Vanuatu

Vanuatu
Ripablik Blong Vanuatu (Bislama)

République de Vanuatu (frz.)
Republic of Vanuatu (engl.)
Republik Vanuatu

Flagge Vanuatus
Wappen Vanuatus
Flagge Wappen
Amtssprache Bislama, Französisch und Englisch
Hauptstadt Port Vila
Staatsform Parlamentarische Republik
Staatsoberhaupt Präsident Iolu Abil
Regierungschef Premierminister Sato Kilman
Fläche 12.190 km²
Einwohnerzahl 243.304 (Volkszählung 2009)
Bevölkerungsdichte 19,96 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt nominal (2007)[1] 455 Mio. US$ (173.)
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 1.989 US$ (114.)
Human Development Index 0,693 (126.) [2]
Währung 1 Vatu = 100 Centimes
Unabhängigkeit 30. Juli 1980 von FR und UK
Nationalhymne Yumi, Yumi, Yumi
Nationalfeiertag 30. Juli
Zeitzone UTC +11
Kfz-Kennzeichen VU
Internet-TLD .vu
Telefonvorwahl +678
Vanuatu in Oceania (small islands magnified).svg
New Caledonia and Vanuatu bathymetric and topographic map-fr.svg
Vanuatu Provinces.JPG
Das Parlament von Vanuatu.
Beim Mount Yasur auf Tanna
Ein Flüsschen auf Efate

Vanuatu (auf Bislama: Ripablik Blong Vanuatu) ist ein souveräner Inselstaat im Südpazifik.

Der aus 83 Inseln bzw. Inselgruppen bestehende Staat ging 1980 aus dem seit 1906 bestehenden britisch-französischen Kondominium Neue Hebriden hervor und hat heute knapp über 243.000 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Inselgebiet von Vanuatu erstreckt sich über 1.300 km des Südpazifiks und zählt zu Melanesien. Dem Staat gehören 83 Inseln (davon 67 bewohnte Inseln), meist vulkanischen Ursprungs, an, welche überwiegend zur Inselgruppe Neue Hebriden zählen. Weiterhin gehören die Banks- und die Torresinseln geopolitisch zu Vanuatu.

Nur wenige dieser vanuatischen Inseln haben eine Größe, die sie bedeutend macht. Die größten sind Espiritu Santo (3.626 km²) und Malakula (1.994 km²). Der höchste Punkt auf Vanuatu ist der Tabwemasana mit 1.879 m auf der Insel Espiritu Santo.

Bemerkenswert ist der aktive Vulkan Mount Yasur auf der Insel Tanna sowie der Lombenben auf der Insel Ambae, der im November 2005 Aktivität zeigte. Immer wieder erschüttern Erdbeben die Inseln, so auch 1999 und 2002. Letzteres richtete in der Hauptstadt Port Vila erheblichen Schaden an. Beiden Erdbeben folgte ein Tsunami.

Geschichte

Viele der Inseln von Vanuatu sind schon seit Jahrtausenden bevölkert. Die ältesten Funde werden auf das Jahr 2000 v. Chr. datiert. Der portugiesische Seefahrer Pedro Fernández de Quirós erreichte am 3. Mai 1606 Espiritu Santo. Im Glauben, den „verlorenen“ südlichen Kontinent gefunden zu haben, nannte er die Insel nach dem Heiligen Geist Terra Australis del Espiritu Santo und nahm sie und alles bis zum Südpol liegende Land im Namen des spanischen Königs und der katholischen Kirche in Besitz.

1768 segelte Louis Antoine de Bougainville auf der Fregatte La Boudeuse zwischen Espiritu Santo und Malakula und widerlegte somit Quirós Theorie, es handele sich um den Teil eines südlichen Kontinents.

Nach der zweiten Reise des britischen Entdeckers James Cook ließen sich ab 1839 europäische Siedler auf den Inseln nieder. Seit 1887 standen die Inseln offiziell unter britisch-französischer Kontrolle.

Franzosen und Engländer einigten sich 1906 auf die Gründung des Kondominiums Neue Hebriden[3] auf den Neuen Hebriden. Auf Grund verschiedenster Infektionskrankheiten, die vor allem durch die europäischen Siedler ins Land gebracht wurden, fiel die Bevölkerung bis 1935 auf 45.000 Einwohner.


Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Inseln Éfaté und Espiritu Santo von den Alliierten als Militärbasen genutzt. In den 1960ern drängte die Bevölkerung zu mehr Selbstbestimmung und später nach Unabhängigkeit. Volle Souveränität erlangte der Inselstaat am 30. Juli 1980 durch die Zustimmung der beiden europäischen Schutzmächte. 1981 trat Vanuatu den Vereinten Nationen bei und zwei Jahre später der Bewegung der blockfreien Staaten. Die 1990er waren geprägt von politischer Instabilität, was zu einer größeren Dezentralisierung im politischen System des Inselstaates führte.

Politik

Politisches System

Vanuatu ist eine parlamentarische Republik mit einem Präsidenten als Staatsoberhaupt. Der Präsident, der hauptsächlich repräsentative Funktionen ausübt, wird alle fünf Jahre von einem gemeinsamen Gremium aus Mitgliedern des Parlaments und den Präsidenten der Regionalparlamente gewählt. Seit dem 2. September 2009 wird diese Funktion von Iolu Abil wahrgenommen.

Seit 26. Juni 2011 ist Meltek Sato Kilman Livtunvanu Premierminister und löst seinen seit September 2008 regierenden Vorgänger Edward Nipake Natapei Tuta Fanua'ariki ab. [4]

Der Regierungschef Vanuatus ist der Premierminister, der vom alle vier Jahre zu wählenden Parlament mit Dreiviertelmehrheit gewählt wird. Der Premierminister bestimmt selbst die Mitglieder seines Kabinetts.

Vanuatu hat ein Einkammersystem. Das Parlament hat 52 Mitglieder, die alle vier Jahre in Mehrpersonenwahlkreisen direkt gewählt werden. Der Premierminister kann das Parlament vorzeitig vom Präsidenten auflösen lassen.

Sitzverteilung im Parlament von Vanuatu nach den Wahlen vom 2. September 2008
Partei Sitze
Vanua’aku Pati (VP) 11
National Unity Party (NUP) 8
Union of Moderate Parties (UMP) 7
Vanuatu Republican Party (VRP) 7
People’s Progress Party (PPP) 4
Green Confederation (GC) 2
Namangi Aute (NA) 1
Nagriamel (NAG) 1
Vanuatu Labour Party (VLP) 1
Peoples Action Party (PAP) 1
Vanuatu Progressive Republican Farmer Party (VPRFP) 1
Melanesian Progressive Party (MPP) 1
Shepherds Alliance 1
Vanuatu Family First Party (VFFP) 1
Vanuatu National Party (VNP) 1
Unabhängige 4
Summe 52
Quelle: IPU[5]

Das oberste rechtsprechende Staatsorgan Vanuatus ist der Oberste Gerichtshof, der aus einem Obersten Richter und bis zu drei weiteren Richtern besteht. Das Rechtssystem basiert auf dem britischen Recht.

Außenpolitik

Die kleinen Matthew- und Hunterinseln, welche etwa 250 km südöstlich von Anatom (Provinz Tafea), der südlichsten Hauptinsel von Vanuatu, liegen, werden sowohl von Neukaledonien (Frankreich) als auch von Vanuatu beansprucht.

Sicherheit

Vanuatu verfügt über keine regulären Streitkräfte. Für die Sicherheit ist neben der Polizei (Vanuatu Police Force) auch die paramilitärische Vanuatu Mobile Force zuständig, die auch über einen maritimen Arm, den Police Maritime Wing, verfügt. Vanuatische Sicherheitskräfte haben bereits an Einsätzen der Vereinten Nationen teilgenommen.

Provinzen

Hauptartikel: Provinzen von Vanuatu

Vanuatu besteht aus sechs Provinzen, Malampa, Penama, Sanma, Shefa, Tafea und Torba, deren Namen sich aus den Namen der Einzelinseln zusammensetzen.

