Nanuchka-Klasse

Nanuchka-Klasse
Eine Korvette der Nanuchka-I-Klasse
Übersicht
Typ	Korvette
Einheiten	mehr als 40
Dienstzeit	seit ca. 1970
Technische Daten
Verdrängung	610 Tonnen
Länge	59,3 m
Breite	11,8 m
Tiefgang	3,02 m
Besatzung	60 (davon 9 Offiziere)
Antrieb	3 Diesel Typ M-507, gesamt 30.000 PS, 3 Schrauben
Geschwindigkeit	35 kn
Reichweite	415 sm bei 34 kn 1600 sm bei 18 kn 4000 sm bei 12 kn
Bewaffnung	unterschiedliche Raketen- und Geschützbewaffnung
Seeausdauer	10 Tage

Nanuchka-Klasse ist die NATO-Bezeichnung für eine Klasse von sowjetischen Flugkörperkorvetten. Die russische Bezeichnung lautet Projekt 1234 „Owod“ (russisch „Проект 1234 Овод“, deutsch: Biesfliege). Die russische Klassifikation dieses Typs ist „Kleines Raketenschiff“ (russisch „Малый ракетный корабль“, МРК).

Geschichte

Wegen der Entwicklung neuer Anti-Schiffs-Lenkwaffen forderte das Oberkommando der sowjetischen Marine 1965 eine entsprechende Waffenplattform. Gefordert war ein Schiff mit sechs Startern für die neuen SS-N-9 Raketen, zusätzlicher Artillerie- und Luftabwehrbewaffnung und einer hohen Geschwindigkeit. Die Entwicklung übernahm das Konstruktionsbüro „Almas“ (russisch ЦМКБ Алмаз) in Leningrad.

Der Entwurf gestaltete sich sehr schwierig. Durch die starke Bewaffnung stieg die Tonnage auf über 500 t, und es stand kein geeigneter Antrieb zur Verfügung, um das Schiff auf die geforderten 35 kn zu beschleunigen. Der Einbau der damals vorhandenen Gasturbinen hätte die Tonnage massiv erhöht. Von den vorhandenen M-504-Dieselmotoren müssten bei dieser Tonnage sechs verbaut werden, was nicht akzeptabel war. Daher wurde unter hohem Zeitdruck der M-507 Dieselmotor entwickelt. Im Prinzip bestand dieser aus zwei gekoppelten M-504 mit insgesamt 12 Zylindern.

Bei Prüfung des Projektes wurde aufgrund der Verdrängung beschlossen, dieses nicht wie üblich als kleines Raketenboot (russisch Малый ракетный катер) sondern als kleines Raketenschiff zu klassifizieren. Das Projekt 1234 war der erste Typ dieser Klassifizierung in der sowjetischen Marine.

Nanuchka-I-Klasse (Projekt 1234)

Rumpf und Antrieb

Der Rumpf ist 59,3 m lang und 11,8 m breit bei einem Tiefgang von 3,02 m. Die Tonnage beträgt 610 t(maximal 700 t). Als Antrieb kommen drei Dieselmotoren vom Typ M-507 zum Einsatz, welche drei Schrauben antreiben. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 35 kn.

Bewaffnung

Die Bewaffnung besteht aus:

• zwei Dreifachstartern für P-120 Malachit (SS-N-9 Siren) Anti-Schiffs Lenkwaffen
• einem doppelläufigen 57 mm Geschütz AK-725 im Heck
• einem Doppelstarter für Osa-M (SA-N-4 Gecko) Luftabwehrraketen in Bug
• vier Täuschkörperwerfer PK-10
• zwei Täuschkörperwerfer PK-16

Elektronik

Es sind diverse Radarsysteme Installiert, unter anderem:

• Navigationsradar Don-2
• Oberflächen- und Luftraumradar Peel Pair (NATO-Bezeichnung)
• Feuerleitradar Titanit (NATO: Band Stand) für SS-N-9
• Feuerleitradar 4R33 (NATO: Pop Group) für Osa-M Luftabwehrraketen
• Feuerleitradar MR-103 Bars (NATO: Muff Cob) für AK-725
• IFF-Sender High Pole und Square Head (NATO-Bezeichnung)

17 Schiffe der Klasse wurden zwischen 1970 und 1982 von der sowjetischen Marine in Dienst gestellt. Sie wurden inzwischen alle außer Dienst gestellt, mit Ausnahme eines Schiffes der Pazifikflotte, das nach einem Unfall am 16. April 1987 unterging.

Nanuchka-II-Klasse (Projekt 1234E)

Das Projekt 1234E war die Exportversion. Dabei wurde die nicht für den Export zugelassene SS-N-9 durch die P-20M Rubesch (SS-N-2C Styx) ersetzt. Außerdem wurden elektronische Anlagen geändert, vor allem das Feuerleitsystem der Anti-Schiffs-Lenkwaffen.

Insgesamt wurden folgende Schiffe des Projekts 1234E an andere Marinen abgegeben:^[1]

Indien:

• Vijay Durg, vormals Uragan
• Sihdhu Durg, vormals Priboy
• Hos Durg, vormals Priliw

Algerien:

• MRK-21 Ras Hamidou
• MPK-22 Reis Alb
• MRK-23 Salah Reis, das Schiff wurde von 1997 bis 2000 umgebaut. Dabei wurden unter anderem die SS-N-2 durch vier Vierfachstarter für 3M24E Uran-E (SS-N-25 Switchblade) ersetzt.

