Konrad von Boyneburg

Konrad von Boyneburg
Konrad von Boyneburg

Konrad Kurt von Boyneburg der Ältere (auch „der kleine Hesse“ genannt; * 1494; † 29. Juni 1567 in Schelklingen) war ein bekannter Anführer der Landsknechte unter Kaiser Karl V.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Konrad Reichsfreiherr von Boyneburg, auch „von Bem(m)elberg“ genannt, wurde 1494 in Bischhausen geboren. Er gelangte als Page im Alter von zwölf Jahren zusammen mit einem Sohn aus der Nachbarschaft, dem hochgewachsenen Heinrich Treusch von Buttlar von der Burg Brandenfels (im jetzigen Südringgau), an den Hof des Herzogs Eberhard II. von Württemberg. Schon damals wurde er auf seinen Spitznamen, „der kleine Hess“ festgelegt und sogar als „Clainhess“ in Urkunden erwähnt.

1504 trat Konrad von Boyneburg als „Junker“ in das Württemberger Aufgebot ein, das unter Herzog Ulrich von Württemberg für Maximilian I. während des Landshuter Erbfolgekrieges 1504/05 kämpfte. Anschließend zog er 1505 im kaiserlichen Heer gegen Venedig.

Wappen der süddeutschen Linie der Freiherren von Boyneburg, welche sich von Bem(m)elberg nannten

1514 zeichnete sich von Boyneburg auch bei der grausamen Niederschlagung des Bauernaufstandes „Armer Konrad“ aus. 1515 verließ von Boyneburg jedoch den Stuttgarter Hof, da sein Freund Ludwig von Hütten aus einem bagatellären Anlass auf der Jagd von Herzog Ulrich getötet wurde.

Er ging vorübergehend zurück in den Ringgau, stellte sich in die Dienste des Landgrafen Philipp von Hessen und kämpfte 1519 im Heere des Schwäbischen Bundes gegen seinen früheren Herrn, Herzog Ulrich von Württemberg, der sich den Zorn des Hochadels zugezogen hatte. Anschließend beteiligte sich Boyneburg 1521 an der Fehde Franz von Sickingens gegen Trier.

Boyneburg lernte den Feldhauptmann Georg von Frundsberg kennen, trat mit ihm als Söldner in habsburgische Dienste und stritt mit Karl V. um das französische Burgund gegen Franz I. von Frankreich.

1523 kämpfte Konrad von Boyneburg bei Mailand und nahm Lodi, Cremona und Genua ein. 1524 wurde er in Pavia mit eingeschlossen. Frundsberg, der ein Heer von ca. 12.000 Landsknechten befehligte, ernannte seinen Freund und Vertrauten Boyneburg zum Generallieutenant und zu seinem Stellvertreter. Seinen Feldherrnstab zierte der Wahlspruch „Ist das endt gutt, so istes alles gutt“.

Nachdem Boyneburg vor Mantua den Herzog von Urbino besiegt hatte, zog er unter Karl von Bourbon gegen Rom. Als im März 1526 Frundsberg ein Schlaganfall traf, übernahm Boyneburg den Oberbefehl über 35 Fähnlein Landsknechte mit denen er am 6. Mai 1527 die Vororte Gianicolo und S. Spirito von Rom stürmte. Anschließend erstürmte er mit 30 Fähnlein die Sixtusbrücke, die unter dem Feuer der Kanonen der Engelsburg lag. Da man den deutschen Landsknechten den Sold vorenthielt und ihnen verbot zu plündern, brach unter ihnen ein Aufruhr los. Der selbst über diese Missstände empörte Boyneburg sah sich außerstande seine Landsknechte zu beruhigen und legte daraufhin den Oberbefehl nieder. Die daraufhin beim berüchtigten Sacco di Roma erfolgten Massaker, Plünderungen und Zerstörungen wurden als die schlimmsten bezeichnet, die Rom seit dem Untergang des römischen Reiches erlebt hatte.

1530 kehrte Boyneburg, nachdem er den Oberbefehl wieder übernommen und Neapel entsetzte hatte, nach Deutschland zurück, begleitete den Kaiser auf den Reichstag zu Augsburg, und wurde von Karl V. zum „Goldenen Ritter“ geschlagen.

