Kornkreise

Kornkreise
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Kornkreis in einem Weizenfeld
Figur bestehend aus vielen Einzelkreisen

Kornkreise sind Bereiche eines Getreidefeldes, in denen die Kornhalme in einer regelmäßigen Weise umgeknickt, gebogen oder abgemäht worden sind. Die daraus gebildeten Kreis oder komplexeren Geoglyphen sind oft nur von erhöhter Stelle oder aus der Luft erkennbar.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Verbreitung

historische Kornkreisdarstellung (Mowing-Devil) aus dem Jahr 1678

Erste Schriftstücke, die auf Kornkreise hinweisen könnten, tauchen 1678 in Großbritannien auf. Ihre Existenz wurde in einer Flugschrift mit dem Titel The Mowing Devil verbreitet, also als Werk eines mähenden Teufels betrachtet. Über ihre Form kann mangels Detailinformationen nichts gesagt werden.

1880 berichtete das naturwissenschaftliche Magazin Nature über Kornkreise in einem Feld der Grafschaft Surrey. Auch in Deutschland sind derartige Phänomene spätestens seit dem 19. Jahrhundert bekannt.

Besonders häufig wurden sie Ende der 1980er Jahre gemeldet, nachdem zunehmend in den Medien darüber berichtet wurde. Seitdem werden zwischen 150 und 300 Kornkreise jährlich gemeldet, meist aus Südengland. Hier traten 2004 etwa ein Drittel aller bekannt gewordenen Fälle von Kornkreisen auf. In Deutschland waren es 2003 etwa ein Viertel der Fälle. Hier werden Kornkreise vor allem in Nordvorpommern (um Stralsund und auf Rügen), in Nordhessen und in der Region von Sinsheim beobachtet. Zunehmend wird aber auch aus anderen Ländern und Kontinenten von solchen Phänomenen berichtet, wenn auch deutlich seltener. Bisher wurden über 6000 unterschiedliche Kornkreise in über 50 Ländern rund um den Globus dokumentiert.

Dabei wurden die Formen Anfang der 1990er immer größer und komplexer. Der bisher größte festgestellte Kornkreis wurde im August 2001 in einem Weizenfeld am Milk Hill in Wiltshire (Südengland) aufgefunden. Er hatte einen Durchmesser von 240 Meter und bestand aus 409 Teilkreisen. Diese wirkten am Boden chaotisch platziert; erst aus der Luft ergaben sie das geometrische Gesamtmuster einer sechsstrahligen Wirbelform, die an eine geschlossene Kamerablende erinnerte.

Seit der Jahrtausendwende scheint das öffentliche Interesse an diesem Thema nachzulassen, ist aber 2002 durch den Film Signs (von M. Night Shyamalan mit Mel Gibson) vorübergehend nochmals angestiegen. Der Film stellt die Kornkreise als Zeichen von Außerirdischen dar.

Kornkreis-Interessierte erkunden das Phänomen im Rahmen einer als „Cerealogie“ oder „Kornkreiskunde“ bezeichneten „Forschung“. Während einige „Cerealogen“ die Ursachen der Kornkreise interdisziplinär, aber sachbezogen erforschen möchten, bringen andere sie mit „außerirdischen Raumschiffen“ (siehe auch UFO) in Verbindung und möchten sie im Rahmen der Ufologie näher betrachten. Dies führt untereinander zu teils heftigen Kontroversen.

Formen

Formen und Anordnungen der so genannten „historischen Kreise“ sind nicht näher bekannt, da von ihnen keine Abbildungen existieren. Nature beschrieb 1880 „[…] ein Feld voller Kreise“. Ob dieses Kreisfeld aber geometrisch oder unregelmäßig angeordnet war, ist unbekannt.

Kornkreise treten nicht nur in Getreidefeldern auf: Sie wurden schon in fast jeder Art von Vegetation entdeckt. Besonders seit den 1990er Jahren nehmen die beobachteten Kornkreise in Anzahl, Größe, Form und Detailreichtum zu. Sie haben meist einen Durchmesser zwischen 10 und 100 Meter. Dokumentiert sind polygonale, elliptische, verflochtene, spiralförmige und fraktale Formelemente, die sich teilweise auch mit unregelmäßigen Formationen verbinden.

Einige dieser Abbilder könnten auf astronomische, physikalische und mathematische Sachverhalte hinweisen, da die in ihnen angeordneten Grundformen unterschiedlicher Größen und Abstände wiederholt sowohl ganzzahlige wie irrationale Zahlenverhältnisse darstellen, etwa den goldenen Schnitt.

