Leopold Graf zur Lippe-Biesterfeld

Leopold Graf zur Lippe-Biesterfeld

Leopold Graf zur Lippe-Biesterfeld-Weißenfeld (* 19. März 1815 in See; † 8. Dezember 1889 in Berlin) war preußischer Justizminister.

Von 1828 bis 1836 besuchte Graf zur Lippe das Joachimthalsche Gymnasium (Berlin) und begann 1836 Jura an der Humboldt-Universität zu Berlin zu studieren. 1839 beendete er erfolgreich sein Studium und bekam darauf eine Anstellung im preußischen Justizdienst. Zehn Jahre später berief man Graf zur Lippe als Staatsanwalt nach Friedeberg, später wechselte er im gleichen Amt nach Cottbus und 1851 nach Potsdam. Im März 1860 avancierte Graf zur Lippe zum Rat beim Appellationsgericht in Glogau, wechselte aber unmittelbar darauf wieder als erster Staatsanwalt zum Stadtgericht in Berlin und wurde 1861 zum Oberstaatsanwalt beim Kammergericht ernannt.

Nach dem Sturz der "neuen Ära" trat er 17. März 1862 als Justizminister in das Ministerium Hohenlohe und wurde 17. Mai zum Kronsyndikus und Mitglied des Herrenhauses ernannt. Obwohl Graf zur Lippe für den Richterstand in Preußen mancherlei tat, u.a. setzte er eine Ermäßigung der Gerichtskosten durch, war er neben Kultusminister Heinrich von Mühler das am meisten angegriffene Mitglied des Konfliktsministeriums, da er sich zum willigen Werkzeug der bismarckschen Gewaltmaßregeln hergab.

Graf zur Lippe war maßgeblich am Obertribunalsbeschluss gegen die Redefreiheit der Abgeordneten beteiligt. Auch votierte er gegen die Unabhängigkeit des preußischen Richterstandes und blockierte notwendige Reformen. Außerdem war er seinen Gegnern rhetorisch nicht gewachsen und konnte sich nur sehr ungeschickt im Abgeordnetenhaus verteidigen.

Als daher Bismarck 1866 Frieden mit der liberalen Majorität des Abgeordnetenhauses schloss, suchte er sich seines höchst unpopulären Justizministers zu entledigen, was ihm aber erst am 5. Dezember 1867 gelang. Seit dieser Zeit war Graf zur Lippe ein erbitterter Gegner der Politik Bismarcks und trat im Herrenhaus der Begründung des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reichs sowie der kirchenpolitischen Gesetzgebung als eifriger Vertreter partikularistischer und konservativer Interessen entgegen.

Im Alter von 74 Jahren starb der Politiker Leopold Graf zur Lippe-Biesterfeld-Weißenfeld.


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