Königsbrücker Heide

Königsbrücker Heide
Aussichtsturm auf dem Haselberg (Wettinhöhe, nördlich von Königsbrück)

Die Königsbrücker Heide liegt in der Westlausitz nördlich von Königsbrück und ist mit einer Größe von 6932 Hektar das zwölftgrößte Naturschutzgebiet Deutschlands (D 89) und das größte im Freistaat Sachsen. Die Königsbrücker Heide ist zugleich Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (6932 ha, EU-Meldenr.: DE4847302, Landesinterne Nr.: 49), das in das europäische Schutzsystem Natura 2000 aufgenommen wurde. Naturräumlich ist es in die Königsbrück-Ruhlander Heiden einzuordnen.

Aufgrund seiner langjährigen Nutzung als Truppenübungsplatz und wegen der daraus resultierenden Gefährdung durch hier noch lagernde Kampfmittelreste und noch vorhandene militärische Anlagen ist das Betreten des Geländes per Polizeiverordnung verboten.

Dadurch bietet sich hier die nahezu einmalige Chance der von Menschen unbeeinflussten freien Entfaltung der Natur. Dennoch ist die Königsbrücker Heide auch eine touristische Attraktion. Erlebnispfade und Naturschaufenster in den Randbereichen sowie Führungen durch das NSG ermöglichen menschliche Teilhabe an den natürlichen Prozessen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Revier „Königsbrücker Heide“ gehörte zum Güterkomplex der Standesherrschaft Königsbrück, die aufgrund eines königlich-böhmischen Sonderprivilegs von Abgaben an die sächsischen Landesfürsten befreit war.

Die Grafen von Hohenthal waren die letzten Standesherren der Stadt. Nach der faktischen Abschaffung des Privilegs nach dem Wiener Kongress ging deren Besitz einschließlich der Königsbrücker Heide an die Grafen von Wilding über, die wiederum die gesamten ehemals standesherrschaftlichen Besitztümer 1893 an den Kommerzienrat Bruno Naumann verkauften.

Die Familie Naumann, die noch bis 1945 in Königsbrück lebte, verkaufte die „Königsbrücker Heide“ 1906 an das Deutsche Reich. In den Folgejahren wurde hier der Truppenübungsplatz Königsbrück angelegt, der bis 1992 bestand.

Das Revier „Königsbrücker Heide“ war extremen landschaftlichen Veränderungen unterworfen. Aus dem hier bis ins 12. Jahrhundert bestehenden Urwald wurde über die Jahrhunderte eine Kulturlandschaft, die wiederum durch die fast 100 Jahre militärische Nutzung komplett ausgelöscht wurde.

Dadurch entstanden auf fast 6000 ha Offenlandbiotope in Form von Verwitterungsböden.

Nach dem Abzug der Sowjetarmee im Jahr 1992 nutzte der Freistaat Sachsen die Chance, ein NSG mit neuartigem Schutzgebietskonzept zu schaffen, so dass wieder eine Naturlandschaft entsteht.

In der Verordnung des Regierungspräsidiums Dresden zur Festsetzung des Naturschutzgebietes „Königsbrücker Heide“ vom 1. Oktober 1996 wurde dieser Zweck detailliert geregelt. Auf der Grundlage eines Besucherkonzeptes werden seit 2003 die Bedürfnisse von Tourismus und Naturschutz in Einklang gebracht. Im Jahr 2004 wurde ein Biberlehrpfad eingerichtet. Im Jahre 2005 wurde der Rundweg Königsbrücker Heide durch den Freistaat Sachsen als Radweg mit hoher Priorität in die Radverkehrskonzeption für den Freistaat Sachsen aufgenommen.

Ökologie

In der 5000 ha großen Naturentwicklungszone können sich Tiere und Pflanzen weitestgehend ohne direkte menschliche Störung entwickeln (Sukzession). Der Mensch greift hier in keiner Form (weder in Form von Pflege noch durch Bewirtschaftung) in die Prozesse ein. Die Natur soll sich selbst regulieren.

In einer 1000 ha großen Zone der „gelenkten Sukzession“ gilt im Grunde dasselbe, jedoch ist hier vorgesehen, gebietstypische, aber vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten wieder anzusiedeln.

In einer ebenfalls 1000 Hektar großen Pflegezone an den Rändern des Gebietes findet eine sanfte Bewirtschaftung unter naturschutzfachlichen Gesichtspunkten statt. Die hier noch bestehenden Kiefernwälder sollen nach und nach in standortgerechte Mischwälder umgewandelt werden.

Die Fließgewässer in der Königsbrücker Heide sind über 100 Kilometer lang und können nahezu frei mäandern. In den Verlandungszonen entstehen Erlen- und Eschenwälder. Saure und mittelsaure Standgewässer bleiben zurück. Es breiten sich Hochstaudenfluren aus.

Fauna

Im Naturschutzgebiet Königsbrücker Heide leben unter Anderem vom Aussterben bedrohte und gefährdete Tiere. Langsam beginnt sich auch der Wolf wieder hier anzusiedeln. Der Elbebiber, welcher häufig in der Königsbrücker Heide vorkommt, verändert die Natur durch seine Fällungen sehr. Er rodet manchmal ganze Flächen. Er lebt hauptsächlich in den Flussläufen der Pulsnitz und dem Otterbach. Es findet sich auch eine große Population von Dam-, Rot- und Schwarzwild. Auch Vögel finden sich im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet häufig, wie zum Beispiel der Eisvogel, der Pirol und die Heidelerche.

Flora

In der Königsbrücker Heide kommen vorwiegend Laubwälder mit hauptsächlich Birken und Aspen und Mischwälder mit Kiefern vor. Auf kahlgeschlagenen Flächen wächst die in Deutschland sehr selten vorkommende Rentierflechte.

Rentierflechte

Einige Flächen wurden kahlgeschlagen, um Lebensräume für Tiere die freie, sandige Flächen benötigen, zu schaffen.

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