Tarantul-Klasse

Tarantul-Klasse
Tarantul-Klasse
ORP Rolnik, eine polnische Korvette der Tarantul I Klasse
ORP Rolnik, eine polnische Korvette der Tarantul I Klasse
Übersicht
Typ Korvette
Einheiten ca. 66
Dienstzeit

seit 1977

Technische Daten
Verdrängung

430 t (Tarantul IV: 550 t)

Länge

56,1 m (Tarantul IV: 59,9 m)

Breite

10,2 m (Tarantul IV: 13 m)

Tiefgang

2,5 m (Tarantul IV: 2,65 m)

Besatzung

38 Mann (Tarantul IV: 44)

Antrieb

unterschiedlich:

Geschwindigkeit

unterschiedlich:

  • 35 kn (Tarantul I und II)
  • 41 kn (Tarantul III)
  • 37 kn (Tarantul IV)
Bewaffnung

unterschiedlich, siehe Artikel

Die Raketenboote des Projektes 1241 Molnija (Blitz) (russisch ракетные катера, проект "Молния"), laut NATO-Klassifikation Tarantul-Klasse sind Flugkörperkorvetten sowjetischer und russischer Bauart. In Russland werden sie auch als Kleine Raketenschiffe (russisch МРК малый ракетный корабль) klassifiziert. Die Konstruktion stammt aus den 1970er Jahren (Tarantul I) und wird bis heute von Russland weiterentwickelt (Tarantul II … IV).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Tarantul-Klasse wurde in den 1970er Jahren als Ersatz für die Raketenschnellboote der Osa-Klasse entwickelt. Der Schiffsrumpf wurde dabei sowohl in der Tarantul-Klasse als auch in den gleichzeitig entwickelten U-Jagd-Korvetten der Pauk-Klasse (Projekt 1241.2) verwendet. Der relativ breite Schiffsrumpf mit sieben Abteilungen besteht aus Stahl, für den Innenausbau und die Aufbauten wurde teilweise Aluminium verwendet. Dieser Rumpf wurde mit leicht modifizierten Aufbauten bis zur Tarantul III verwendet, die Tarantul IV ist vergrößert worden.

Tarantul I der Volksmarine der DDR

Raketenschnellboot „Hans Beimler“ der Volksmarine

In der Volksmarine der DDR wurden die Schiffe der Tarantul-Klasse als kleine Raketenschiffe klassifiziert und waren in der 6. Flottille der Volksmarine stationiert.

Anfang der 1980er Jahre war in der Volksmarine der DDR die Ablösung der mittlerweile veralteten Raketenschnellboote der Osa-Klasse dringend erforderlich. Ab Oktober 1984 erfolgte der Zulauf von insgesamt 5 Schiffen des sowjetischen Projektes 1241 RÄ (Tarantul I).

Ursprünglich war geplant, die alten RS-Boote im Verhältnis von 1:1 gegen die neuen Raketenschiffe auszutauschen. Das scheiterte aber an den Finanzen, da ein Schiff 77,1 Millionen Mark der DDR kostete.

Von den einst fünf Schiffen der Volksmarine sind zwei als Museumsschiffe erhalten, die anderen drei sind verschrottet.

Die Auflistung steht in folgender Reihenfolge:

Name Dienstnummer VM Indienststellung Außerdienststellung Verbleib
Albin Köbis 571 31. Oktober 1984 3. Oktober 1990 verschrottet
Rudolf Egelhofer 572 16. Oktober 1985 1992 Museumsschiff USA, weitere Geschichte siehe unten
Fritz Globig 573 5. Oktober 1985 3. Oktober 1990 verschrottet
Paul Eisenschneider 574 12. Februar 1986 3. Oktober 1990 verschrottet
Hans Beimler 575 28. Oktober 1986 3. Oktober 1990 Museumsschiff in Peenemünde

