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Kopsia Kopsia arborea
Systematik Euasteriden I Ordnung: Enzianartige (Gentianales) Familie: Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) Unterfamilie: Rauvolfioideae Tribus: Vinceae Gattung: Kopsia Wissenschaftlicher Name Kopsia Blume Kopsia ist eine Gattung von Sträuchern und kleinen Bäumen aus der Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae), die mit mehr als 20 Arten in Südostasien und im westlichen Ozeanien vorkommt. Die Blüten besitzen eine stieltellerförmige Krone mit weißer oder rosa Grundfarbe und bei einigen Arten mit einem auffällig gefärbten, gelben oder roten Zentrum als Saftmal.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Kopsia-Arten sind durchwegs immergrüne Sträucher und kleine Bäume. Die größte Pflanzenhöhe wird mit 14 m für Kopsia arborea angegeben. Junge Zweige sind meist etwas kantig oder haben sogar geflügelte Kanten. Die gegenständigen Blätter sind ungeteilt und meist kurz gestielt, können bei einigen Arten aber auch ungestielt sein. Die meist etwas ledrigen Blattspreiten sind elliptisch bis lanzettlich, ganzrandig und besitzen eine fiedrige Nervatur mit – je nach Art – 7 bis 46 Paaren von Seitennerven. Sie erreichen eine Länge von 2,9–32 cm und eine Breite von 0,6–12 cm.
Blütenstand und Blüten
Die Blütenstände sitzen auf meist nur wenige Zentimeter langen Stielen oder auch ungestielt an den Enden der Zweige und sind an der Basis dichasial, seltener trichasial verzweigt. Je nach Art können die Teilblütenstände dichasial oder monochasial aufgebaut und die Blüten dichter oder lockerer angeordnet sein.
Die Blüten sind radiärsymmetrisch gebaut und fünfzählig. Der Kelch ist bei den meisten Arten nur 1,5–3 mm lang, mit meist stumpfen oder abgerundeten Kelchblättern, die außen unter der Spitze eine Drüse tragen. Bei einzelnen Arten, wie etwa Kopsia arborea, können die Kelchblätter auch spitz und bis 6,3 mm lang sein. Die Blütenkrone ist immer stieltellerförmig, mit enger Kronröhre und waagrecht abstehenden freien Kronzipfeln, die in der Knospenlage nach rechts überlappend eingedreht sind. Die Dimensionen der Blüte reichen von der kleinblütigen Kopsia larutensis mit 7–10,5 mm langen Röhren und 5–10 mm langen und 1–1,5 mm breiten Zipfeln bis zu großblütigen Arten wie Kopsia flavida, die 26–38(–49) mm lange Röhren und 16–31 mm lange und 6–12,5 mm breite Zipfel besitzt. Die Färbung der Krone ist artspezifisch, mit weißer oder rosa Grundfarbe und bei einigen Arten mit einem auffällig gefärbten, gelben oder roten Zentrum als Saftmal.
Die fünf Staubblätter besitzen nur kurze Staubfäden und sind in der Kronröhre verborgen. Sie sind bei den meisten Arten knapp unter dem oberen Ende in die Kronröhre eingefügt, bei einigen Arten aber auch etwa in der Mitte der Kronröhre. Die Kronröhre ist an der Stelle, wo die Staubblätter eingefügt sind, etwas erweitert und an der Innenseite im Bereich der Staubbeutel behaart. Das Gynoeceum besteht aus zwei Fruchtblättern, die nur an der Spitze zu einem gemeinsamen Griffel verwachsenen sind. Der fadenförmige Griffel reicht meist nicht bis zu den Staubblättern hinauf und besitzt unter der kurzen, zylindrischen Spitze (Narbe) einen breiteren Kragen. Jedes Fruchtblatt enthält zwei Samenanlagen, von denen sich aber immer nur eine entwickelt. Am Blütenboden sitzt ein Diskus, der aus zwei mit den Fruchtblättern alternierenden Lappen besteht. Dieser Diskus ist bei Kopsia griffithii behaart, bei allen anderen Arten kahl.
