Kloster Tempzin

Kloster Tempzin

Das Kloster Tempzin liegt bei Brüel im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern.

Klosterkirche Tempzin, Foto: 2007

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Antoniterkloster Tempzin wurde im Zuge der Christianisierung Mecklenburgs am 7. Juni 1222 durch Fürst Heinrich Borwin I., seine Gattin Adelheid und seine Söhne erster Ehe Heinrich Borwin II. und Nikolaus II. als Präzeptorei und Hospital gegründet und mit Grundbesitz (Hof Tunischin) ausgestattet. Die ersten Mönche kamen aus dem Mutterkloster in Grünberg in Hessen.

1277 schenkte der pommersche Herzog Barnim I. dem Kloster den auf der Insel Wollin gelegenen Ort Schwantust (heute: Świętouść), Fürst Heinrich von Mecklenburg 1306 den Tempziner See samt Fischereirechten, 1340 Herzog Barnim der Jüngere von Pommern einen Hof von viereinhalb Hufen bei der Burg Demmin. 1387/88 erwarb das Kloster das Dorf Blankenberg von Ritter Heinrich von Bülow auf Kritzow.

In dieser Zeit blieb die Präzeptorei vollständig vom Grünberger Mutterkloster abhängig, das das Personal kontrollierte und die überschüssigen Erträge vereinnahmte. Petrus Barlonis erwirkte als Präzeptor (1390-1417) von Papst Johannes XXIII. am 3. März 1416 das Privileg, Ordensbrüder in Eigenverantwortung aufzunehmen, und leitete so die Loslösung von Grünberg ein. 1391 gründete er die bald verselbständigte Tochterpräzeptorei Mohrkirch in Schleswig. Im Jahr 1470 folgte Præstø in Dänemark und im Jahr 1514 eine Zweigstelle in Frauenburg in Preußen.

Seit Ende des 14. Jahrhunderts setzte auch eine erhebliche Vermehrung des klösterlichen Besitzes ein. Erworben wurde u.a. der Hof Werder auf der Westseite des Tempziner Sees (1390), das Dorf Jülchendorf (1398), den Kiwitteshof (1399), das Dorf Ventschow in der Vogtei Sternberg (1400), Hof und Dorf Zahrensdorf (1406/07) u.a.m.

Mit Barlonis Tod erstarkte der Einfluss des Mutterklosters Grünberg, das seine Nachfolger benannte und Tempzin vorübergehend wieder in die alte Abhängigkeit brachte. Nach jahrelanger Gängelung und Misswirtschaft erhoben die Tempziner Brüder 1479 hiergegen Protest.

Mit dem Beschluss des Landtags an der Sagsdorfer Brücke bei Sternberg wurde 1549 in ganz Mecklenburg der lutherische Glauben eingeführt. Das Kloster wurde auf herzoglichen Erlass vom 25. November 1550 säkularisiert und dem herzoglichen Rat Detlevis zu Lehen gegeben. Die Klosterkirche wurde 1589 in eine Pfarrkirche umgewandelt.

Präzeptoren

Präzeptoren wurden die Vorsteher der Antoniusklöster genannt.

  • 1390-1417 Petrus Barlonis
  • 1478-1490 Gerhard Schütte (Sagittarius)
  • 1490-1500 Barthold Ponnick, (Punick oder Ponink)
  • 1500-1518 Johann Kran
  • 1518-1529 Johann Wellendorp
  • 1529-1550 Gregorius Detlevi, der letzte Präzeptor, unter dem das Kloster säkularisiert wurde und der noch 1571 zu Rostock lebte.

Kirchenbau

Der Bau der heutigen spätgotischen Kirche begann Anfang des 16. Jahrhunderts. Sie besteht aus dreischiffigem Langhaus und einem einschiffigen langgestreckten, polygonalen Chor. Der 1411 aufgestellte Hauptaltar, eines der Hauptwerke spätmittelalterlicher Tafelmalerei in Mecklenburg, gehört heute zu den Sammlungen des Staatlichen Museum in Schwerin und wird in der Ausstellung mittelalterlicher Kunst im Schloss in Güstrow ausgestellt. 1998 begann die Sanierung der Kirche.

