Kloster Böddeken

Kloster Böddeken
Gut Böddeken mit der Ruine der ehemaligen Klosterkirche

Das 1802 durch Preußen aufgelöste Kloster Böddeken zählte in der Geschichte des Fürstbistums Paderborn zu den bedeutendsten Ordenshäusern Westfalens. Im 15. Jahrhundert gehörte das Kloster sogar zu den einflussreichsten Klöstern Deutschlands mit europäischem Wirkungsgrad.

Noch heute kann man sich im "Gut Böddeken" von der einstigen Pracht und Bedeutung ebenso einen Eindruck machen, wie von seiner äußerst malerischen Lage in einem Tal der Paderborner Hochfläche in der Nähe der Wewelsburg (heute Stadt Büren im Kreis Paderborn).

Alte Darstellung bei Alexander Duncker

Gegründet wurde das älteste Kloster des Hochstiftes Paderborn 836 durch den Paderborner Archidiakon Meinolf als Frauenstift. Nur das Kloster Corvey war älter (815), wurde aber später vom Paderborner Bischof unabhängig. Wenig ist über die Frühzeit des Hauses bekannt. Die Gründung steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der Translatio der Reliquien des hl. Liborius von Le Mans nach Paderborn. Meinolf gelobte den Bau des Frauenklosters in "Bodicon". Die Legende erzählt, dass sich Meinolf an diesem Ort ein Hirsch mit einem Kreuz im Geweih gezeigt habe. Das Kanonissenstift wurde über die Jahre zu einem einflussreichen und wohlhabenden Kloster. Mehr und mehr wurden nur Frauen mit adeligem Hintergrund aufgenommen. Seit dem 11. Jahrhundert kam die Bezeichnung als Kanonissenstift auf.

Torhaus mit Darstellung des heiligen Meinolf in Böddeken

Es scheinen wirtschaftliche Schwierigkeiten gewesen zu sein, die das Kloster im 14. Jahrhundert in den Niedergang trieben. Auch gerieten ursprünglich religiöse Aufgaben durch die Versorgungsfunktion des Hauses für adelige Frauen in den Hintergrund.

Die innere Neugründung folgte Anfang des 15. Jahrhunderts durch die Reformbewegung der Windesheimer Kongregation. Zunächst übertrug 1408/09 der Paderborner Fürstbischof Wilhelm (1382-1428) die Rechte an niederländische Augustiner aus dem Kloster Windesheim bei Zwolle. Diese schlossen sich den Reformbewegungen an und machten aus dem Kloster eines der größten deutschen Klöster, mit mehr als 40 Chorherren und über 170 Laienbrüder. Die Mönche folgten einem sehr bescheidenen und arbeitsreichen Kodex, der nicht nur das Kloster selbst zur Blüte führte, sondern auch viele andere Klöster Europas befruchtete. Mönche aus Böddeken wanderten auch in die Schweiz und nach Frankreich. Das Reformkloster selbst war Anziehungspunkt für viele Besucher. Mit diesem Wiederaufbau und Ruhm eng verbunden ist der im päpstlichen Italien geschulte Kirchenreformer und Historiker Gobelin Person, der 1421 in Böddeken starb.

Datei:Kloster Böddeken.JPG
Ehem. Kloster und heutiges Gut Böddeken

Die Reformationszeit hatte, anders als in anderen Teilen des Hochstifts Paderborn, keine nachhaltigen Auswirkungen. Dennoch konnte das Kloster an seiner Blütezeit nicht mehr anknüpfen. Aus der Zeit zwischen 1502 und 1543 berichtete der Laienbruder Göbel aus dem Klosterleben.

Im Vorgriff auf den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 besetzten preußische Truppen am 3. August 1802 das Fürstbistum Paderborn. Am 19. Februar 1803 lösten Beamte und Soldaten das Augustinerkloster auf. Chorherr Welschof schrieb seine damalige Entrüstung nieder:

"Es sah recht heidnisch aus und man sollte geglaubt haben, es wäre Nabuchodonosor, welcher S.C. den Tempel zu Jerusalem ausplündern ließ, auf der tube gewesen, als man den Herrn Kommissarius mit seinem Referendair und Schreiber, und Administrator Gunst mit seiner Frau, und Verwalter und mit seinem Vater, dem Landvogt zu Neuhaus, mitten zwischen den heiligen Gefäßen, den Kelchen, Patenen, Monstranzen, Ciborien, Weihrauchfässern, Messekenchern, Waschetellern, Reliquienkästen und Leuchtern, welche entehrt und entheiligt auf der Erde herumlagen, sitzen, essen und trinken sah." [1]

Heute befindet sich unter anderem ein Internat mit 51 Plätzen für Kinder im Grundschulalter in der Anlage.

Literatur

  • Alfred Cohausz: „Aus den letzten Tagen des Klosters Böddeken,“ in: Die Warte, 1976, H. 9, S. 20f
  • Gudrun Gleba: Rezension zu: Rüthing, Heinrich (Hrsg.): „Die Chronik Bruder Göbels. Aufzeichnungen eines Laienbruders aus dem Kloster Böddeken 1502 bis 1543. Bielefeld 2005.“ In: H-Soz-u-Kult, 3. Mai 2006; [1]
  • Reinhard Oberschelb, Beiträge zur Geschichte des Kanonissenstiftes Böddeken (837-1408), in: WestfZs Nr. 118 (1968). S. 157ff.
  • Heinrich Rüthing: Die Chronik Bruder Göbels. Aufzeichnungen eines Laienbruders aus dem Kloster Böddeken 1502 bis 1543; Bielefeld 2005; ISBN 3-89534-567-9

Anmerkungen

Weblinks

51.5958972222228.67902222222227Koordinaten: 51° 35′ 45,2″ N, 8° 40′ 44,5″ O


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