessen Westseite stand.
Seit 2002 findet jährlich unter dem Motto „Jazz an den Kolonnaden“ im Heinrich-von-Kleist-Park eine Konzertreihe (Musikfestival Berlin) statt; bereits zuvor gab es regelmäßig sommerliche Jazz-Frühschoppen.
Jenseits der Grunewaldstraße schließt sich seit dem Ende 2000 der Kurt-Hiller-Park an. Die kleine Grünfläche trägt den Namen des deutschen Schriftstellers und pazifistischen Publizisten Kurt Hiller, der laut Inschrift am Straßenschild mit dem Park als „Mitbegründer der homosexuellen Bürgerrechtsbewegung“ geehrt wird.
Bauten am Kleistpark
Königlich Botanisches Museum, Haus am Kleistpark
Das ehemalige „Königlich Botanische Museum“ in der Grunewaldstraße 6/7 an der Südseite des Parks wurde in den Jahren 1878–1880 von den Architekten Zastrau (1837–1899), Haesecke und Hellweg erbaut. Auch die dort untergebrachten botanischen Sammlungen wurden 1906 nach Dahlem umgesiedelt, seither wurde das Museum von der „Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen“ (im Dritten Reich in „Reichsstelle für Naturschutz“ umbenannt) genutzt. Das Gebäude kann deshalb als „Keimzelle des deutschen Naturschutzes“ bezeichnet werden. Kurzzeitig war im Gebäude auch eine Abteilung der „Reichsstelle für das Schulwesen“ untergebracht. Ab 1923 wurde es zusätzlich von der „Studiengemeinschaft für wissenschaftliche Heimatkunde“ genutzt. Im Januar 1944 zerstörte eine Bombe etwa ein Drittel des Gebäudes. Trotz mehrerer Bemühungen um einen Wiederaufbau wurde es nach dem Zweiten Weltkrieg lediglich notdürftig instandgesetzt, der Nord-Ostflügel fehlt noch heute.
Nach dem Krieg wurde das Haus von der „Hauptstelle für Erziehungs- und Schulwesen“ genutzt, von 1967 bis 1975 von der Volkshochschule des Bezirks Schöneberg. In dem denkmalgeschützten Gebäude, das seither „Haus am Kleistpark“ heißt, befinden sich seit 1967 zudem das Kunstamt Tempelhof-Schöneberg, das den mittleren Saal der drei (zusammen etwa 300 m² großen) Herbariums-Säle des ehemaligen Botanischen Museums in der oberen Etage als kommunale Galerie nutzt, das Heimatmuseum und Schöneberg-Archiv, sowie die Leo-Kestenberg-Musikschule.
Kunstschule, Medienhaus der Universität der Künste
Das 1920 im historistischen Stil als Staatliche Kunstschule für die gymnasiale Lehrerbildung erbaute Gebäude in der Grunewaldstraße 2–5, neben dem „Haus am Kleistpark“, diente bis 2000 als Fachbereich der Hochschule der Künste (HdK), heute ist es das „Medienhaus“ der Universität der Künste (UdK).
Königskolonnaden, Preußisches Kammergericht, Volksgerichtshof
Im Jahr 1910 wurden die 1780 von Carl von Gontard geplanten und von der Berliner Steinmetzfirma Zeidler&Wimmel aus Sandstein erbauten Königskolonnaden von der Königsbrücke am Alexanderplatz an den Parkzugang Potsdamer Straße versetzt. Die umgesetzten Kolonnaden waren für das von 1909 bis 1913 im historisierenden Neobarockstil, an der Stelle der ehemaligen Glashäuser des botanischen Gartens, errichtete Preußische Kammergericht an der Westgrenze des Parks vorgesehen. Vom August 1944 bis Januar 1945 tagte im Kammergericht auch der Volksgerichtshof. In dieser Zeit fanden unter anderem die von Roland Freisler geleiteten Schauprozesse gegen die Widerständler des „20. Juli 1944“ statt.[1] Ab 1945 war das Haus Sitz des Alliierten Kontrollrats, in ihm wurde 1971 das Viermächteabkommen unterzeichnet. Als letzte alliierte Einrichtung blieb bis 1990 die Luftsicherheitszentrale der Alliierten in dem Gebäude. Nach der Wiedervereinigung wurde es in deutsche Verwaltung zurückgegeben. Heute befindet sich dort das Berliner Kammergericht, der Verhandlungssaal kann von Gruppen nach Anmeldung besichtigt werden. Zugleich ist es seit 1992 Sitz des Berliner Verfassungsgerichtshofs und der Berliner Generalstaatsanwaltschaft.
Pallasseum
Hauptartikel: Berliner Sozialpalast
Das „Pallasseum“, im Volksmund „Sozialpalast“ genannt, ist eine 1976 errichtete Großwohnanlage an Stelle des 1973 abgerissenen Berliner Sportpalastes (Eigentümergesellschaft „Pallasseum Wohnbauten KG“) an der Pallasstraße.
U-Bahnhof Kleistpark
siehe U-Bahnhof Kleistpark
Sonstiges
Auf einer – nach dem Wegzug des Botanischen Gartens als Zwischennutzung angelegten – Rennbahn verunglückte am 18. Juli 1909 ein Schrittmacher-Motorrad, schleuderte ins Publikum, explodierte und tötete sieben Menschen, 21 wurden verletzt.
Literatur
- Aldona Gustas: Kleistpark. In: Die gespiegelte Stadt. 200 Jahre Gedichte über Berlin. Hrsg. von Gustav Sichelschmidt. Rembrandt-Verlag, Berlin 1971, ISBN 3-7925-0178-3.
- Ignaz Urban: Der Königlich Botanische Garten und das Botanische Museum zu Berlin in den Jahren 1878–1891. Zur Feier der Enthüllung der Eichler-Büste am 25. Oktober 1891. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1891 (=Sonderabdruck aus Engler's Botanischen Jahrbüchern, 14. Band, Heft 4, Beiblatt Nr. 32).
- Folkwin Wendland: Berlins Gärten und Parke von der Gründung der Stadt bis zum ausgehenden neunzehnten Jahrhundert. Das klassische Berlin. Propyläen, Berlin 1979, ISBN 3-549-06645-7, S. 186–196.
Weblinks
- Ansichten der Gebäude am Kleistpark
- Haus am Kleistpark
- Ansicht Heinrich-von-Kleist-Park
- Potsdamer Straße am Kleistpark mit den Königskolonnaden, Ansichtskarte von 1955
- Ehemalige Straße Am Kleistpark (heute aufgehoben)
- Königskolonnaden, bei „Denkmal-Netzwerk“
- Sanierung der Königskolonnaden
- Stuckrestaurierung der Königskolonnaden
- Pallasseum
Einzelnachweise
52.49222222222213.358611111111Koordinaten: 52° 29′ 32″ N, 13° 21′ 31″ O
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