Die USNS Hiddensee

Die Hiddensee unter US-amerikanischer Flagge

Das Schiff „Rudolf Egelhofer“ wurde zunächst als „Hiddensee“ (P6166) von der Deutschen Marine übernommen und dann zusammen mit mehr als 170 SS-N-2 Lenkwaffen an die USA zu Erprobungszwecken abgegeben. Im Frühjahr 1992 wurde sie mit einem Dockschiff über den Atlantik transportiert. Diese Erprobung erfolgte durch eine Besatzung ehemaliger Volksmarine-Angehöriger. Die USA wollten im Vorfeld der Erprobung beispielsweise den 30 mm-Durchmesser der Gatlingkanone nicht glauben, von der Sprengkraft und Reichweite der Seezielraketen P21 und P22 und der hohen Schiffsgeschwindigkeit waren sie überrascht. Während einer AK-Fahrt bei optimalen Bedingungen erreichte das Schiff 51 Knoten (94 km/h). Die New York Times bezeichnete das Schiff daraufhin als weltweit eines der schnellsten und tödlichsten seiner Klasse.[1]

Durch die Erprobung in den USA fuhr dieses Schiff unter vier Flaggen, der Sowjetmarine, der Volksmarine, der Deutschen Marine und der US-Navy.

Seit 1996 liegt es als Museumsschiff im Battleship Cove Museum in Fall River, US-Bundesstaat Massachusetts.

Varianten

Tarantul I (Projekt 1241.1)

Nach einigen russischen Quellen wird diese Baureihe als „Projekt 1241.1RE“ bezeichnet.

Zwischen 1977 und 1979 wurden 22 Schiffe dieser Klasse ausschließlich für den Export produziert. Nur ein Schiff verblieb zu Ausbildungszwecken in der sowjetischen Marine. Einige Schiffe sind noch im Einsatz, wie die bei der Indischen Marine.

Antrieb

Die Schiffe besitzen einen COGAG-Antrieb mit zwei Marschturbinen Typ M-75 mit je 4000 PS und zwei Gefechtsturbinen Typ M-70 mit je 12000 PS Leistung. Die Turbinen sind über ein Kreuzgetriebe auf zwei Wellen mit fünfblättrigen Superkavitationspropellern geschaltet.

AK-630

Bewaffnung

Die Bewaffnung besteht aus:

Elektronik

Die Schiffe der Tarantul-Klasse besitzen diverse Radarsysteme:

  • Navigationsradar Kiwatsch-2 (russisch Кивач-2)
  • Geschütz-Feuerleitradar MR-123 Wimpel
  • Feuerleitradar MR-331 „Rangout“ für SS-N-2 Lenkwaffen
  • Diverse Geräte für die Elektronische Kampfführung, wie „Wimpel-R2“, „Nichel-K“, „Nichrom“ (Es ist unklar auf welchen Schiffen welche Systeme verbaut wurden.)

Tarantul II (Projekt 1241M)

Nach einigen russischen Quellen wird diese Baureihe als „Projekt 1241.1“ bezeichnet.

Bei den Schiffen der Tarantul II-Klasse wurde das Feuerleitradar MR-331 „Rangout“ durch das System „Mineral“ (laut anderen Quellen „Monolith“) ersetzt. Dieses wurde in den Tarantul I-Schiffen nicht verbaut, da es nicht zum Export zugelassen war.[2]

Optisch unterscheidet sich diese Klasse von ihrem Vorgänger durch kleinere Änderungen an den Aufbauten. Vor allem das geänderte Radarsystem ist durch die auffällige Kuppel oberhalb der Brücke erkennbar.

Zwischen 1981 und 1987 wurden etwa acht Schiffe dieser Klasse in Leningrad und Chabarowsk gebaut.

