- Kloster Maria Engelport
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Das Kloster Maria Engelport (auch: porta angelica) liegt am Rande des Hunsrücks im Flaumbachtal in der Nähe von Treis-Karden.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Entwicklung bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts
Das Kloster wurde 1220 auf Besitz von Emelrich von Monreal durch das Kloster Kumbd gegründet. Eine zweite Gründung erfolgte 1260 durch Philipp von Wildenburg und seine Frau Irmgard von Braunshorn. 1220 (d. h. ab der urkundlichen Erwähnung der Stiftung 1220) siedelten hier Zisterzienserinnen, Dominikanerinnen und Prämonstratenserinnen. Zwischendurch war die Anlage aber immer wieder verlassen, wenn entweder die Landwirtschaft unrentabel oder die Schwestern vertrieben wurden. Eine herausragende Persönlichkeit in der Geschichte des Klosters ist die selige Beatrix, Priorin von Engelport und möglicherweise eine Tochter Philipps II. von Wildenburg. Zu ihrer Zeit (im Jahre 1272) nahm der Konvent die Gebräuche des Prämonstratenserordens an, die er bis zur Auflösung 1802 beibehielt.
Von 1450 bis 1532 wirkte die als Selige verehrte Prämonstratenserin Margaretha Kratz von Scharfenstein (1430-1532), 82 Jahre lang als "Meisterin" (Priorin) des Klosters. Sie ist die Urgroßtante des Wormser Bischofs Philipp II. Kratz von Scharfenstein[1][2]
Engelport nach 1900
Nachdem das Kloster seit Ende des 18. Jahrhunderts Ruine war, gelangte es auf Betreiben des Pommerner Pfarrers Peter Haubrich 1903 in den Besitz der deutschen Provinz der Ordensgemeinschaft der Hünfelder Oblaten, die 1904/05 einen Neubau errichteten. Nach dem Bau der Kirche in Kail hatte sich der damals 60-jährige Peter Haubrich die Neugründung von Engelport zur neuen Lebensaufgabe gemacht.[3]
Die Klosterkirche in neugotischem Stil ist nach Nordwesten ausgerichtet und nicht geostet, wie es früher üblich war. Nach Südosten schließt sich das Hauptgebäude an, sodass sich zur Straße hin eine lange Front ergibt. In der Mitte dieser Front steht der Kirchturm mit dem Haupteingang.
Maria Engelport ist ein Wallfahrtsort, an dem die Muttergottes und ihre Mutter, die heilige Anna, verehrt werden. Außerdem gibt es eine Reliquie des heiligen Bischofs und Ordensgründers Eugen von Mazenod.
Das Gnadenbild „Unsere liebe Frau von Engelport“ ist eine 88 cm hohe Statue Mariä mit dem Kinde, eine aus Holz geschnitzte und farbig gefasste, teilweise vergoldete Figur aus dem frühen 15. Jahrhundert, die als kölnische Arbeit gilt. Die genaue Herkunft und der Verbleib während der Jahrhunderte sind nicht nachzuweisen. Es wird angenommen, dass die Statue, die in einer Seitenkapelle steht, das Geschenk eines Kölners an das Kloster war und die letzte Vorsteherin sie nach Auflösung des Hauses mit nach Trier nahm. Domvikar Josef Hulley (Trier) überließ sie Pfarrer Haubrich, der die Figur 1913 nach Restaurierung dem Kloster gab. Ein bemerkenswertes Detail der Darstellung ist der geweihte Weck in der linken Hand der Muttergottes.[4]
Auf einem Seitenaltar steht eine Anna selbdritt, eine Darstellung der heiligen Anna mit Maria und dem Jesuskind. Das aus dem frühen 16. Jahrhundert stammende Bildnis zeigt Maria zwar als Erwachsene, aber in der Größe eines Kindes. Auch diese 42 cm hohe Skulptur aus Birnbaumholz kam aus der Sammlung Hulley nach Engelport.[4]
Aufgaben und Dienstleistungen des Klosters
Das Kloster wurde Ausbildungsstätte für Brüder-Missionare in der deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (Namibia). Nach dem Ersten Weltkrieg diente es bis in die 1960er-Jahre unter anderem dem Noviziat für die deutsche Provinz der Ordensgemeinschaft. Bekannte Oblaten wie die von den Nationalsozialisten verfolgten Patres Friedrich Lorenz und Engelbert Rehling oder Bischof Rudolf Maria Koppmann, der langjährige apostolische Vikar von Windhuk, wurden hier in das Ordensleben eingeführt.
Heute bietet die Ordensgemeinschaft Räumlichkeiten für Wallfahrtsgruppen, Besinnung, Tagungen und Exerzitien an (1998 umfassende Renovierung). Die idyllische und abgeschiedene Lage lockt vor allem im Sommer viele Besucher zum Wandern in das schattige Flaumbachtal. Die Klosterküche verfügt über eine ausgezeichnete Gastronomie. An Sonn- und Feiertagen besteht die Möglichkeit, einen der drei Gottesdienste mitzufeiern, wovon vor allem die Bewohner des Umlands in Hunsrück, Eifel und Moseltal regen Gebrauch machen.
Siehe auch
Kirchen und Klöster in Rheinland-Pfalz
Einzelnachweise
- ↑ Webseite zur Seligen Margaretha Kratz von Scharfenstein
- ↑ Zu Margaretha Kratz von Scharfenstein, aus dem Rheinischen Antiquarius, Seite 741
- ↑ Rheinland-Pfälzische Personendatenbank – Peter Haubrich
- ↑ a b Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. Deutscher Kunstverlag, München 1959, S. 342 u. 343. (Unveränderter Nachdruck: 1984, ISBN 3-422-00561-7)
Literatur
- Alfons Friderichs: Kloster Maria-Engelport. Rheinische Kunststättenhefte, Heft 3/1976.
- Norbert J. Pies: Zur Geschichte von Kloster Maria Engelport. 13 Bände sowie einige Broschüren.
Weblinks
Commons: Kloster Maria Engelport – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Homepage des Klosters
- Literatur über Engelport auf der Website von Dr. Norbert J. Pies
- SWR Sendung Hierzuland
50.1252472222227.2784916666667Koordinaten: 50° 7′ 31″ N, 7° 16′ 43″ OKategorien:- Oblatenkloster (OMI)
- Kloster in Rheinland-Pfalz
- Kloster (13. Jahrhundert)
- Kirchengebäude im Hunsrück
- Kulturdenkmal im Landkreis Cochem-Zell
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- Ehemaliges Zisterzienserinnenkloster in Rheinland-Pfalz
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