Gidon Kremer

Gidon Kremer

Gidon Markowitsch Kremer (lett. Gidons Krēmers; * 27. Februar 1947 in Riga) ist ein lettischer Violinist deutsch-jüdischer Abstammung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kremer wurde 1947 in Riga als Sohn deutschstämmiger Eltern geboren. Sein Großvater und sein Vater waren Geiger und Musikpädagogen, und so erhielt Kremer im häuslichen Kreis bereits als Kind Musikunterricht. 1954 besuchte er das Konservatorium von Riga und nahm Unterricht bei Voldemārs Stūresteps. Bereits mit sechzehn wurde er mit dem Ersten Preis der lettischen Republik ausgezeichnet.

1965 ging Kremer an das Moskauer Konservatorium, wo er Schüler von David Oistrach wurde. 1967 war er Preisträger beim Concours Reine Elisabeth in Brüssel (3. Platz), zwei Jahre später gewann er den Paganini-Wettbewerb in Genua, 1970 wiederum den Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau.

Als Mitglied des Leningrader Kammerorchesters entwickelte Kremer in den 1970er Jahren gemeinsam mit Emil Gilels und Lazar Gosman Aufarbeitungen von mehr als 200 Werken der Kammermusik, darunter Stücke von Dmitri Schostakowitsch und Benjamin Britten. Er gab 1975 sein erstes Konzert in (West-)Deutschland, und 1976 spielte er bei den Salzburger Festspielen in der Uraufführung von Hans Werner Henzes Chaconne für Solovioline und Kammerorchester „Il Vitalino raddoppiato“. 1977 gab er sein Debüt in den USA. Im selben Jahr heiratete er die Pianistin Jelena Baschkirowa. 1978 entschied sich Kremer, nicht mehr in die (damalige) UdSSR zurückzukehren. 1980 stieg er auf eine Stradivari aus dem Jahr 1734 um, die „Ex-Baron von Feilitzsch“, anschließend auf eine Guarneri del Gesù (ex David) aus dem Jahre 1730. Zurzeit spielt er eine Nicola Amati aus dem Jahre 1641 [1].

1981 gründete Kremer das Kammermusikfest Lockenhaus, das seitdem jedes Jahr im Sommer stattfindet, seit 1992 unter dem Namen Kremerata Musica. 1997 gründete er das Streichorchester Kremerata Baltica mit jungen Musikern aus den baltischen Staaten [2]. Im selben Jahr wurde er als Nachfolger von Yehudi Menuhin zum künstlerischen Leiter des Festivals in Gstaad ernannt. Seit 2002 ist er künstlerischer Leiter des Basler Festivals les muséiques und ist außerdem im Künstlerischen Beirat der Kronberg Academy. Seit 2004 veranstaltet er Ende Juni/Anfang Juli mit der Kremerata Baltica ein Festival in der lettischen Stadt Sigulda.

1993 veröffentlichte Kremer das Buch Kindheitssplitter, dem 1997 Obertöne und 2003 Zwischen Welten folgten. Die Bücher enthalten autobiografische Erzählungen und Auseinandersetzungen mit künstlerischen Themen.

Kremer hat mit allen bedeutenden Orchestern und Dirigenten (Leonard Bernstein, Herbert von Karajan, Christoph Eschenbach, Nikolaus Harnoncourt, Lorin Maazel, Riccardo Muti, Zubin Mehta, James Levine, Valery Gergiev, Claudio Abbado und Sir Neville Marriner) gespielt und über 100 CDs für die Labels Melodija, Teldec, BIS Records, Nonesuch, Sony, ECM und Deutsche Grammophon eingespielt. Zu seinen Kammermusikpartnern gehören u. a. Martha Argerich, Mischa Maisky, Oleg Maisenberg, Eduard Brunner, Kim Kashkashian, Isabelle van Keulen, Waleri Afanassjew und Tabea Zimmermann.

Er spielte zahlreiche Werke zeitgenössischer Komponisten und nahm sie auch auf (als Uraufführungen: Sofia Gubajdulinas Offertorium, Arvo Pärts Tabula Rasa für zwei Violinen und Stabat Mater, Michael Nymans erstes Violinkonzert). Außer den klassischen Komponisten hat er Werke von Alfred Schnittke, Gia Kantscheli, Valentin Silvestrov, Luigi Nono, Aribert Reimann, Peteris Vasks, Kaija Saariaho und John Adams im Programm. In den neunziger Jahren kümmerte er sich ausgiebig um das kompositorische Werk von Astor Piazzolla.

Preise und Auszeichnungen

Werke

Bücher

Literaturverzeichnis

  • Wolf-Eberhard von Lewinski: Gidon Kremer. Interviews, Tatsachen, Meinungen (Große Interpreten), Mainz: Schott 1982, ISBN 3-7957-8214-7

Weblinks

Fußnoten

  1. Website der Kremerata Baltica
  2. „Perfect isn't good enough“ in: Guardian unlimited

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gidon Kremer — Datos generales Nacimiento 27 de febrero de 1947, Riga  Unión Soviética …   Wikipedia Español

  • Gidon Kremer — Pour les articles homonymes, voir Kremer. Gidon Kremer Naissance 27 février 1947 Rīga …   Wikipédia en Français

  • Gidon Kremer — Infobox musical artist Name = Gidon Kremer Background = non vocal instrumentalist Born = birth date and age|1947|02|27 flagicon|USSR Riga, USSR Genre = Classical Occupation = violinist Years active = Associated acts = Kremerata Baltica URL =… …   Wikipedia

  • Kremer — ist der Familienname folgender Personen: Aleksander August Kazimierz Kremer (1813–1880), österreichisch polnischer Mediziner und Philanthrop Alfred Kremer (1895–1965), deutscher Maler Alfred von Kremer (1828–1889), österreichischer Orientalist… …   Deutsch Wikipedia

  • Kremer — may refer to: People * Gerard de Kremer, Gerardus Mercator * Gidon Kremer, a celebrated Latvian violinist and conductor. * Józef Kremer (1806 1875), Polish philosopher * Marie Kremer (*1982), Belgian actress * Warren Kremer * Michael Kremer *… …   Wikipedia

  • Kremer — es un apellido: Anne Kremer (nacida en 1975), tenista luxemburguesa. Gidon Kremer (nacido en 1947), violinista y director de orquesta letón. Esta página de desambiguación cataloga artículos relacionados con el mismo título. Si llegaste aquí a… …   Wikipedia Español

  • Kremer — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom.  Pour l’article homophone, voir Cremer. Patronyme Kremer est un nom de famille notamment porté par : Józef Kremer (1806 1875), philosophe… …   Wikipédia en Français

  • Kremer — Kremer,   1) Alfred Freiherr (seit 1882), Orientalist und Diplomat, * Wien 13. 5. 1828, ✝ Döbling (heute zu Wien) 27. 12. 1889; 1870 Generalkonsul in Beirut, 1880 81 Handelsminister; seine kulturhistorischen Arbeiten zum Islam waren bahnbrechend …   Universal-Lexikon

  • Gidons Krēmers — Gidon Kremer Pour les articles homonymes, voir Kremer. Gidon Kremer Naissance 27 février  …   Wikipédia en Français

  • Kim Kashkashian — Kashkashian durant une répétition à Malboro, Vermont en 2008 Kim Kashkashian, née à Détroit dans le Michigan aux États Unis le 31 août 1952, est une altiste américaine d origine arménienne …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”