Lechhansl

Lechhansl

Johann Baptist Baader (volkstümlich „Lechhansl“; getauft am 23. Januar 1717 in Lechmühlen, Fuchstal; † 25. August 1780 in Schlehdorf) war ein Kirchenmaler des bayerischen Rokoko. Seine Werke finden sich vor allem im oberbayerischen Pfaffenwinkel.

Statue des Lechhansl in der Kapelle von Lechmühlen

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Baader war das älteste von fünf Kindern eines Müllerehepaars aus dem Weiler Lechmühlen bei Seestall (heute Gemeinde Fuchstal, Landkreis Landsberg am Lech). Sein Geburtsdatum ist unbekannt, als Taufdatum wird der 23. Januar 1717 überliefert.

Nach seiner Ausbildung zum Kirchenmaler, unter anderem bei Johann Georg Bergmüller in Augsburg, arbeitete Baader vor allem in seiner oberbayerisch-schwäbischen Heimat. Ein fünfjähriger Italienaufenthalt (1752-58) machte ihn mit der neapolitanischen Deckenmalerei vertraut, die ihn fortan maßgeblich beeinflusste.

Schon durch die räumliche Nähe seiner Heimat zum Kloster Wessobrunn hatte Baader engen Kontakt zur berühmten „Wessobrunner Schule“ um die Künstlerfamilien Schmuzer und Zimmermann. Er gehörte zwar selbst nicht zu den „Wessobrunnern“, führte aber zahlreiche Werke im Auftrag des Klosters (Pfarrkirche Wessobrunn, Wallfahrtskirche Vilgertshofen, Pfarrkirche Rott u.a.m.) aus.

Wichtigster Auftraggeber Baaders war jedoch das Augustinerchorherrenstift Polling bei Weilheim. Hier stattete er die Reliquienkapelle der Stiftskirche wie auch die Klosterbibliothek aus, die mit ihrem Bildprogramm zu den Künsten der Philosophie, Geschichte und Theologie zum Hauptwerk des Künstlers wurde. Pollinger Auftragsarbeiten waren auch die Kirchenmalereien in Aschering, Landstetten und Perchting (alle Landkreis Starnberg) sowie in Jedelstetten (Landkreis Landsberg am Lech).

Baaders letzter, unvollendet gebliebener Auftrag war die Ausmalung der Klosterkirche Schlehdorf (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen). Der „Lechhansl“ starb hier am 25. August 1780, unverheiratet und kinderlos, an Brustwassersucht. Sein Grab ist verschollen.

Nachwirken

Baader gehört nicht zu den virtuosesten Malern des bayerischen Rokoko, und sein Schaffen beschränkte sich auf seine engere Heimat zwischen Lech und Loisach. In seinem Nachwirken errang er jedoch eine ganz eigene Popularität: Indem er das Gewand und die Gebräuche seiner oberbayerischen-schwäbischen Heimat zitierte, Gesichter oftmals nicht stilisierte, bekannte Heilige (Sebastian, Laurentius, Johannes den Täufer) und ihre Legenden malte und manche Martyriumsszene auch etwas drastischer darstellte, gab Baader vielen seiner Bilder ein besonders volkstümlich-bodenständiges Gepräge. Sehr populär sind gerade seine oft versteckten Selbstbildnisse, unter anderem in Wessobrunn, Türkenfeld (Landkreis Fürstenfeldbruck), Issing (Landkreis Landsberg am Lech) und Polling.

Von der akademischen Kunst lange Zeit als „Zopfmaler“ geschmäht, blieb er den Bewohnern des Pfaffenwinkels als einer der ihren, als „Lechhansl“, in Erinnerung. Die liebevolle Reminiszenz führte aber auch zu mancher Verzerrung. So war Baader weder der unstete Vagant, als den ihn Peter Dörfler in seinem Roman „Die Wessobrunner“ schildert, noch war er so trinkfreudig, wie ihn manch gemalter Weinkrug erscheinen lässt.

Werke

  • Hauptfresko „Gastmahl des hl. Oswald“ in der Kirche Osterzell, Landkreis Ostallgäu (1751)
  • Fresken in der Pfarrkirche Wessobrunn, darunter das Deckenfresko „Taufe Christi“ (1759)
  • Ausstattung der Eichkapelle von Erpfting bei Landsberg am Lech, darunter das Deckenfresko „Judith in Bethulia“ (1762)
  • Ausstattung der Reliquienkapelle in der Stiftskirche von Polling bei Weilheim (1764)
  • Deckengemälde „Auferstehung“ im Prälatentrakt des Klosters Polling (1765)
  • Altarbild „Steinigung des hl. Stephanus“ in der Wallfahrtskirche Vilgertshofen, Landkreis Landsberg am Lech, sowie drei Deckenfresken in der dortigen Wallfahrergaststätte (1770)
  • Fassadenmalerei an Baaders Wohnhaus in Lechmühlen, Landkreis Landsberg am Lech (1770, 1924 zerstört)
  • Fresken zum Leben und zur Legende des hl. Laurentius in der Pfarrkirche Pähl bei Weilheim (1772)
  • Deckenfresken „Mariae Heimsuchung“ und „Martyrium des hl. Sebastian“ in der Pfarrkirche Perchting bei Starnberg (1774)
  • Ausstattung der Klosterbibliothek Polling (Hauptwerk Baaders, 1778/79), darunter das Hauptfresko „Papst Gregor und Propst Töpsl mit den gestürzten Irrlehrern“
  • Deckenfresken und Altarbild zum Leben des hl. Johannes des Täufers in der (alten) Pfarrkirche von Rott, Landkreis Landsberg am Lech (1779)
  • Deckenfresken zum Leben des hl. Tertulin in der Klosterkirche Schlehdorf, Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen (1780).

Weitere Werke in den Kirchen von Leeder, Lechmühlen, Jedelstetten, Pflugdorf, Stadl und Issing (alle Landkreis Landsberg am Lech), Türkenfeld (Landkreis Fürstenfeldbruck), Aschering und Landstetten (beide Landkreis Starnberg), Beuerberg (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) und Weilheim (Unterhausen, Angerkapelle).

Literatur

  • Fuchs, Adolf: Johann Baptist Baader, der Lechhansl, Unseres heimischen Malers Leben und Werk, Buchloe 1959
  • Schlagberger, Franz X., Johann Baptist Baader (1717-1780), der Lechmaler und Kloster Polling, der Bildführer zu seinen Fresken und Kirchenmalereien, Selbstverl., Prüm (o.J.)
  • Schlagberger, F.X., Bahnmüller, W.: Johann Baptist Baader. Kleine Pannonia-Reihe, Bd. 115. Freilassing 1983. ISBN 3789701157
  • Simon-Schlagberger, Adelheid: Johann Baptist Baader 1717-1780. Ein schwäbisch-bayerischer Maler zwischen Barock und Klassizismus. ISBN 3874372022
  • Simon, Adelheid: Johann Baptist Baader. Mit einem kritischen Katalog des Gesamtwerks, Diss. Universität München 1973.

Weblinks


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