Bevölkerung

Vanuatu hat 243.304 Einwohner (2009), etwa 98,5 % der Bevölkerung sind Melanesier.[6]

32,6 % der Bevölkerung sind bis 14 Jahre alt, von 15 bis 64 Jahre sind es 63,7 %, über 64 Jahre sind lediglich 3,7 % der Einwohner. Vanuatu hat ein jährliches Bevölkerungswachstum von etwa 1,5 %, wobei die Geburtenrate bei 22,72 pro 1000 Einwohner und die Sterberate bei 7,82 pro 1000 Einwohner liegt. Die Säuglingssterblichkeit liegt bei 5,4 %. Die Lebenserwartung der Bevölkerung liegt bei 62,85 Jahren (Männer: 61,34 Jahre, Frauen: 64,44 Jahre). 26 % der über 15-jährigen sind Analphabeten.

Sprachen

72,6 % der Bevölkerung geben als Muttersprache eine der 108 Sprachen Vanuatus an. Mit dieser Menge an Sprachen hat Vanuatu die höchste Sprachendichte (Sprachen pro Einwohner) der Welt. Alle diese Sprachen zählen zum melanesischen Zweig der ozeanischen Sprachgruppe. Vanuatuisches Pidginenglisch, das in der britisch-französischen Kolonialzeit entstandene Bislama, wird von knapp 23,1 % als erste Muttersprache angegeben, tatsächlich stellt es aber die tägliche Sprache der Einwohner des Inselstaates dar. Neben Bislama gelten auch Englisch und Französisch als Amtssprachen, werden aber kaum noch aktiv gesprochen: Englisch wird von 1,9 % der Einwohner, Französisch von 1,4 % gesprochen. Andere Sprachen werden von 0,3 % der Gesamtbevölkerung gesprochen.[7]

Sandzeichnung aus Vanuatu (2007)

Einwohner ohne gemeinsame Sprache verständigten sich früher über Zeichnungen, die in den Sand gemalt wurden. Rituelle Sandzeichnungen, die aus einer durchgehenden Linie bestehen, wurden 2003 von der UNESCO als Kulturerbe der Menschheit anerkannt.

Religion

31,4 % der Bevölkerung gehören der presbyterianischen Kirche an und 13,4 % der anglikanischen Kirche. 13,1 % der Einwohner sind römisch-katholisch, 10,8 % sind Siebenten-Tags-Adventisten und 13,8 % gehören einer anderen christlichen Konfession an. Daneben gibt es noch etliche einheimische Glaubensrichtungen, zu denen sich aber nur noch 5,6 % der Gesamtbevölkerung bekennen. Die bedeutendsten sind Cargo-Kulte wie die John-Frum-Bewegung und die Prinz-Philip-Bewegung. (Alle demographischen Angaben sind auf dem Stand von 2006)[7]

Wirtschaft

Die Wirtschaft von Vanuatu besteht überwiegend aus Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus (etwa 60.000 Besucher im Jahr 2005). Die Wirtschaft ist trotz eines expandierenden Dienstleistungssektors noch stark landwirtschaftlich geprägt und somit anfällig für Naturkatastrophen und Wetterschwankungen. Es existieren keine nennenswerten Bodenschätze.

Etwa 65 % der Bevölkerung bestreiten ihren Lebensunterhalt durch den primären Sektor. Durch diverse Wirtschaftsreformen wie die Einführung einer Mehrwertsteuer von 12,5 % gelang es, den Dienstleistungssektor zu stärken, so dass sich expandierender Tourismus (60.000 Besucher im Jahr 2005) und zunehmend einflussreiche Offshore-Banken entwickeln konnten.

Währung

Kursmünzen von Vanuatu

Als Währung fungiert auf Vanuatu der Vatu (VUV). Am 1. Nov 2011 betrug der Wechselkurs 1 EUR = 123,9 VUV, entsprechend 100 VUV = 0,80712 EUR.