Libyen:

Beschädigte libysche Korvette nach einem Angriff durch US-Trägerflugzeuge

• MPK-9 Ean Mara, das Schiff wurde im März 1986 bei Angriffen durch amerikanische Trägerflugzeuge im Golf von Sidra schwer beschädigt und nach der Reparatur in Russland als Tariq ibn Ziyad 1991 wieder in Dienst gestellt.
• MPK-24 Ean Al Gazala
• MPK-25 Ean Zara
• MRK-15 Ean Zaquit, das Schiff wurde am 25. März 1986 während der Operation Attain Document III / Operation Prairie Fire in der Großen Syrte (Golf von Sidra) durch ein US-amerikanisches Trägerflugzeug vom Typ A-6 Intruder versenkt.

Nanuchka-III-Klasse (Projekt 1234.1)

Geyzer, Nanuchka-III-Klasse

620 Schtil (Nanuchka III) und 616 Samun (Bora-Klasse)

Seit 1977 wurden modifizierte Schiffe produziert. Das AK-725 Geschütz wurde ersetzt durch ein 76,2 mm AK-176 Geschütz und ein sechsläufiges AK-630 Luftabwehrgeschütz im Heck. Darüber hinaus wurde die Elektronik umfangreich verändert. Neben den Feuerleitsystemen für die neuen Geschütze wurde z.B. das Navigationsradar Mius installiert. Die Tonnage stieg leicht an, die Höchstgeschwindigkeit sank auf 34 kn. Vier zusätzliche Besatzungsmitglieder wurden benötigt.

Nanuchka-IV-Klasse (Projekt 1234.7)

Ein Schiff der Nanuchka-III-Klasse (Schiff Nr. 526 Nakat) wurde als Testplattform für die neuen P-800 Onyx Anti-Schiff-Lenkwaffen umgebaut. Zwei Sechsfachwerfer für die neuen Raketen und die zugehörige Feuerleitelektronik wurden installiert.

Derzeitiger Status

Schiffe der Nanuchka-II-Klasse waren 2004 noch in Algerien (801 Rais Hamidou, 802 Salah Rais und 803 Rais Ali), Indien (K72 Sindhudurg) und Libyen (416 Tariq ibn Ziyad und 418 Ean Zarrah) im Einsatz.

Russland hatte 2004 14 Schiffe der Nanuchka III-Klasse und die Nakat der Nanuchka-IV-Klasse im Einsatz.

Verweise

Einzelnachweise

1. ↑ Wunderwaffen der UdSSR - Geheimnisse Sowjetischer Waffen, Originaltitel "Чудо-оружие СССР - Тайны советского оружия", Alexander B. Shirikorad, 2008, Verlag "Вече", ISBN 5-9578-2054-7, Kapitel 2

Literatur

• Die Pistole am Kopf des Imperialismus. Geschichte der Schiffe des Projekts 1234. Originaltitel "Пистолет у виска империализма. История кораблей проекта 1234", W. Kostrischenko, W.E. Kusmichew, 2006, Verlag: "Военная книга", ISBN 5-902863-05-8
• Jane's Information Group, Jane's Fighting Ships 2004-2005, ISBN 0-7106-2623-1

Weblinks

 Commons: Nanuchka-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

• МАЛЫЕ РАКЕТНЫЕ КОРАБЛИ ТИПА БУРЯ auf atrinaflot.narod.ru (russisch)
• Малый ракетный корабль проекта 1234 auf russarms.com (russisch)
• Ракетный катер проекта 1234 auf rusarmy.com (russisch)

Sowjetische und russische Kriegsschiffsklassen nach 1945

Korvetten: 204 Poti-Klasse | 133 Parchim-Klasse | 1124 Grischa-Klasse | 1234 Nanuchka-Klasse | 1239 Bora-Klasse | 1241.1 Tarantul-Klasse | 1241.2 Pauk-Klasse | 20380 Stereguschtschi-Klasse | 21630 Bujan-Klasse

Fregatten: 42 Kola-Klasse | 35 Mirka-Klasse | 50 Riga-Klasse | 159 Petya-Klasse | 1159 Koni-Klasse | 1135 Kriwak-Klasse | 1154 Neustraschimy-Klasse | 1166.1 Gepard-Klasse

Zerstörer: 30bis Skoryy-Klasse | 41 Neustrashimy-Klasse | 56 Kotlin-Klasse | 56-EM Kildin-Klasse | 57A Kanin-Klasse | 61 Kaschin-Klasse | 61MP Kaschin-Mod-Klasse | 956 Sowremenny-Klasse | 1155 Udaloy-Klasse

Kreuzer: 68A Swerdlow-Klasse | 58 Kynda-Klasse | 1134 Kresta-I-Klasse | 1134A Kresta-II-Klasse | 1134B Kara-Klasse | 1164 Slawa-Klasse | 1144 Kirow-Klasse

Flugzeug- und Hubschrauberträger: 1123 Moskwa-Klasse | 1143 Kiew-Klasse | 1143.5 Admiral-Kusnezow-Klasse