Die Klosterkirche von Süden
Foto: 2007
Das Warmhaus
Foto: 2007
Ruine eines Klostergebäudes

Klosterbauten

Neben der Kirche sind weitere Bauten der früheren Klosteranlage erhalten. Das auf gotischen Ursprung zurückgehende Warmhaus (Baujahr 1496) ist mit mehreren Kaminen ausgestattet, von denen der größte 4 mal 4 Meter misst. Es diente Pilgern als Obdach und war Krankenstation für die am Antoniusfeuer (Mutterkornpilz) Erkrankten. Das Warmhaus wurde noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Scheune genutzt und ist mittlerweile renoviert und als Begegnungsstätte hergerichtet. Der Wirtschafterbau wird als Pilgerherberge genutzt.

Literatur

  • Friedrich Schlie:Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Band 3, Schwerin i. M. 1899, S. 397-418

Weblinks

 Commons: Kloster Tempzin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
53.762511.685555555556

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste der Klöster, Stifte und Komtureien in Mecklenburg-Vorpommern — Name Ort Koord. Gründung Orden Besonderheiten, spätere Nutzung Abbildung Kloster Stolpe Stolpe Koord.53.87325 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Klöster — Dies ist eine Liste von bestehenden und ehemaligen Klöstern, geordnet nach Ordensgemeinschaft und Land. Inhaltsverzeichnis 1 Listen von Klöstern 2 Katholisch 2.1 Antoniter 2.2 Augustiner Chorherren …   Deutsch Wikipedia

  • Zahrensdorf — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Antoniter — Antoniterkreuz in Frankfurt Höchst Der Antoniter Orden (Canonici Regulares Sancti Antonii (CRSAnt); auch Antoniusorden, Antoniter oder Antonianer) war ein christlicher Hospital Orden. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte …   Deutsch Wikipedia

  • Antoniterkloster — Antoniterkreuz in Frankfurt Höchst Der Antoniter Orden (Canonici Regulares Sancti Antonii (CRSAnt); auch Antoniusorden, Antoniter oder Antonianer) war ein christlicher Hospital Orden. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte …   Deutsch Wikipedia

  • Antoniterorden — Antoniterkreuz in Frankfurt Höchst Der Antoniter Orden (Canonici Regulares Sancti Antonii (CRSAnt); auch Antoniusorden, Antoniter oder Antonianer) war ein christlicher Hospital Orden. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte …   Deutsch Wikipedia

  • CRSAnt — Antoniterkreuz in Frankfurt Höchst Der Antoniter Orden (Canonici Regulares Sancti Antonii (CRSAnt); auch Antoniusorden, Antoniter oder Antonianer) war ein christlicher Hospital Orden. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte …   Deutsch Wikipedia

  • Christoph (Mecklenburg) — Das Grabmal von Christoph von Mecklenburg im Dom zu Schwerin Christoph von Mecklenburg (* 30. Juli 1537 in Augsburg; † 4. März 1592 im Kloster Tempzin), Sohn des Herzogs Albrecht VII. zu Mecklenburg [ Güstrow] und …   Deutsch Wikipedia

  • Christoph II. von Mecklenburg — Das Grabmal von Christoph von Mecklenburg im Dom zu Schwerin Christoph von Mecklenburg (* 30. Juli 1537 in Augsburg; † 4. März 1592 im Kloster Tempzin), Sohn des Herzogs Albrecht VII. zu Mecklenburg [ Güstrow] und …   Deutsch Wikipedia

  • Christoph von Mecklenburg — Das Grabmal von Christoph von Mecklenburg im Dom zu Schwerin Christoph von Mecklenburg (* 30. Juli 1537 in Augsburg; † 4. März 1592 im Kloster Tempzin), Sohn des Herzogs Albrecht VII. zu Mecklenburg [ Güstrow] und …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”