- Léon Blum
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Léon Blum (* 9. April 1872 in Paris; † 30. März 1950 in Jouy-en-Josas bei Versailles) war Jurist, Schriftsteller, französischer Politiker und zwischen 1936 und 1950 mehrfach französischer Premierminister. Zeitweise war er Gefangener in einem deutschen Konzentrationslager.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Stationen
Blum wurde in eine jüdische Familie aus der Bourgeoisie in Paris geboren. Er besuchte das renommierte Lycée Henri IV. Dort traf er den Schriftsteller André Gide und veröffentlichte seine ersten Gedichte im Alter von 17 in einer Zeitschrift, die sie gemeinsam herausgaben. Ab 1890 absolvierte er ein Studium an der École normale supérieure.
2. Kabinett Blum, 13. März–10. April 1938 Léon Blum - Premierminister und Finanzminister Édouard Daladier - Verteidigungsminister Joseph Paul-Boncour - Außenminister Albert Sérol - Arbeitsminister Albert Rivière - Rentenminister Georges Monnet - Landwirtschaftsminister Paul Faure - Staatssekretär Übergangsregierung, Dezember 1946–Januar 1947 Léon Blum - Premierminister und Außenminister André Le Troquer - Verteidigungsminister Édouard Depreux - Innenminister André Philip - Finanzminister Robert Lacoste - Industrieminister Daniel Mayer - Arbeitsminister Paul Ramadier - Justizminister François Tanguy-Prigent - Landwirtschaftsminister Guy Mollet - Staatssekretär Blum war in den 1930er und 1940er Jahren während dreier kurzer Phasen Ministerpräsident Frankreichs. Sein Name ist mit der Volksfront vor dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Er hatte sich als junger Jurist schon früh in der politischen Welt betätigt und seit 1904 an der Zeitung L’Humanité mitgearbeitet. 1905 gelang es ihm, die verschiedenen Strömungen der französischen Sozialisten zur Partei Section française de l’Internationale ouvrière (SFIO) zu vereinen. Programmatisch bemühte er sich vor allem um das Eindämmen radikaler kommunistischer Forderungen. Später verhalf er einigen sozialen und wirtschaftlichen Reformen zum Durchbruch.
Er wurde 1936 der erste sozialistische Premierminister Frankreichs. Seine zweite Amtszeit 1938 währte weniger als einen Monat. Als führender Kopf des französischen Widerstandes wurde er von Pierre Laval 1943 nach dem Prozess von Riom nach Deutschland deportiert und ins KZ Buchenwald verschleppt. Sein Bruder René Blum wurde im KZ Auschwitz ermordet. Am 24. April 1945 wurde Blum gemeinsam mit etwa 140 prominenten Insassen des KZ Dachau nach Niederdorf (Südtirol) transportiert, wo die Gefangenen von Soldaten der Wehrmacht unter dem Befehl des Hauptmanns Wichard von Alvensleben befreit wurden, nachdem die SS-Wachsoldaten aufgegeben hatten.[1]
Nach seiner Rückkehr nach Frankreich war Blum politischer Direktor des Populaire. 1946 wurde er zum dritten Mal zum Premierminister gewählt. Blums drittes Kabinett war eine Provisorische Regierung der Nachkriegszeit, vom 16. Dezember 1946 bis 22. Januar 1947, das politisch von De Gaulle wegführte. Anschließend übernahm Vincent Auriol (Sozialistische Partei) als erster Präsident der Vierten Republik die Regierung.
Am 30. März 1950 starb er im Alter von 77 Jahren. Er liegt auf dem städtischen Friedhof von Jouy-en-Josas begraben.
Politische Weg- und Zeitgefährten
Félix Gouin (1884–1977) wurde 1938 Mitarbeiter von Léon Blum und stellvertretender Vorsitzender der sozialistischen Fraktion. Von Januar 1946 bis Juni 1946 war er Premierminister und zugleich Staatspräsident der Provisorischen Regierung Frankreichs.
Robert Schuman (1886–1963) war ab 1919 Abgeordneter Lothringens in der französischen Nationalversammlung. Von 1928 bis 1936 war Schuman Vorsitzender des Ausschusses für Elsass-Lothringen und zeitweilig Vizepräsident des Abgeordnetenhauses. Das Abgeordnetenmandat behielt er bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo 1941 während des Zweiten Weltkrieges bei. Nach dem Krieg wurde Schuman erneut Abgeordneter der französischen Nationalversammlung und Präsident des Finanzausschusses. 1946 wurde Schuman Finanzminister und 1947 ebenfalls Ministerpräsident. Zwischen 1948 und 1952 war er Außenminister in acht kurzlebigen Kabinetten der politischen Mitte.