Früchte
Die Früchte, die sich jeweils aus einem einzelnen Fruchtblatt entwickeln, stehen meist paarweise. Manchmal bleibt aber auch eine der beiden unentwickelt, besonders häufig bei Kopsia arborea. Es handelt sich um ellipsoidische oder leicht gekrümmte Steinfrüchte, die bei den meisten Arten bis etwa 2 cm lang sind, beispielsweise bei Kopsia arborea aber auch mehr als 4 cm lang sein können. Soweit bei den einzelnen Arten die Früchte bekannt sind, besitzen sie in der Regel an der ventralen Seite einen Sporn oder zumindest einen scharfen Vorsprung. Dieser fehlt nur bei K. arborea und ist andererseits bei Kopsia flavida mit 13 mm besonders lang. Die Farbe der Früchte ist bei den meisten Arten unbekannt, bei Kopsia arborea ist sie blau-schwarz, für Kopsia hainanensis wird sie als rot oder orange angegeben.[1]
Inhaltsstoffe
Die Kopsia-Arten sind reich an Alkaloiden. Die Alkaloide gehören zum Aspidosperman-Typ, Untertypen Aspidofractinin und Eburnan. Sie sind im weiteren Sinn Indolalkaloide.[2]
Chromosomen
Von zwei Kopsia-Arten sind bisher die Chromosomenzahlen bekannt. Kopsia fruticosa hat einen diploiden Chromosomensatz mit 2n = 36, Kopsia arborea einen diploiden Chromosomensatz mit 2n = 72. Als haploide Grundzahl der Gattung ergibt sich somit x = 18.[3]
Verbreitung
Die Gattung besiedelt den größten Teil Südostasiens und Melanesiens sowie den Nordosten Australiens. Die West- und Nordgrenze des Verbreitungsgebiets verläuft von den Nikobaren und Andamanen über den Südosten von Myanmar und den Norden Thailands in den tropischen Süden Chinas, nach Nordosten etwa bis Hongkong, und wird fast überall von Kopsia arborea gebildet, die aber auch auf den Philippinen, in Malaysia und Indonesien weit verbreitet ist und im Osten noch im tropischen Küstenstreifen des australischen Bundesstaats Queensland vorkommt. Die östliche Arealgrenze der Gattung wird von Kopsia flavida gebildet, deren Verbreitungsgebiet sich von den Philippinen und dem westlichen Mikronesien (z. B. Babelthuap) über Neuguinea und den Bismarck-Archipel bis zu den Salomonen und Vanuatu erstreckt. Die im Südosten von Myanmar heimische Kopsia fruticosa wird als Zier- und Heilpflanze kultiviert und kann gelegentlich auch außerhalb des ursprünglichen Verbreitungsgebiets der Gattung verwildern.
Die meisten Arten besitzen nur ein kleines Verbreitungsgebiet mit wenigen 100 km Durchmesser. Neben den kleinräumig bis regional verbreiteten Arten gibt es nur drei weit verbreitete Arten mit Arealdurchmessern von mehr als 800 km, nämlich Kopsia arborea, Kopsia flavida, und Kopsia pauciflora. Das Gebiet mit der größten Artendichte ist der zu Malaysia gehörende Südteil der Malaiischen Halbinsel, wo 11 Arten heimisch sind, fünf davon endemisch, zwei weitere sonst nur in Singapur und eine weitere außerdem nur auf den Anambas-Inseln. Weitere Häufungsgebiete von kleinräumig verbreiteten Arten sind der Norden von Borneo, wo drei Arten in Sarawak und eine Art in Sabah endemisch sind, sowie Vietnam mit drei endemischen Arten.
Lebensraum
Die ökologischen Ansprüche der Kopsia-Arten sind nur in groben Zügen bekannt, von mehreren Arten sind die Lebensraumansprüche überhaupt unbekannt. Die Arten kommen meist im Unterwuchs und der unteren Baumschicht unterschiedlicher tropischer Wälder vor, sowohl in immergrünen Tropischen Regenwäldern als auch in relativ trockenen, regengrünen Monsunwäldern. Für einzelne Arten, etwa Kopsia singapurensis, sind auch Vorkommen in Sumpfwäldern und an Flussufern bekannt. Vorkommen an Waldrändern und in Sekundärwäldern werden bei mehreren Arten ebenfalls genannt. Die meisten Vorkommen liegen in tiefen Lagen bis auf etwa 300 m Seehöhe, mehrere Arten kommen bis auf etwa 900 m vor. Für zwei Arten, Kopsia arborea und Kopsia pauciflora, ist eine breite Spanne der Vorkommen von Meeresniveau bis auf etwa 1500 m bekannt.
