- Kuppelproduktion
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Die Kuppelproduktion (auch Verbundproduktion) ist eine Sonderform der Fertigungstypen und beschreibt die gemeinsame bzw. simultane Herstellung mehrerer Produkte in einem einzigen betrieblichen Produktionsprozess (beispielsweise eine chemische Reaktion) oder den (gewollten oder ungewollten) Anfall von Nebenprodukten während der Produktion. Die entstehenden Erzeugnisse heißen Kuppelprodukte.
In der Sichtweise einer ökologischen Produktionswirtschaft ist die Kuppelproduktion der Regelfall einer Produktion, da in dieser alle meist mit der Vorsilbe „Ab“ versehenen Ergebnisse einer Produktion ebenfalls betrachtet werden, also Abfall, Abwärme, Abwasser etc. Auch dies sind mit entstehende Produkte, die sinnvollerweise nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit sondern auch durch die Kostenrechnung und Kalkulation mit verfolgt werden sollten. Ein solcher Ansatz weist oft auf Lösungsmöglichkeiten hin, solche Produkte ebenfalls zu verwerten oder zumindest in ihrem Anfall und Beseitigungskosten zu reduzieren.
Inhaltsverzeichnis
Wesensmerkmale der Kuppelproduktion
Es wird unterschieden zwischen
- der starren Kuppelproduktion und
- der lenkbaren Kuppelproduktion.
Bei der starren Kuppelproduktion treten die Produkte in einem festen Mengenverhältnis zueinander auf (also stöchiometrisch). Im zweiten Fall sind durch Variationen der Prozessparameter (beispielsweise in Raffinerien) unterschiedliche Mengenrelationen möglich.
In der Regel ist ein Produkt das Hauptprodukt, das oder die anderen sind Nebenprodukte. Zur betriebswirtschaftlichen Kalkulation von Kuppelprodukten wird gewöhnlich die Restwertmethode benutzt, obwohl eine verursachungsgerechte Zurechnung der Kosten nicht möglich ist.
Kuppelprodukte können betriebswirtschaftlich sowohl Kosten als auch Erlöse bedeuten. So können in einem chemischen Unternehmen Kuppelprodukte aufgrund der Entsorgungsverantwortung beziehungsweise des Umweltschutzes Kosten verursachen. Andersherum kann beispielsweise Wärme, die aufgrund des Produktionsprozesses entsteht, für das Warmwassersystem eines Unternehmens genutzt werden. So können sachliche Bündelungseffekte entstehen.
Oft werden die Nebengüter aber auch zur Weiterverarbeitung verkauft. Dann kann man die Gesamtkosten der Hauptprodukte um die Erlöse der Nebenprodukte entlasten. Kuppelprodukte können daher neben der Verminderung von Abfällen sogar den Gewinn steigern, und die Marktposition eines Unternehmens durch eine breitere Produktpalette stärken.
Wortstamm
Das Wort leitet sich von den mittelhochdeutschen Verben kuppeln, koppeln = "an die Leine legen, verbinden" ab. Man findet daher auch die Begriffe Koppelprodukt und Koppelproduktion anstelle Kuppelprodukt und Kuppelproduktion für diesen Sachverhalt.
Beispiele
Klassische Beispiele für Kuppelproduktionen sind:
- Chloralkalielektrolyse mit den Kuppelprodukten Chlor, Natronlauge und Wasserstoff:
- Phenolsynthese nach dem Cumolhydroperoxidverfahren mit den Kuppelprodukten Phenol und Aceton
- die zwangsläufige Produktion von Benzin, Dieselkraftstoff und Schweröl bei der Verarbeitung von Erdöl
- die Erzeugung von Extraktionsschrot und Pflanzenöl bei der Extraktion aus Ölsaaten
- die Erzeugung von Glycerin bei der Herstellung von Biodiesel
- die Erzeugung von Strom und Wärme im Heizkraftwerk
- Gewinnung von Brennholz aus dem Verschnitt der Nutzholzproduktion
- die Erzeugung von Kleie und Grieß bei der Herstellung von Mehl aus Getreide
- die gleichzeitige Beförderung von Passagier- und Frachtkapazität bei Betrieb eines Verkehrsflugzeuges
- die Plasmafraktionierung.
Siehe auch
Literatur
- Paul Riebel: Die Kuppelproduktion. Betriebs- und Marktprobleme. Habilitationsschrift vom 17. Februar 1954, Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg. Köln, Opladen: Westdeutscher Verlag, 1955, 243 S. (= Veröffentlichungen der Schmalenbach-Gesellschaft, Band 23)
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