- András Schiff
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András Schiff [ˈɒndraːʃ ʃif] (* 21. Dezember 1953 in Budapest) ist ein ungarischer Pianist und Dirigent.
Inhaltsverzeichnis
Leben
András Schiff, Generationskollege von Zoltán Kocsis und Dezső Ránki, studierte an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest u.a. bei Ferenc Rados und György Kurtág, später in London bei George Malcolm. Schiff tritt international auf, sowohl als Solist als auch zusammen mit bekannten Orchestern, beispielsweise dem Chicago Symphony Orchestra, den Wiener Philharmonikern und den Berliner Philharmonikern.
Schiff ist seit 1999 Gründer und Dirigent des international auftretenden Kammerorchesters Cappella Andrea Barca.
Von 1989 bis 1998 leitete Schiff das Mondsee-Festival in der Nähe von Salzburg. Gemeinsam mit Heinz Holliger gründete er 1995 die „Ittinger Pfingstkonzerte“ in der Kartause Ittingen.
Gegen das ungarische Mediengesetz und die Einmischung der Politik in die Kultur unter der Orbán-Regierung verfasste Schiff in Januar 2011 mit mehreren Künstlern eine Resolution. In Interviews teilte er mit, dass er nicht mehr in Ungarn konzertieren werde, weil er dort Persona non grata sei[1] und er von antisemitischer Hetze persönlich bedroht werde[2].
Schiff ist mit der Violinistin Yuuko Shiokawa verheiratet. Er lebt in Florenz.
Auszeichnungen - Preise
- 1974 Tschaikowski-Wettbewerb (Moskau)
- 1991 Bartók-Preis
- 1994 Claudio-Arrau-Medaille der Robert-Schumann-Gesellschaft Düsseldorf
- 1996 Kossuth-Preis
- 1997 Léonie-Sonning-Musikpreis
- 2003 Bremer Musikfest-Preis
- 2006 Ehrenmitglied des Beethoven-Hauses Bonn
- 2009 Ehrenpreis des Klavierfestivals Ruhr
- 2011 Robert-Schumann-Preis (Zwickau)[3]
- 2011 Aufnahme in den Orden Pour le Mérite[4]
Repertoire
Schiff gilt als feinsinniger Interpret der Musik von Mozart, Beethoven und Schubert. Besonders wichtig ist ihm die Pflege des Klavierschaffens seines Landsmannes Béla Bartók. Daneben widmet er sich intensiv dem Werk von Johann Sebastian Bach. Dabei folgt er nicht der historischen Aufführungspraxis, sondern bietet die Musik Bachs üblicherweise auf modernen Flügeln, allerdings verschiedener Bauart (Bösendorfer, Steinway) dar. Trotzdem gehört für ihn die Beschäftigung mit historischen Erkenntnissen (Verzierungen, Artikulation, Phrasierung) untrennbar zum Interpretationsvorgang. Gleichzeitig verzichtet er auf jegliche pianistische Selbstdarstellung, so dass seine Interpretationen eine introvertierte und beinahe intime Prägung haben. Schiff trat 1994 auch als Solist bei Beethovens Klavierkonzert G-Dur unter dem Dirigat von Dietrich Fischer-Dieskau auf. Zuletzt waren Schiff und Fischer-Dieskau gemeinsam bei den Ittinger Pfingstkonzerten 2003 in „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ von Viktor Ullmann zu hören.
Aufnahmen und Veröffentlichungen
Von Schiff liegen Einspielungen sämtlicher Sonaten von Mozart, Beethoven und Schubert sowie der Klavierkonzerte Mozarts vor, außerdem aller großen Solo-Klavierwerke J. S. Bachs. Zusammen mit Peter Schreier hat er Lieder von Beethoven, Schubert und Schumann aufgenommen, mit Robert Holl Lieder von Brahms und Schumann. Er musizierte 1991 und 1992 mit Dietrich Fischer-Dieskau Schuberts „Die schöne Müllerin“, bei TDK ist eine DVD-Aufnahme des denkwürdigen Konzertes von der Schubertiade in Feldkirch 1991 erschienen. cpo veröffentlichte 2007 eine Box mit 6 CDs (Klavier solo).[5]
Im Herbst 2011 erschien eine Doppel-CD mit Werken von Schumann beim Label ECM.[6]
Literatur
- Beethovens Klaviersonaten und ihre Deutung - „Für jeden Ton die Sprache finden...“. András Schiff im Gespräch mit Martin Meyer. Verlag Beethoven-Haus Bonn / Carus-Verlag 2007. ISBN 978-3-88188-107-4
Weblinks
- Werke von und über András Schiff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Interview mit András Schiff, März 1997
- Rezension der ZEIT zu A. Schiff, Einspielung Goldberg-Variationen
- Andras Schiff: Beethoven Lecture-recitals at Wigmore Hall, London (englisch)
- Rezension der ZEIT zu A. Schiff, Einspielung aller 32 Beethoven-Klaviersonaten
- Kurzbiografie bei pittsburghsymphony.org
- FAZ-Gespräch mit András Schiff 16. Januar 2011
- Schiff im Gespräch mit Wolf-Dieter Seiffert
Einzelnachweise
- ↑ news.de: András Schiff will nicht mehr in Ungarn auftreten
- ↑ Interview mit Alex Rühle: Wo man Europas Werte mit Füßen tritt, Süddeutsche Zeitung, 8. April 2011
- ↑ Schumann-Preis für András Schiff. In: Saarbrücker Zeitung (Kultur) vom 9. Februar 2011, S. B4
- ↑ Pressemitteilung zur Aufnahme in den Orden Pour le Mérite
- ↑ jpc.de
- ↑ www.ecmrecords.com
John Eliot Gardiner (1998) | Gidon Kremer und Kremerata Baltica (1999) | Klaus Maria Brandauer und Thomas Hengelbrock (2000) | Jessye Norman (2001) | Nikolaus Harnoncourt (2002) | András Schiff (2003) | Roger Norrington (2004) | Marc Minkowski (2005) | Anne Sofie von Otter (2006) | Kristjan Järvi und sein Absolute Ensemble (2007) | Fazıl Say (2008) | Hélène Grimaud (2009) | Jos van Immerseel (2010)
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