Boyneburg zeichnete sich danach durch die Eroberung von Florenz und 1532 im Krieg gegen die Osmanen aus. 1534 wurde er in Laufen im Kampf gegen Philipp von Hessen und Ulrich von Württemberg geschlagen und verwundet. Zum Lohn erhielt er 1530 die Pfandherrschaft über die Herrschaften Ehingen, Schelklingen und Berg samt Stadtschloss Ehingen und Burg Hohenschelklingen und weitere Besitztümer bei Augsburg.

1536 focht er auf der Seite des Kaisers Karl V. am zweiten Romzug erneut gegen die Franzosen, 1542 kämpfte er erfolgreich gegen die Türken und nahm 1544 auch an den weiteren Kämpfen gegen Frankreich und am Schmalkaldischen Krieg teil. Als Organisator und erfahrener Feldobrist verfasste er 1544/1545 eine „Kriegsordnung für Landsknechte“. Im Schmalkaldischen Krieg allerdings verließ ihn sein Glück, wegen der Übergabe von Reims an die protestantischen Fürsten verlor er kurzzeitig die Gunst des Kaisers. 1557 half er Philipp II. von Spanien die Schlacht bei St. Quentin gegen die Franzosen siegreich zu beenden. Von König Ferdinand I. erhielt er den Titel eines „Hofkriegsrates“ und „Feldhauptmannes“.

In Schelklingen heiratete er im gereiften Mannesalter Susanna von Neuhausen und gründete damit die in Süddeutschland als Freiherren von Bem(m)elberg bis Anfang des 19. Jahrhunderts blühende Familie. Sein gleichnamiger Sohn Konrad von Bem(m)elberg der Jüngere übernahm zunächst die Pfandherrschaft über Ehingen, Schelklingen und Berg. Nach der Aufkündigung dieser Pfandherrschaft durch Österreich erwarb er 1568 die Herrschaft Hohenburg-Bissingen. Nach dem Tode Konrad von Bemelbergs des Jüngeren im Jahre 1591 erwarb die Familie 1594 Herrschaft und Schloss Erolzheim in Oberschwaben, welches Schloss bis zum Aussterben der Familie von Bemelberg mit Alois von Bömmelberg (hier auch von Bömmelberg geschrieben) am 19. Juli 1826 der Hauptwohnsitz der Familie war.

Boyneburgs Feldküriss von der Hand des Landshuter Plattners Wolfgang Großscheldel aus der Zeit um 1535/40 wird heute im Wiener Kunsthistorischen Museum (Hofjagd- und Rüstkammer) aufbewahrt (Inv.-Nr. A 376, A 376b, A 984a).

Konrad von Boyneburgs Leben und Portrait fanden Eingang in Ludwig Bechsteins „200 deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen“ (Leipzig 1854). Er starb am 29. Juni 1567 in Schelklingen in seinem von ihm errichteten Schlößle und wurde 1567 im Chor der dortigen Pfarrkirche beigesetzt, wo ein Epitaph angebracht wurde, welcher allerdings nicht erhalten ist. Seine Persönlichkeit dürfte schon damals umstritten gewesen sein. Sicher platzte er vor Beschäftigungsdrang und Vitalität, verstand es aber auch geschickt, seine Landsknechte einzusetzen, obwohl er auch vor den gewählten Soldatenräten (als Vertreter der Mannschaft) öfter kapitulieren musste, wenn die Soldforderungen nicht erfüllt werden konnten. Er war aber auch politisch geschickt genug, um immer wieder sozialen Gefahrenzonen auszuweichen und bis zu seinem Ende für häufig wechselnde Aufträge erfolgreiche Schlachten zu schlagen.

Seine Nachkommen wurden 1571 von Kaiser Maximilian II. in den Reichsfreiherrnstand erhoben.

Siehe auch

Literatur

  • Karl Bernhardi: Boineburg, Konrad Reichsfreiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 224–226.
  • Günther Franz: Boineburg, Konrad Reichsfreiherr von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 425.
  • Küther, Waldemar und Gerhard Seib: Konrad von Boyneburg (Bemelberg), ein Landsknechtsführer aus Hessen im 16. Jahrhundert. In: Hessische Jahrbücher für Landesgeschichte 19 (1969), S. 234-295. Wieder abgedruckt und mit zusätzlichen Abbildungen versehen als „Waldemar Küther, Konrad von Bemelberg: Ein Soldatenleben. Schelklingen: Stadtarchiv, 1994 (Schelklinger Hefte, 19)“.
  • Solger, E.: Der Landsknechtsobrist Konrat von Bemelberg der kleine Hess. Nördlingen: Verlag der C. H. Beck'schen Buchhandlung, 1870.

Weblinks


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