Taxonomie und Systematik
Die Gattung Kopsia wurde 1823 von Carl Ludwig Blume beschrieben und nach dem niederländischen Botaniker Jan Kops (1765–1849) benannt. Die damals einzige Art war Kopsia arborea. Sie ist damit der Holotypus der Gattung. Calpicarpum G.Don und Kentrochrosia K.Schum. & Lauterb. sind Synonyme von Kopsia.
Ein älteres Homonym ist Kopsia Dumort., ein Name, der aus dem Jahr 1822 stammt und sich mit der Typusart Kopsia ramosa (= Orobanche ramosa) auf einen Teil der Sommerwurzen (Orobanche) bezieht. Damit die Prioritätsregel nicht zur Anwendung kommt, musste der Name Kopsia Blume daher als Nomen conservandum geschützt werden.[4]
Kopsia wird innerhalb der Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) zur Unterfamilie Rauvolfioideae gestellt. Nach der Systematik von Endress & Bruyns (2000)[5] gehört die Gattung zur Tribus Vinceae, zusammen mit Gattungen wie Immergrün (Vinca) und Zimmerimmergrün (Catharanthus). Diese Tribus hat sich allerdings in der Arbeit von Potgieter & Albert (2001)[6] als nicht-monophyletisch dargestellt, da einerseits die zu den Vinceae gezählte Gattung Amsonia nicht mit den übrigen Vinceae gruppiert war, und andererseits die zur Tribus Alstonieae gezählten Gattungen Tonduzia und Laxoplumeria in die Vinceae eingebettet waren. Außerdem war die statistische Absicherung der Kerngruppe der Vinceae (inkl. Tonduzia, Laxoplumeria) ziemlich schwach. In der Arbeit von Sennblad & Bremer (2002)[7] stellten sich zwar die Vinceae als monophyletisch dar, es waren aber hier gerade die Gattungen, die sich bei Potgieter & Albert (2001) als problematisch erwiesen hatten, nicht im Datensatz enthalten. Das nachfolgende Kladogramm zeigt die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Vinceae nach dieser Quelle. Die statistische Absicherung für die Zugehörigkeit von Kopsia zu den Vinceae ist hier gering, wogegen die Zusammengehörigkeit der übrigen vier untersuchten Gattungen gut abgesichert ist.
Kopsia Ochrosia Rauvolfia Vinca Catharanthus Arten
In der 2004 erschienenen Revision der Gattung[8] sind 23 akzeptierte Arten behandelt. Eine weitere Art, Kopsia vidalii aus Vietnam, war zu spät erkannt worden, um in diese Arbeit aufgenommen zu werden. Sie wurde kurz darauf in einer eigenen Publikation beschrieben.[9] Da manche Regionen im Verbreitungsgebiet der Gattung, etwa Sumatra und Kalimantan, nicht gleich intensiv untersucht sind wie die Malaiische Halbinsel und daher in wissenschaftlichen Sammlungen weniger gut repräsentiert sind, kann dort mit weiteren kleinräumig verbreiteten Arten gerechnet werden.