Darüber hinaus wurden Kornkreise untersucht, die überhaupt keine geometrisch regelmäßige Form besitzen, sondern Ähnlichkeiten mit überlieferten Formen haben, wie zum Beispiel Höhlenmalereien, indianischen Piktogrammen oder mystisch-magischen Symbolen wie dem kabbalistischen Lebensbaum.

Erklärungen

Eine erste Theorie zum Thema stellte Robert Plot im 17. Jahrhundert auf: Er glaubte an herabstürzende Luftwirbel als Ursache der frühen einfachen Kornkreise, die ihm beschrieben worden waren. Möglicherweise waren kleine, stabile Wirbelstürme dafür verantwortlich. Die Vielzahl der Erklärungsansätze ist mit der Fülle der Kornkreisformen gewachsen. Manche der aufgestellten Theorien sollen alle beobachteten Kreise erklären, andere nur einen Teil von ihnen. Einige wurden von Wissenschaftlern als mögliche Erklärungen erwogen, darunter:

Künstliche Entstehung

Von den meisten Kornkreisen ist bekannt, dass sie von Menschenhand mit Hilfe eines in den Mittelpunkt gesteckten Stockes und eines Seiles erzeugt wurden, indem mit dem straff gespannten Seil in der Hand Kreise gelaufen und Halme umgetreten wurden. Eine einzelne Person läuft ausgehend vom Mittelpunkt im Kreis und gibt nach und nach Seil frei, bis der gewünschte Radius erreicht ist. Bei Beteiligung mehrerer Personen geht das schneller, ebenso bei der Verwendung von Holzwalzen (Baumstämme), die gerollt werden und auch andere, nicht konzentrische Formen erzeugen können.

Bei komplexen Formen werden oft Kombinationen verschiedener Techniken verwendet, der Aufwand ist relativ hoch und bedarf einer genauen Koordination und ausgefeilter Techniken, die die Helfer vorher mittels Papier und Bleistift durchplanen müssen. Soll das Anfertigen des Kornkreises heimlich geschehen (z. B. nachts), werden mehr Helfer benötigt, da nur eine begrenzte Zahl an Stunden verfügbar sind und keine halbfertigen Kreise entstehen sollen. Sind die Helfer geübt oder trainiert, ist es mit Hilfe von Zirkel- oder spirographischen Techniken möglich, sehr komplexe Formen zu erzeugen. In vielen Fällen wurde nach Aufdeckung der Arbeit bekannt, dass Standorte der Kreise genau geplant wurden (Autobahnabfahrten, gut einsehbare Talsenken), um Schaulustige anzulocken. Mitunter wurden handelsübliche Halbedelsteine oder glänzende Steinkohlesplitter auf den Kornkreisen verteilt, um die Schaulustigen zum Suchen und längeren Verweilen anzuregen. Von manchen Arbeiten wurde bekannt, dass sie mit den Besitzern der Felder abgesprochen waren. Das abgesprochene Anfertigen von Kornkreisen, die Vermarktung sowie das Behaupten, der Kreis sei „echt”, ist in Deutschland legal.

Viele Kornkreise wurden aus unterschiedlichen Motiven nachweislich von Menschen angelegt. Es ist davon auszugehen, dass dies auch für die Kornkreise unbekannter Herkunft gilt und auch diese nicht auf übernatürliche Ursachen zurückgeführt werden können. Demgegenüber versuchen die Cerealogen seit Jahren, Beweise für die Existenz „echter“ – also nicht von Menschen angelegter – Kornkreise zu liefern. Dazu weisen sie darauf hin, dass Menschen in Tests unter realistischen Bedingungen bestimmte komplexe Formen nicht herstellen könnten. Aber der Cerealoge Pat Delgado hat einmal einen Kreis als echt bezeichnet, der kurz zuvor vor laufender Kamera von Menschen gemacht wurde. Das ist kein Einzelfall: Kreismacher amüsieren sich gern darüber, dass von ihnen gemachten Kreisen bescheinigt wird, sie stammten von einer „höheren Intelligenz”, und stimmen dem zu. [1]

1991 erklärten zum Beispiel Doug Bower und Dave Chorley, zwei Künstler aus Southampton, dass sie 1976 in einer Kneipe in Winchester, Hampshire auf die Idee gekommen waren, zum Spaß Muster in Kornfelder zu machen. Sie verwendeten nur Bretter, Seile, eigens gebastelte Kappen mit Visieren aus Draht: mit einem 1,2 Meter langen Brett an einem Seil erzeugten sie Kreise mit dem Brett als Radius. Die Herstellung eines Kreises mit dem zehnfachen Radius dauerte eine Viertelstunde.

