Klinischer Behandlungspfad

Klinischer Behandlungspfad

Ein klinischer Behandlungspfad (engl.: clinical pathway) ist ein Beschreibungsmodell als Norm für einen Ablaufplan zur Durchführung einer medizinischen Behandlung in einem Krankenhaus. Dieser Ablaufplan kann als Entscheidungsbaum aber auch als einfacher Tagesablaufplan gestaltet sein [1].

Klinische Behandlungspfade werden – wenn möglich – unter Berücksichtigung existierender medizinischer Leitlinien entwickelt. Sie enthalten üblicherweise Qualitätsindikatoren, mit deren Hilfe ihre Berücksichtigung in der klinischen Praxis überprüft werden.

Inhaltsverzeichnis

Klinische Behandlungspfade in der klinischen Routine

Die klinischen Behandlungspfade als Instrument der Qualitätssicherung

Der Behandlungspfad wird Berufsgruppen-übergreifend und teilweise Fachabteilungen-übergreifend unter Wahrung festgelegter Behandlungsqualität und Nutzung der notwendigen und verfügbaren Ressourcen sowie unter Festlegung der Aufgaben und der Durchführungs- und Ergebnisverantwortlichkeiten entworfen. Der Behandlungspfad liefert die Vorgabe zur Steuerung des Behandlungsprozesses, unterstützt gleichzeitig die behandlungsbegleitende Dokumentation und erlaubt die Kommentierung. Abweichungen von der Norm werden zum Zwecke fortgesetzter Evaluation und Verbesserung notiert.

Die klinischen Behandlungspfade als Instrument der Workflow-Steuerung

Für die Steuerung in der klinischen Routine wird ein klinischer Behandlungspfad in der Regel als Muster erstellt und für die Behandlung im einzelnen Fall dann für den jeweiligen Patienten als individueller Ablaufplan instantiiert. Mit Beginn des Ablaufs werden den einzelnen Aktionen perspektiv Plantermine und Ressourcen zugeordnet, die sich aus den bekannten Mindestlaufzeiten für die einzelnen Aktionen ergeben. Welche der alternativ im Ablaufplan enthaltenen Aktionen tatsächlich erfolgen, entscheidet der behandelnde Arzt im weiteren Ablauf.

Das Steuerungsinstrument mit Zeitbindung

Ist der klinische Behandlungspfad als Ablaufplan für den einzelnen Fall instantiiert, kann er an Zeitsetzungen für vorgesehenen Anfang und voraussichtliche Dauer gebunden werden. Erst dann kann die Steuerung den klinischen Behandlungspfad mit Ereignismeldungen aus dem klinischen Ablauf verknüpfen, die durch Monitoring oder durch Erfassung im Kontext bestimmt sind.

Klinische Behandlungspfade als Planungsinstrument in der klinischen Routine

Das Planungsinstrument als Typ

Ohne ohne Instantiierung für einen Patienten ist der klinische Behandlungspfad ein Typ oder Muster. Dieser Typ dient der abstrakten Planung einer Behandlung, nicht als Instanz zur mitlaufenden Steuerung.

Für die Steuerung der einzelnen Behandlung eines Patienten oder Falls (engl. case) muss dieser Typ instantiiert werden mit den Identifikatoren der Beteiligten Ressourcen (Personal, Gerät, Raum) und der Identität des Patienten (case-ID) verkettet werden.

Die klinischen Behandlungspfade als Instrument der medizinischen Methodik

Die klinischen Behandlungspfade können das Gerüst einer medizinischen Leitlinie abbilden und dabei einzelne Methoden der Befunderhebung, der Diagnose, der invasiven Eingriffe oder minimal-invasiver Eingriffe, der Medikation und anderer Therapien einbinden. Durch den strukturierten Aufbau kann ein klinischer Behandlungspfad als Instrument der Arbeitsplanung für ein Team verwendet werden. Dieser Plan wird mit dem Fortschritt der Behandlung weiterentwickelt. Hierfür hat sich das Modell eines Tagesablaufplanes etabliert. Mit diesem ist eine klare Workflowe-Steuerung für die beteiligten Teams möglich.

Die klinischen Behandlungspfade als Instrument der Kostenplanung

Die klinischen Behandlungspfade können das Gerüst einer Kostenträgerrechnung bzw. Deckungsbeitragsrechnung im Krankenhaus liefern. Durch die strukturierte Dokumentation geplanter Behandlungen, Operationen, Medikamentengaben, Aufenthalte etc. kann ein klinischer Behandlungspfad als Instrument der Plankostenrechnung weiterentwickelt werden. Hierfür hat sich das Modell eines Tagesablaufplanes etabliert. Mit diesem ist eine klare Kostenanalyse für abgegrenzte Fallgruppen möglich.

Nutzen Klinischer Pfade

Der Nutzen klinischer Pfade konnte in mehreren systematischen Übersichtsarbeiten gezeigt werden. Ein systematischer Review zur Ergebnismessung der Wirksamkeit konnte durchwegs positive Auswirkungen klinischer Pfade auf die Outcomekriterien Versorgungsqualität, Sicherheit und Ressourcenverbrauch zeigen.[2] Ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2010 konnte zeigen, dass durch den Einsatz von Pfaden weniger Komplikationen, kürzerer Liegezeiten und geringeren Kosten erreicht werden [3]. Eine aktuelle Studie aus Deutschland kommt zum Ergebnis, dass sich die Implementierung von Pfaden positiv auf die Prozessqualität auswirkt, es aber fraglich ist, ob Aufwand und Nutzen in einem günstigen Verhältnis stehen.[4]

Beispiele für Anwendung zur Steuerung

Ein bekanntes Beispiel in der ambulanten Pflege ist die Lösung factis von Lohmann&Birkner, Berlin [5] aus der Checkpoint Suite.

Ein weiteres Beispiel bilden die CheckMe! Klinikstandards [6], welche Pfadvorlagen für die Gynäkologie zur lokalen Anpassung beinhalten.

Eine Anwendung mit gleichartiger Unterstützung in einem Krankenhaus-Informationsssystem wurde in der Chirurgischen Klinik I des Klinikums Ingolstadt für die Cholezystektomie eingeführt.

Literatur

  • Dykes, P.C. (2002) Entwurf und Einführung von interdisziplinären Versorgungspfaden - Ein Überblick. In: Dykes, P.C./Wheeler, K. (Hrsg.): Critical Pathways - Interdisziplinäre Versorgungspfade, Bern
  • Greiling, M./ Hessel, M./ Berger, K. (2004): Pfadmanagement im Krankenhaus, Stuttgart
  • Greiling, M./ Mormann, J./ Westerfeld, R. (2003): Klinische Pfade steuern, Kulmbach
  • Kahla-Witzsch, H.A./ Geisinger, T. (2004): Clinical Pathways in der Krankenhauspraxis, Stuttgart
  • Weßel, C. (1999): Behandlungspfade als Qualitätsmanagement-Instrumente. Dissertation, Universität Basel 1999.

Weblinks

  1. Definition nach Greiling, Medizincontrolling des Universitätsklinikums Münster
  2. Systematischer Review zur Ergebnismessung der Wirksamkeit. Endbericht. HTA-Projektbericht, 16. Wien: Ludwig Boltzmann Gesellschaft, 2008.
  3. Clinical pathways: effects on professional practice, patient outcomes, length of stay and hospital costs.Cochrane Database of Systematic Reviews 2010
  4. Perioperative quality of care is modulated by process management with clinical pathways, PubMed
  5. (Flyer factis)
  6. CheckMe! Klinikstandards

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