- Angela Yvonne Davis
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Angela Yvonne Davis (* 26. Januar 1944 in Birmingham, Alabama) ist eine US-amerikanische Bürgerrechtlerin, Philosophin, Humanwissenschaftlerin und Schriftstellerin, die in den 1970er-Jahren zur Symbolfigur der Bewegung für die Rechte von politischen Gefangenen wurde. Außerdem war sie in den Jahren 1980 sowie 1984 hinter Gus Hall die Kandidatin der Kommunistischen Partei der USA für das Amt des US-Vizepräsidenten.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Davis entstammt einer schwarzen Mittelschichtsfamilie. Angela war ein hochintelligentes Kind und bekam als 15-Jährige ein Stipendium des American Friends Service Committee für eine als Rotes Haus bekannte Privatschule in New York. Hier kam sie zum ersten Mal mit dem Marxismus in Berührung und fand viele Übereinstimmungen mit ihren eigenen Überzeugungen. Sie schloss sich dem marxistischen Zirkel an ihrer Schule an. Nach der Schule studierte sie an der Brandeis University in Massachusetts Französisch und verbrachte ein Jahr in Frankfurt am Main. Sie war im Sommer-Semester 1966 als Gasthörerin an der Universität in Frankfurt. Dort besuchte sie im Institut für Sozialforschung Veranstaltungen von Theodor W. Adorno. 1963 setzten in ihrem Heimatort Birmingham, Alabama Mitglieder des Ku-Klux-Klan die Sixteenth Street Baptist Church in Brand. Nach diesem Jahr im Ausland nahm sie das Studium in Brandeis wieder auf. Hier traf sie mit dem Philosophen Herbert Marcuse zusammen.
1967 trat sie dem Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC), später sympatisierte sie mit der Black Panther Party und trat der Kommunistischen Partei der USA (CPUSA) bei, für diese kandidierte sie auch für den Posten der Vizepräsidentin zusammen mit Gus Hall in den Jahren 1980 und 1984. Den SNCC verließ sie aber schnell wieder, da ihre Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei zum Problem avancierte.
Dem bereits seit seinem 18. Lebensjahr in Haft sitzenden George Jackson, der im Gefängnis Mitglied der Black Panther Party wurde, schlug Davis vor, ein Buch über seine Haftbedingungen zu schreiben, was er mit „Soledad Brother” auch tat. Im August 1970 lieferte sich Jacksons Bruder Jonathan bei einem missglückten Befreiungsversuch in einem Gerichtssaal eine Schießerei mit der Polizei, bei der vier Menschen getötet wurden. Davis wurde vorgeworfen, die Waffe für diesen Überfall geliefert zu haben.
Das FBI setzte Angela Davis daraufhin auf die Liste der zehn gefährlichsten Verbrecher der USA. Einige Wochen später wurde sie verhaftet. Ihr drohte wegen des Vorwurfs der „Unterstützung des Terrorismus” die Todesstrafe. Gegen ihre Verhaftung entwickelte sich eine über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinausreichende Welle des öffentlichen Protests. Nach zwei Jahren wurde Davis am 4. Juni 1972 in allen Punkten der Anklage freigesprochen. Am Wochenende der in den USA - aufgrund der Zeitverschiebung an einem Montag - entscheidenden Gerichtssitzung fand in der Bundesrepublik Deutschland in Frankfurt der Kongress "Am Beispiel Angela Davis" statt. Bis in die Gegenwart gilt Davis ihren Anhängern als eine der prominentesten ehemaligen politischen Gefangenen der USA.
1991 trat Angela Davis aus der CPUSA aus; sie bezeichnet sich aber auch in ihrem neuesten Werk „Abolition Democracy“ (2005) weiterhin als Kommunistin.
Schwerpunkt ihrer vielbeachteten Arbeit der letzten Jahre ist die Untersuchung des „Gefängnis-industriellen Komplexes“, der Verbindungen zwischen Unterdrückung aufgrund des Geschlechts, der Rasse und der Klasse in den USA und weltweit in Zeiten der Globalisierung. Sie entwickelt hier, wie auch schon in „Are Prisons Obsolete?“ (2003) Gedanken zum Kampf um eine Demokratie, die den Kampf gegen die Hinterlassenschaften der Sklaverei auch sozial endlich zum Erfolg führt.
Angela Y. Davis arbeitet als Professorin an der University of California in Santa Cruz. Außerdem ist sie Sprecherin der Kampagne gegen die Todesstrafe.