Unternehmen

Die Betreiber des KaZaA-Netzwerkes von Sharman Networks haben sich dort niedergelassen, um Verfahren in den Niederlanden zu entgehen und von Steuervorteilen zu profitieren. Auch WinMX, eine Peer-to-Peer-Software und der OnlineTVRecorder[8] wechselten ihren Standort dorthin.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2005 Ausgaben von umgerechnet 72,2 Mio. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 78,7 Mio. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsüberschuss in Höhe von 1,8 % des BIP.[9]

Die Staatsverschuldung betrug 2008 106 Mio. US-Dollar oder 18,5 % des BIP.[10]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Tauschhandel

Auf der Insel Pentecost wird noch immer der traditionelle Tauschhandel betrieben. Die Tanbunia-Bank hat sich darauf spezialisiert. So besitzt jeder Gegenstand – zum Beispiel eine Schilfmatte, eine Muschel, ein Wildschwein, der Stoßzahn eines Wildschweins oder einfach ein wohlgeformter Stein – einen Wert, der nach einer in der Bank befindlichen Tabelle in die Währung Livatu umgerechnet wird. Selbst ein guter Rat oder eine alte Geschichte können auf diese Weise in Geldeswert umgerechnet werden. So gesehen „besitzt“ jeder Einwohner etwas, das er eintauschen kann. Der Tanbunia-Bank ist sogar daran gelegen, dass niemand Mangel leidet oder verarmt.

Der Wert eines Livatu entspricht dem Wert eines guten Schweinestoßzahnes und der Staat Vanuatu garantiert die Umtauschmöglichkeit in die offizielle Landeswährung Vatu. [12]

Mittlerweile interessiert sich sogar die UN für dieses System des Tauschhandels und will es für die Entwicklungsländer nutzen.

Verkehr

Das knapp eintausend Kilometer lange Verkehrsnetz Vanuatus besteht zu 75 % aus nicht asphaltierten Straßen und Wegen. Für die Überwindung von Mittel- und Langstrecken stehen auf Vanuatu insgesamt 31 Flugplätze bereit, davon drei mit asphaltierten Start- und Landebahnen. Einer der wichtigsten Flughäfen ist der Flughafen Bauerfield. Die nationale Fluglinie ist Air Vanuatu. Die Handelsmarine verfügt über etwa 50 Schiffe, von denen keines einen inländischen Besitzer hat. Größere Häfen befinden sich in Forari, Port Vila und Espiritu Santo.

Kultur

Eine Studie der britischen New Economics Foundation (NEF) bewertet das Glück der Einwohner Vanuatus im weltweiten Vergleich am höchsten. Untersucht wurden Zufriedenheit, Lebenserwartung und der Umgang mit der Umwelt.

Die Kulturlandschaft Chief Roi Mata's Domain ist seit 2008 UNESCO-Welterbe.

Hölzerne Schlitztrommeln aus Vanuatu (aus dem Bernice P. Bishop Museum)

Medien

Die Top-Level-Domain von Vanuatu ist .vu. Mit dem Verkauf der .vu-Domains verdiente Vanuatu über 42 Mio. Euro.

Literatur

  • Andreas Holtz: Nation-Building und die Frage nach Souveränität im Südpazifik vor dem Hintergrund der politischen Geschichte der Republik Vanuatu. Lit, Münster 2003, ISBN 3-8258-6413-8.
  • Felix Speiser: Ethnology of Vanuatu. An early twentieth century study. Crawford House, Bathurst NSW 1991, ISBN 1-86333-021-6. (Nachdruck 1996; englische Übersetzung des Originals von 1923: Ethnographische Materialien aus den Neuen Hebriden und den Banks-Inseln). (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche)

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Vanuatu – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Vanuatu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiatlas Wikimedia-Atlas: Vanuatu – geographische und historische Karten

Einzelnachweise

  1. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  2. Human Development Index
  3. Über die Besonderheiten einer binationalen Fluglinie auf den Neuen Hebriden und eines trinationalen britisch-französischen Gerichts mit spanischem Vorsitzenden sowie Briefmarken in einer Währung, die es im Lande nicht gab, informiert Miloslav Stingl: Muschelgeld und Straßenkreuzer, Leipzig 1975, S.84-91
  4. www.governmentofvanuatu.gov.vu
  5. IPU
  6. 2009 National Census of Population and Housing : Summary Release. Port Vila 2009, PDF, abgerufen am 16. Oktober 2011.
  7. a b CIA World fact Book Vanuatu. Abgerufen am 14. Oktober 2011.
  8. Computerfachzeitschrift c't (Nr. 18/2009, S. 138, letzter Absatz)
  9. a b c The World Factbook
  10. IWF: IMF Executive Board Consultation with Vanuatu
  11. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  12. P.M. Magazin 11/2011, S. 79

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