Frustriert davon, dass ihre Werke von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wurden, wählten sie 1981 ein Feld bei Winchester, das rundum guten Einblick von Straßen aus bot. Zunächst erzeugten „Doug n Dave” nur einfache Kreise, aber als in Zeitungen behauptet wurde, die Kreise könnten einfach durch ein natürliches Phänomen entstehen, machten sie sich an komplexere Muster. Erst als Bowers Frau ihn wegen seines hohen Benzinverbrauchs der Untreue verdächtigte, gestand er ihr seine nächtliche Tätigkeit, und kurz darauf gingen er und Chorley an die Öffentlichkeit.

Natürliche Entstehung

Pilze oder andere Mikroorganismen

Pilze bilden im Boden ein weitreichendes Pilzgeflecht. Dieses könnte Pflanzen dazu bringen, Veränderungen in einfachen, manchmal regelmäßigen Formen (Hexenringe; siehe auch Feenkreis) zu zeigen.

Wirbelwinde

Der Meteorologe Terence Meaden[2] vertrat diese Theorie, als die ersten Kreise erschienen. Mit dem Auftauchen der ersten komplizierteren Muster verlor diese Erklärung an Attraktivität, da Wirbelwinde nur einfache, ungefähr kreisförmige Strukturen verursachen können.

Wissenschaftlich abgelehnte Erklärungen

Die folgenden Erklärungen wurden postuliert, aber von der wissenschaftlichen Gemeinschaft als unglaubwürdig oder als nicht durch Evidenz gestützt abgewiesen:

  • Magnetische Anomalien, da angeblich ionisierte Flüssigkeiten im Korn durch magnetische Kräfte beeinflussbar seien
  • Übertragung von morphogenetischen Feldern, deren Existenz aber nicht wissenschaftlich belegt ist
  • Bisher unbekannte Nebenwirkungen von gentechnisch veränderten Getreidesorten
  • „Botschaften“, z. B. „Warnungen“ übernatürlicher oder unbekannter Mächte (sei es der Erde selbst, von Göttern oder Außerirdischen), dies wird mehrheitlich von Wissenschaftlern abgelehnt, da es bisher keine glaubhaften Hinweise für die Existenz solcher Lebensformen gibt.
  • Ausdrucksform einer postulierten kollektiven Intelligenz von Pflanzen, welche sich ähnlich einem Bienenstaat aus einer Masse von einzeln „dummen“ Entitäten zusammensetzen würde

Siehe auch

Literatur

  • Werner Anderhub, Andreas Müller: Phänomen Kornkreise. Forschung zwischen Volksüberlieferung, Grenz- und Naturwissenschaft, AT, Baden 2005, ISBN 3-03800-251-8
  • Andreas Müller: Kornkreise. Geometrie, Phänomene, Forschung, AT, Aarau 2001, ISBN 3-85502-760-9
  • Florian Brunner, Harald Hoos: Kornkreise – Rätsel in mystischer Landschaft. Annäherung an ein Phänomen, Beust, München 2002, ISBN 3-89530-096-9
  • Florian Brunner, Harald Hoos: Kornkreise - der größte Streich seit Max und Moritz, Geistkirch-Verlag, Saarbrücken 2006, ISBN 978-3-938889-42-8
  • Eltjo Haselhoff: Faszinierende Kornkreise. Wissenschaftliche Forschung und urbane Legendenbildung, Beust, München 2001
  • Michael Hesemann: Kornkreise. Die Geschichte eines Phänomens. Mit einem Vorwort von Johannes von Buttlar, Die Silberschnur, Neuwied 1993
  • Michael Hesemann: Die Kornkreis-Chroniken. Die Geschichte eines Phänomens geht weiter, Die Silberschnur, Güllesheim 2002, ISBN 3-89845-012-0
  • Jürgen Krönig (Hg.): Spuren im Korn, Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1992
  • Jürgen Krönig (Hg.): Und wieder Kornkreise. Die Suche nach Fakten und Begegnungen der dunklen Art, Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1993
  • Milo Sediq, Christoph Koschnitzke: Kornkreise. Theorien um ein Phänomen – Ein moderner Mythos?, Bimax, Schrobenhausen 2003, ISBN 3-932540-34-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Circlemakers.org [1]
  2. zum Beispiel in George Terence Meaden: Die Kreise im Korn und der Plasmawirbel, in: Ralph Noyes (Hg.), Die Kreise im Korn, 2. Aufl. München 1991, Seite 100–123

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