Wissenschaftlicher Name Verbreitung Anmerkungen Kopsia angustipetala Kerr Tal des Mekong in Laos und Thailand, von Vientiane nach Osten Kopsia arborea Blume Südostasien, Queensland Kopsia dasyrachis Ridl. NO-Borneo (Sabah) Kopsia deverrei L.Allorge West-Malaysia (Johor) Kopsia flavida Blume Philippinen, Mikronesien, Molukken, Neuguinea, Salomonen, Vanuatu Kopsia fruticosa (Roxb.) A.DC. Süd-Myanmar (Tenasserim), darüber hinaus kultiviert Kopsia grandifolia D.J.Middleton West-Malaysia (Johor), Anambas-Inseln Kopsia griffithii King & Gamble West-Malaysia 2 Varietäten Kopsia hainanensis Tsiang Südchina (Hainan) Kopsia harmandiana Pierre ex Pit. Vietnam (Annam) Kopsia lapidilecta Sleesen Natuna-Inseln (Indonesien) Kopsia larutensis King & Gamble West-Malaysia (Perak, Kedah) Kopsia macrophylla Hook.f. West-Malaysia, Singapur Kopsia pauciflora Hook.f. Malaiische Halbinsel, Sumatra, Borneo, Java 2 Varietäten Kopsia profunda Markgr. West-Malaysia Kopsia rajangensis D.J.Middleton Borneo (Zentral-Sarawak) Kopsia rosea D.J.Middleton Malaiische Halbinsel Kopsia singapurensis Ridl. West-Malaysia, Singapur Kopsia sleeseniana Markgr. Borneo (Zentral-Sarawak) Kopsia sumatrana D.J.Middleton Zentral-Sumatra Kopsia tenuis Leenh. & Steenis NW-Borneo (West-Sarawak) Kopsia teoi L.Allorge West-Malaysia (Johor, Pahang) Kopsia tonkinenis Pit. Vietnam (Tonkin) Kopsia vidalii D.J.Middleton Vietnam (Annam) Mehrere Arten, die ursprünglich unter Kopsia oder seinem Synonym Calpicarpum beschrieben worden waren, werden heute zu Ochrosia gestellt. Kopsia cochinchinensis Kuntze ist ein Synonym von Tabernaemontana divaricata, Kopsia pilosa A.DC. von Carruthersia pilosa und Kopsia majumdarii M.Gangop. & Chakrab. sogar von Kayea kunstleri (Calophyllaceae).
Nutzung
Einige Arten werden für medizinische Zwecke genutzt. Kopsia pauciflora besitzt abführende Wirkung. In Malaysia werden mehrere Arten für Umschläge bei Syphilis-Geschwüren verwendet. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird Kopsia arborea (syn. Kopsia officinalis) gegen rheumatische Arthritis und gegen Gicht eingesetzt. Auf Vanuatu wird Kopsia flavida als Kontrazeptivum verwendet.[2]
Als Zierpflanze wird vor allem Kopsia fruticosa kultiviert.[10]
Quellen
- Middleton D. J. 2004: A revision of Kopsia (Apocynaceae: Rauvolfioideae). Harvard Pap. Bot. 9: 89–142 – PDF.
Einzelnachweise
- ↑ Li Ping-tao, Leeuwenberg A. J. M., Middleton D. J. 1995: Apocynaceae. In: Flora of China. Vol. 16. Science Press, Beijing, Missouri Botanical Garden Press, St. Louis. ISBN 0-915279-33-9. S. 143–188. – Online
- ↑ a b Sévenet T., Allorge L., David B., Awanga K., Hamid A., Hadi A., Kan-Fan C., Quirion J.-C., Remy F., Schaller H., Teo L. E. 1994: A preliminary chemotaxonomic review of Kopsia (Apocynaceae). Journal of Ethnophamacology 41: 147–183. – doi:10.1016/0378-8741(94)90030-2
- ↑ Van der Laan F. M., Arends J. C. 1985: Cytotaxonomy of the Apocynaceae. Genetica 68: 3–35. – doi:10.1007/BF02424563
- ↑ Kopsia. In: Index Nominum Genericorum database. Smithsonian Institution, abgerufen am 12. November 2011.
- ↑ Endress M. E., Bruyns P. V. 2000: A revised classification of the Apocynaceae s.l. Bot. Rev. 66: 1–56. – doi:10.1007/BF02857781
- ↑ Potgieter K., Albert V. A. 2001: Phylogenetic relationships within Apocynaceae s.l. based on trnL intron and trnL-F spacer sequences and propagule characters. Ann. Miss. Bot. Gard. 88: 523–549. – Online
- ↑ Sennblad B., Bremer B. 2002: Classification of Apocynaceae s.l. according to a new approach combining Linnaean and phylogenetic taxonomy. Syst. Biol. 51(3): 389–409. – PDF
- ↑ Middleton D. J. 2004, siehe oben. – PDF
- ↑ Middleton D. J. 2005: A new species of Kopsia (Apocynaceae, Rauvolfioideae) from Vietnam. Adansonia 27: 287–289. – PDF
- ↑ Kopsia fruticosa bei TopTropicals.com
Weblinks
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Commons: Kopsia – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
- Kopsia. In: Germplasm Resources Information Network (GRIN): Taxonomy for Plants. United States Department of Agriculture (USDA), ARS, National Genetic Resources Program, National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland, abgerufen am 12. November 2011.
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