Lasurstein

Lasurstein
Lapislazuli - Gesteinsblock

Lapislazuli, auch Lapis Lazuli (Lapis lazuli), Lasurstein oder kurz Lapis genannt, ist ein blauglänzendes Mineralgemisch, das je nach Fundort aus unterschiedlichen Anteilen der Minerale Lasurit, Pyrit, Calcit, sowie geringeren Beimengungen an Diopsid, Sodalith und anderen (die auch fehlen können) bestehen kann. Definitionsgemäß ist Lapis Lazuli damit ein Gestein und wird teilweise auch als solches anerkannt. [1] [2]

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

Das Wort Lapis entstammt der lateinischen Sprache und bedeutet „Stein“. Lazuli, ursprünglich aus dem Arabischen Genitiv lazulum für „blau“ kommend, wurde ins Mittellateinische übernommen.

Synonyme Bezeichnungen sind unter anderem Azur d'Acre, azurum ultramarinum, Bleu d'Azur, Lapis lazuli ultramarine, Las(z)urstein, Lazurium, Oltremare, Orientalischblau, Outremer lapis, Pierre d'azur, Ultramarin echt, Ultramar ino/verdadero, Ultramarine natural; des Weiteren nach Plinius und Theophrast coeruleum scythium.

Farbe

Begehrte Schmucksteine sind von intensiver, ultramarinblauer Farbe, die auf S3--Radikalanionen zurückzuführen ist. Fein verteilter Pyrit gilt als Echtheitsnachweis. Flecken oder kleine goldfarbene Pyritadern werden ebenfalls geschätzt, jedoch sollte der Pyritanteil nicht zu groß sein, da die Farbe sonst in ein unschönes Grün umschlägt. Steine, bei denen das Calcit stark hervortritt, sind weniger wertvoll.

Je nach Lagerstätte kann es aber auch zu anderen Farbnuancen kommen. Die tadschikische Lagerstätte erbringt eine marineblaue Varietät. Aus der Fundstätte am Baikalsee sind blauviolette Töne möglich. Hier sind auch besonders starke Calcitanteile vertreten.

Lapislazuli aus der afghanischen Lagerstätte in der Provinz Badakhshan (Kokscha-Tal)

Bildung und Fundorte

Lapislazuli bildet sich vorwiegend durch Metamorphose bzw. metasomatische Vorgänge unter anderem in Amphiboliten, Gneis, Marmor, Peridotiten und Pyroxeniten. Des Weiteren können neben den bereits genannten Mineralen noch Afghanit, Apatit, Dolomit, Hauyn, Nephelin, Schwefel, Tremolit und andere assoziiert sein.

Die bekanntesten Fundstätten liegen im westlichen Hindukusch in der Provinz Badakhshan in Afghanistan. Im afghanischen Bürgerkrieg spielte die Beherrschung des Pandschir-Tals, neben seiner strategischen Bedeutung, als Lieferant des teuren Lapislazulis eine wichtige Rolle als Einnahmequelle zum Kauf von Waffen. Die Gewinnungsstellen bei Sar-é Sang vom Kokscha-Tal in Badakhshan, in der noch heute Lapislazuli gewonnen wird, war schon zu Zeiten des alten Ägypten in Betrieb. Um den Stein zu gewinnen, wurde er in der Mine mit Feuer gesprengt: Man erhitzte die Steine durch örtliche intensive Holzfeuer und kühlte sie dann mit Wasser plötzlich ab, worauf sie Risse bekamen und herausgeklopft werden konnten. Heute wird in Badakhshan mit Sprengstoff gearbeitet.

Weitere wichtige Fundstätten befinden sich in Russland. Die farblich besten Varietäten stammen von der Lagerstätte Malobystrinskoye am Baikalsee. Weniger ergiebig erwiesen sich die Lokalitäten Talskoye und Sljudjanskoye in der Baikalregion. Die Fundstelle am Fluss Sljudjanka entdeckte Erich G. Laxmann in den Jahren 1784-1785, als er im Auftrag der Akademie der Wissenschaften des Zaren am Baikalsee naturwissenschaftliche Erkundungen betrieb. Katharina die Große sandte 1787 eine geologische Expedition in diese Region, um genauere Informationen über nutzbare Edelsteine und Minerale zu erhalten. Im Ergebnis gelangten auch Proben von Lasurit nach St. Petersburg.[3]

Zu den ehemaligen russischen Fundstätten, heute in Tadschikistan liegend, gehört auch noch das Lapisvorkommen von Ljadschwar-Dara im Pamir (Berg-Badachschan / Schachdarja-Kette).