Tarantul IImod (Projekt 1241.7)

Ein Schiff der Tarantul II-Klasse wurde mit einem Kortik (CADS-N-1) Nahbereichsverteidigungssystem anstelle der beiden AK-630M Geschütze ausgerüstet. Dieses System besitzt zwei sechsläufige 30 mm Geschütze, Luftabwehrraketen und ein entsprechendes Feuerleitradar.

Tarantul III (Projekt 1241.1MP)

Nach einigen russischen Quellen wird diese Baureihe als „Projekt 12411 Molnija-M“[3] beziehungsweise „Projekt 1241.1M“[4] bezeichnet.

Bei den Schiffen dieser Klasse wurde einerseits die Antriebsanlage geändert. Die Schiffe haben einen CODAG-Antrieb. Für Marschfahrt wurden nun zwei Dieselmotoren mit je 5000 PS eingebaut, die beiden Gefechtsturbinen Typ M-70 wurden beibehalten. Zum einen sinkt dadurch der Treibstoffverbrauch und erhöht sich die Zuverlässigkeit des Antriebs. Zum anderen wird dadurch auch die Höchstgeschwindigkeit gesteigert.

Andererseits wurde die Hauptbewaffnung geändert. Anstelle der P-15M Termit-R wurden zwei Doppelstarter für die moderneren P-80 Moskit (SS-N-22 Sunburn) verbaut. Diese Raketen waren schon zu Beginn der Klasse eingeplant gewesen, allerdings verzögerte sich die Entwicklung des Waffensystems, so dass es erst ab dieser Baureihe zum Einsatz kam.

Teilweise wurden die Schiffe schon mit einem neuen Feuerleitradar „Garpun-Bal-E“ ausgerüstet.

Nach einigen Quellen wurden die Luftabwehrraketen Strela-3 durch modernere 9K38M Igla-M (SA-N-10 Grouse) ersetzt.[3] Dieselben Quellen erwähnen einen zusätzlichen Täuschkörperwerfer vom Typ PK-10.

Zwischen 1985 und 2000 wurden 32 Schiffe dieser Baureihe gebaut.

Tarantul IV (Projekt 12421)

Die Klasse umfasst umfangreiche Modifikationen am Rumpf. Das Schiff ist 3,8 Meter länger und 2,8 Meter breiter als die Vorgänger. Der Tiefgang erhöht sich um 15 Zentimeter und die Verdrängung steigt auf 550 Tonnen. Die geänderte Projektnummer deutet auf eine neue Schiffsklasse hin, allerdings wird die Klasse in der Russischen Marine ebenfalls als „Molnija“ geführt.

Als Antrieb werden nun zwei Gasturbinen mit insgesamt 31550 PS verwendet, wodurch das komplexe Getriebe der kombinierten Anlagen entfällt. (Andere Quellen sprechen allerdings von einer COGAG-Anlage.) Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 37 Knoten. Die Bewaffnung entspricht größtenteils der Tarantul III-Klasse, als Täuschköpferwerfer werden vier PK-10 verwendet.

Nur eine Einheit dieser Klasse wurde bisher in der Russischen Marine in Dienst gestellt.

Tarantul IVmod (Projekt 1241.8)

Obwohl die Projektnummer auf eine Modifikation der Tarantul III-Klasse deutet, beruht diese Klasse auf dem Projekt 12421. Bisher wurden nur zwei Schiffe dieser Klasse von Indien in Lizenz gebaut.

Dabei wurde das AK-176M Geschütz durch ein 76 mm/62 SR von Oto Melara ersetzt. Die SS-N-22 Starter wurden durch 16 (4x4) 3M24E Uran (SS-N-25 Switchblade) ersetzt.

Literatur

Weblinks

 Commons: Tarantul-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://georgiblagoev.hit.bg/new_page_2.htm
  2. http://warships.ru/Russia/Fighting_Ships/Missile_Boats/1241.html
  3. a b http://warships.ru/Russia/Fighting_Ships/Missile_Boats/12411.html
  4. http://www.rusarmy.com/vmf/rk_pr_1241.1m.htm

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