Landgraf Philipp Denkmal (Kassel)

Landgraf Philipp Denkmal (Kassel)
Postkarte des Denkmals, abgestempelt am 20. September 1903.

Das Landgraf-Philipp-Denkmal wurde 1899 in Kassel enthüllt. Der junge Kasseler Künstler Hans Everding schuf das Standbild des Regenten und Renaissancefürsten Landgraf Philipp von Hessen zu einer Zeit, in der Hessen und somit Kassel bereits eine preußische Provinz war. 1942 wurden die Bronzeteile abgebaut, um sie für Rüstungszwecke einzuschmelzen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Idee, dem einstigen Landgrafen Philipp ein Denkmal zu stiften, kam bereits 1889 in ultrakonservativen protestantischen Kreisen auf. Dem Schutzherren der Reformation wollte der „Evangelische Bund zur Wahrung deutscher protestantischer Interessen“ ein Denkmal setzen. Ein Komitee zur Spendensammlung wurde gegründet und ein Wettbewerb brachte 1898 den damals erst 21-jährigen Hans Everding als Sieger hervor.

Noch bevor das Denkmal 1942 als „Metallspende“ eingeschmolzen wurde, planten die Nationalsozialisten den Bau eines neuen Philipp-Denkmals. Es sollte als monumentales steinernes Reiterstandbild ausgeführt werden. Zu jener Zeit war Philipp Prinz von Hessen – ein direkter Nachfahre des Landgrafen – Oberpräsident der Provinz Hessen-Nassau. Diese Pläne kamen nach Ausbruch des Krieges nie über die Planungsphase hinaus. Bevor das Everding'sche Denkmal eingeschmolzen wurde, nahm man für eine nie realisierte spätere Rekonstruktion verschiedene Gipsabdrücke ab. Einzelne Teile des Standbildes wurden nach dem Krieg auf einem Schrottplatz gesehen, sind aber wohl noch eingeschmolzen worden. Der Granitsockel wurde abgebaut und vermutlich zur Verfüllung einer Löschwasserzisterne auf dem Martinsplatz verwendet; die Datierungsinschrift wurde 1961 an der Südmauer der Martinskirche vergraben.

Zwei Bronzereliefs des Sockels konnten in den 1980er Jahren nachgegossen und an der Außenwand der Martinskirche montiert werden.

Beschreibung

Das Denkmal stand von 1899 bis 1942 vor dem Langhaus der Martinskirche auf dem Martinsplatz. Auf einem neun Meter hohen Sockel aus Granit stand das aus Bronze gegossene, etwa sieben Meter hohe Standbild des jungen Landgrafen.

Die Figur stand in strengem Kontrapost, das rechte Bein stand deutlich hervor. Diese Tatsache verleitete den Kasseler Volksmund, auf die Frage: „Was stellt das Denkmal vor?“ mit: „Den rechten Fuß!“ zu antworten.

Das Kasseler Standbild stellt Philipp als jungen Mann mit athletischem Körperbau dar. Die linke Hand umfasst die Scheide des Schwertes. Der Herrscher ist in modischer und aufwändiger Kleidung seiner Zeit dargestellt. Auf der Front des Sockels war das Zitat Philipps: „Ich will eher Leib und Leben, Land und Leute lassen, denn von Gottes Wort.“ eingelassen. An den beiden Flanken waren die Bronzereliefs angebracht, deren Kopien heute an der Außenmauer der Kirche montiert sind. Das eine Relief zeigt die Religionsgespräche zu Marburg 1529, bei denen Luther, Melanchthon und Zwingli als Gäste Philipps auf seinem Sitz in Marburg den Protestantismus formen. Das andere Relief zeigt die Gefangennahme des hessischen Landgrafen 1547 bei Halle durch kaiserliche Truppen im Zuge der Religionskriege. Durch die Motivauswahl wird deutlich, dass es sich hier nicht im engeren Sinn um ein Herrscherstandbild, sondern um das Denkmal für einen bedeutenden Protagonisten der Reformation handelt.

Vorbilder in der Kunst

Späterer Merian-Stich von Landgraf Philipp I.

Everding hatte den Auftrag: „Landgraf Philipp in idealer Auffassung so jugendfrisch, so tatkräftig, so kampfbereit zu formen, wie die Geschichte uns den Landgrafen in den Lebensjahren schildert, in welchen er berufen war, so entscheidend in die Reformation einzugreifen“. Die Überlieferung schildert uns reichlich wenig über das Äußere des Landgrafen. Das Bild, welches wir vom Landgrafen haben, wurde zum größten Teil erst im 19. Jahrhundert geformt. In Kassel selbst fällt als erstes das von seinem Sohn gestiftete Epitaph in Philipps Grabeskirche der Martinskirche auf. Doch hat es keine hohe Relevanz, da es sich hier um eine postume hochgradig idealisierte Darstellung handelt. Philipp hatte kein gesteigertes Interesse an Kunst und sah diese wohl eher als Geldverschwendung an. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das bedeutendste Gemälde von ihm, von keinem anderen als Tizian geschaffen, in kaiserlicher Gefangenschaft entstand. Dieses Gemälde ist heute verschollen und auch die anderen überkommenen Gemälde sind nur Kopien. Aufgeschwemmt und korpulent sehen wir den alten Landgrafen neben seiner Hauptfrau im Rahmen eines Ehepaarporträts. Dies ist eine postume Kopie zweier Gemälde seines Hofmalers Michael Müller, durch diesen selbst entstanden um etwa 1585/90.

Interessant sind zwei weitere Werke: Bei dem einen handelt es sich um die Kopie eines Cranachs von Hans Krell, der in Cranachs Werkstatt arbeitete und das etwa 82x67 cm große Halbformat anfertigte. Es befindet sich heute noch im Besitz der hessischen Hausstiftung im Fuldaer Schloss Fasanerie. Es zeigt den etwa 30-jährigen Regenten in vergleichbarem Kostüm wie das Everding-Denkmal und verzichtet auf jegliche Herrschaftsinsignien.

Das andere ist ein Relief im ehemaligen Kloster Haina. Es ist ein monumentales Sandsteinrelief von 2,4 x 3,3 Metern und zeigt unter anderem Philipp ganzfigurig ebenfalls im Kontrapost mit Federhut. Hierbei handelt es sich nicht um ein Epitaph sondern um ein politisches Monument.

Der Philippsstein wurde 1542 von Philipp Soldan geschaffen und ist kein Auftrag des Landesherren sondern die Huldigung eines treuen Statthalters. Der künstlerische Wert ist eher bescheiden.

Literatur

  • Stefan Schweizer: Geschichtsdeutung und Geschichtsbilder, 2004, ISBN 3-8924-4821-3

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