Kritik
Der russische Dissident und Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn kritisierte Angela Davis' Sympathie für die Sowjetunion in einer Rede vom 9. Juli 1975 in New York. Der zufolge hatte eine Gruppe tschechische Dissidenten an sie appelliert: „Genossin Davis, Du warst im Gefängnis, Du weißt, wie unangenehm es ist, im Gefängnis zu sitzen, besonders wenn man sich als unschuldig betrachtet. Du hast jetzt solch großes Ansehen. Könntest Du unseren tschechischen Gefangenen helfen? Könntest Du für jene Leute in der Tschechoslowakei eintreten, die durch den Staat verfolgt werden?“ Angela Davis habe geantwortet: „Sie verdienen das, was sie bekommen. Lasst sie im Gefängnis bleiben.“[1]
Ehrungen
- 1972 erhielt Angela Davis während ihres ersten Besuches in der DDR die Ehrenbürgerwürde der Stadt Magdeburg (übrigens bisher die einzige Frau, der diese Ehre in Magdeburg zuteil wurde).
- 1972 widmeten ihr John Lennon (Angela auf dem Album Some Time in New York City) sowie die Rolling Stones (Sweet Black Angel auf dem Album Exile On Main Street) Songs.
- 1972 schrieb Franz Josef Degenhardt das Lied Angela Davis, das auf dem Album Mutter Mathilde zu finden ist.
- 1973 besuchte Davis die zehnten Jugend-Weltfestspiele in Berlin (DDR)
- 1979 wurde sie mit dem sowjetischen Lenin-Friedenspreis ausgezeichnet.
- Die Band Rage Against The Machine widmete ihr ein T-Shirt auf dem ihr Bild zu sehen ist.
- 2004 erhielt sie den Menschenrechtspreis der Gesellschaft für Bürgerrechte und Menschenwürde.
Werke
- If They Come in the Morning: Voices of Resistance, 1971
- Frame Up: The Opening Defense Statement Made, 1972
- Angela Davis. An autobiography, 1974
- Women, Race & Class, 1981
- Rassismus und Sexismus. Schwarze Frauen und Klassenkampf in den USA. Berlin: Elefanten Press, 1982. ISBN 3-88520-093-7
- Violence Against Women and the Ongoing Challenge to Racism, 1985
- Women, Culture and Politics, 1989
- Blues Legacies and Black Feminism. Gertrude „Ma“ Rainey, Bessie Smith, and Billie Holiday, 1999
- The Angela Y. Davis Reader, 1999
- Are Prisons Obsolete?, 2003
- Eine Gesellschaft ohne Gefängnisse? Der gefängnisindustrielle Komplex der USA. Schwarzerfreitag 2004, ISBN 3-937623-32-9
- Abolition Democracy – Beyond Empire, Prisons, and Torture, 2005
Siehe auch
Literatur
- Robert Lumer und Siegfried Hanusch: Angela Davis oder Der unaufhaltsame Prozeß. Regie: Albrecht Surkau. Prod.: Rundfunk der DDR, 1971. (Radio-Feature)
- Angela Davis Solidaritätskomitee: Am Beispiel Angela Davis. Der Kongreß in Frankfurt. Reden, Referate, Diskussionsprotokolle. Frankfurt am Main: Fischer, 1972. ISBN 3-436-01603-9
- Johanna Meyer-Lenz und Nina Mackert: "Angela Davis: Zur Konstruktion einer afroamerikanischen politischen Identität im Kontext der 68er-Bewegung." In: Burghardt Schimdt (Hg.): Menschenrechte und Menschenbilder von der Antike bis zur Gegenwart. Hamburg, DOBU Verlag, 2006, S. 255-276. ISBN 3-934632-10-6
- Regina Nadelson: Who is Angela Davis? The biography of a revolutionary. New York: Yaden, 1972.
- Walter Kaufmann: Unterwegs zu Angela Davis. Vorwort von Victor Grossman. Bremen: Atlantik, 2005. ISBN 3-926529-96-2
- „Ehrenbürger-Gastfrage zum Geburtstag“. In: Magdeburger Volksstimme, 20. Januar 2005.
Weblinks
- Literatur von und über Angela Davis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- FemBiographie Angela Davis
- kalenderblatt.de: Angela Davis freigesprochen
- USA: Black Panther Party (BPP) und Angela Davis - Materialien zur Analyse von Opposition
- Junge Welt: Der Afro-Look von Angela Davis, 14. Juni 2003
- University of California at Santa Cruz/Humanities Division, Feminist Studies Faculty: Angela Davis, 4. Juni 2007
Einzelnachweise
- ↑ Solzhenitsyn, Aleksandr (October 1976). Warning to the West. New York: Farrar, Straus and Giroux. pp. 60–61. ISBN 0374513341
Personendaten NAME Davis, Angela KURZBESCHREIBUNG US-amerikanische Bürgerrechtlerin, Soziologin und Schriftstellerin GEBURTSDATUM 26. Januar 1944 GEBURTSORT Birmingham, Alabama
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