Maurice Thorez (1900–1964), von 1930 bis 1964 Generalsekretär der KPF und von 1946 bis 1947 Vizepremierminister. Seine Partei trug das erste Kabinett Blum mit.
Georges Bidault (1899–1983) war aktives Mitglied der Résistance und der Organisation de l’armée secrète (OAS). Bidault gehörte als Abgeordneter des Wahlkreises Loire der Nationalversammlung an. Nach dem Krieg war er Außenminister im Kabinett Gouin (1946), bis er am 19. Juni 1946 zum Präsidenten der Provisorischen Regierung (de facto Premierminister) gewählt wurde. Lèon Blum wurde sein Nachfolger.
Ehrungen
Der Kibbuz Kfar Blum im nördlichen Galiläa ist nach Léon Blum benannt.
Literatur
- Regine Arndt: Léon Blum. Ein jüdischer Franzose. Zur Bedeutung von bildhaften Vorstellungen für die antisemitische Propaganda in Frankreich während der 30er Jahre. Universitäts-Dissertation, Hannover 1996.
- Serge Berstein: Léon Blum. Paris, Fayard 2006, ISBN 2-213-63042-9 (frz.).[2]
- Jean-Michel Gaillard: Les 40 jours de Blum. (Les vrais débuts du Front populaire. 27 avril – 5 juin 1936). Perrin, Paris 2001, ISBN 2-262-01731-X (frz.).
- Johannes Glasneck: Léon Blum – Republikaner und Sozialist. Lang, Frankfurt Main u. a. 2003, ISBN 3-631-39887-5.
- Jean Lacouture: Léon Blum. Édition du Seuil, Paris 1977, ISBN 2-02-004706-3 (Neuauflage. ebenda 1979, ISBN 2-02-005350-0 (Points. Histoire 42)), (frz.).
- Matthias Lemke: Republikanischer Sozialismus. Positionen von Bernstein, Kautsky, Jaurès und Blum. Campus Verlag, Frankfurt u. a. 2008, ISBN 978-3-593-38600-3.
- Gilbert Ziebura: Léon Blum et le Parti socialiste. Band 1: 1872–1934. Presses de la Fondation nationale des sciences politiques, Paris 1967 (Cahiers de la Fondation Nationale des Sciences Politiques 154, ZDB-ID 409344-6), (frz.).
Weblinks
Commons: Léon Blum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Léon Blum im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Susanne Eckelmann: Tabellarischer Lebenslauf von Léon Blum im LeMO (DHM und HdG)
- Léon Blum. Textes de 1928, 1929 et 1930, CNRS
- Léon Blum: Die internationale Dritte Kraft: Leitartikel in Le Populaire, 6. Januar 1948. Übersetzung in: Themenportal Europäische Geschichte
Einzelnachweise
- ↑ Peter Koblank: Die Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge in Südtirol. Georg-Elser-Arbeitskreis. Zuletzt abgerufen am 16. Januar 2011.
- ↑ Vgl. Rezension auf histoforum.org.
Vorgänger Amt Nachfolger
Albert Sarraut
Camille Chautemps
Georges BidaultPremierminister von Frankreich
4. Juni 1936 – 21. Juni 1937
13. März 1938 – 8. April 1938
16. Dezember 1946 – 16. Januar 1947
Camille Chautemps
Édouard Daladier
Paul RamadierVorgänger Amt Nachfolger
Georges BidaultAußenminister von Frankreich
16. Dezember 1946 – 22. Januar 1947
Georges BidaultVorgänger Amt Nachfolger
Paul MarchandeauFinanzminister von Frankreich
13. März 1938 – 10. April 1938
Paul MarchandeauKategorien:- Premierminister (Frankreich)
- Außenminister (Frankreich)
- Finanzminister (Frankreich)
- Mitglied der Ehrenlegion (Ausprägung unbekannt)
- Résistancekämpfer
- Häftling im KZ Buchenwald
- SFIO-Mitglied
- Franzose
- Geboren 1872
- Gestorben 1950
- Mann
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