Ferner existieren Fundorte bei Ovalle in Chile, im Iran sowie im Cascade Canyon von Kalifornien und am Magnet Core in Arkansas (USA).

Verwendung

als Schmuckstein

Figur aus Lapislazuli mit Pyriteinschlüssen. Länge: 8 cm.

Als Edel- oder besser Schmuckstein hat Lapislazuli eine Geschichte, die etwa 7.000 Jahre zurückreicht. Lapislazuli war das Kostbarste, was die alten Ägypter besaßen und ihren Pharaonen auf die Reise in das Jenseits mitgaben. Da Lapislazuli allerdings bereits in dieser Zeit zu den teuersten Edelsteinen gehörte, gehörten die Ägypter auch zu den ersten, die neben Türkis auch den Lapis unter anderem mit blau gefärbtem Glas imitierten.

als Pigment

Lapislazuli spielte als Pigment in der Kunst eine große Rolle. Aus diesem Stein wurden die leuchtend blauen Farben gewonnen, mit denen insbesondere im Mittelalter beispielsweise Madonnengewänder gemalt wurden. Ein besonders schönes Beispiel für dessen Verwendung als Farbgrundstoff befindet sich auch in der Handschrift Das Stundenbuch des Herzogs von Berry, einem der wichtigsten Werke der Buchmalerei. So sind auf dem Kalenderblatt Januar zum Beispiel die Gewänder des Herzogs aus dieser Farbe hergestellt. Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel für die Verwendung von gemahlenem Lapislazuli als Pigment ist Giottos Freskenzyklus in Padua, wo es für die Gestaltung des Himmels Verwendung fand. Die Farbe Blau wurde in der mittelalterlichen Malerei wohl auch deshalb so selten verwendet, weil blaue Pigmente wie Lapislazuli außerordentlich teuer und rar waren und von "jenseits der See" - daher auch die Bezeichnung "Ultramarin" - bezogen werden mussten.

Manipulationen und Imitationen

Lapislazuli, dessen Farbe zu blass ist, wird entweder geölt oder gewachst, um ihn dunkler erscheinen zu lassen. Ungleichmäßige Farbe lässt sich mit farbigem Öl vereinheitlichen, ist aber leicht mit Aceton nachweisbar. [2]

Lapislazuli von geringer Qualität und/oder in kleinen Bruchstücken wird zusammen mit Kunstharz zu größeren Steinen rekonstruiert.

Imitationen von Lapislazuli werden vor allem durch Einfärbung der Quarzvarietät Jaspis mit Berliner Blau hergestellt. So wird der sogenannte "Deutsche Lapis(lazuli)" [2] (auch "Swiss Lapis" [2], "Blauer Onyx" oder "Nunkirchener Lapislazuli") in Nunkirchen (Stadt Wadern) aus Jaspis hergestellt. Behandelt man solcherart minderwertige Edelsteinimitationen im Ultraschallbad oder mit Salmiakgeist treten auf der Steinoberfläche Flecken auf, die sich nicht mehr entfernen lassen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. GeoMuseum TU Clausthal - Lapis Lazuli
  2. a b c d Bernhard Bruder: Geschönte Steine. Neue Erde Verlag, 1998, ISBN 3-89060-025-5
  3. P. Kolesar, J. Tvrdý: Zarenschätze. Haltern (Bode Verlag) 2006. S. 567

Literatur

  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Buchverlag., München 1989, ISBN 3-405-16332-3.
  • Gerd Weißgerber: Schmucksteine im Alten Orient - Lapislazuli, Türkis, Achat, Karneol. in T. Stöllner: Persiens antike Pracht. Dt. Bergbau-Museum, Bochum 2004, S. 64 - 76, ISBN 3-937203-10-9
  • GeoMuseum TU Clausthal

Weblinks


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