Ante Pavelić

Ante Pavelić
Ante Pavelić

Ante Pavelić [ˈaːntɛ ˈpavɛliʨ] (* 14. Juli 1889 in Bradina/Herzegowina, heute zu Konjic; † 28. Dezember 1959 in Madrid) war ein kroatischer faschistischer Politiker und Diktator. Von 1941 bis 1945 stand er als „Poglavnik“ (Staatsführer) an der Spitze des vom Dritten Reich und Italien abhängigen großkroatischen Ustascha-Staates. Die von ihm geleitete Regierung verübte einen Genozid an hunderttausenden Serben, Juden und Roma.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ante Pavelić war der Sohn des Gleisarbeiters Mile Pavelić und seiner Frau Mara, geb. Sojat. Sein Vater stammte aus dem Ort Mrzlogdola (Senj); seine Mutter aus dem Ort Francikovca. Er war das zweite Kind der beiden nach seinem Bruder Josip (1884 - 1945).[1] Aufgrund der wechselden Arbeitstätten seines Vaters besuchte Pavelić die Elementarschulen in Gjulhisar und Jajce, sowie die Gymnasien in Travnik, Senj, Karlovac und Zagreb. Er studierte nach seiner Reifeprüfung an der Universität Zagreb Jura. An der Universität wurde er Wortführer der Studentenorganisation „Junges Kroatien“. Sein Vorbild war der Begründer der kroatischen Nationalbewegung Ante Starčević. Nach der Promotion zum Dr. jur. 1915 eröffnete Pavelić eine Anwaltskanzlei in Zagreb. Weiterhin wurde er Sekretär der „Kroatischen Staatsrechtspartei“, die nach der Gründung Jugoslawiens die kroatische Unabhängigkeit anstrebte und gute Kontakte zu den kroatischen Emigranten im Ausland pflegte. 1922 wurde er in den Stadtrat von Zagreb und 1928 in das jugoslawische Parlament in Belgrad gewählt. Dort trat er für die Unabhängigkeit Kroatiens ein. Auf die jugoslawische Königsdiktatur reagierte er mit der Bildung einer bewaffneten Verschwörergruppe, die Attentate auf projugoslawische Kroaten verübte.[2]

Er verließ das Königreich Jugoslawien am 17. Januar 1929 [3], um die jugoslawische Königsdiktatur vom Ausland aus zu bekämpfen. Er ging ins Exil in das faschistische Italien, wo er die kroatische Unabhängigkeitsbewegung Ustascha gründete und ihren mit terroristischen Mitteln geführten Befreiungskampf in seiner Heimat leitete. In Abwesenheit wurde er von einem „Ausnahmegericht zum Schutz des Staates“ in Belgrad zum Tode verurteilt. Grundlage für das Urteil war bezeichnenderweise kein jugoslawisches Gesetz, sondern vielmehr das serbische Strafgesetzbuch.[4]

Ante Pavelić und die von ihm geführte Ustascha waren auch an der Ermordung König Alexanders I. von Jugoslawien und des französischen Außenministers Louis Barthou in Marseille beim Staatsbesuch am 9. Oktober 1934 beteiligt.

Pavelić versuchte 1936 in seiner Denkschrift Die kroatische Frage die Affinitäten zwischen dem Nationalsozialismus und dem kroatischen Nationalismus herauszustellen. Diese Schrift wurde nicht veröffentlicht, sondern in nummerierter Kleinstauflage mit dem Vermerk „Als Handschrift gedruckt - Nur für den Dienstgebrauch“ gedruckt und gegen Empfangsbestätigung ausgegeben. Sie sollte deutsche Regierungskreise positiv für die Ustascha-Bewegung beeinflussen. Hitler war jedoch zu diesem Zeitpunkt mehr an guten Beziehungen zu Jugoslawien interessiert. Als Feinde der kroatischen Freiheitsbewegung bezeichnet er darin:

  • die serbische Staatsgewalt
  • die internationale Freimaurerei
  • das Judentum
  • den Kommunismus.[5]

Der von Benito Mussolini unterstützte Ante Pavelić kehrte nach der Kapitulation Jugoslawiens vor den Achsenmächten (17. April 1941) als Staatsführer (Poglavnik) mit diktatorischen Vollmachten aus seinem langjährigen Exil nach Zagreb zurück. Der nun von ihm geführte Unabhängige Staat Kroatien wurde als Führerstaat ohne Gewaltenteilung durchorganisiert. Eilfertig setzte Pavelić noch im April 1941 antijüdische Gesetze nach deutschem Vorbild in Kraft. Bereits am 6. Juni 1941 wurde Pavelić zu einem Staatsbesuch auf dem Berghof von Hitler empfangen. Tragende Säulen seiner Gewaltherrschaft wurden Milizen, Armee und Geheimpolizei, Sondergerichte und mehr als 20 Konzentrationslager.[6]

Da er einen großen Teil der kroatischen Küste (Istrien, Kvarner-Bucht, Dalmatien) und den Gorski Kotar an Italien abtreten musste, andererseits jedoch größere Gebiete mit mehrheitlich kroatischer Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina und Syrmien an ihn angeschlossen wurden, waren mehr als die Hälfte seiner Einwohner mehrheitlich römisch-katholische Kroaten, knapp ein Drittel hingegen hauptsächlich orthodoxe Serben. Eine weitere große Gruppe waren die heutigen Bosniaken, die damals als „Kroatische Muslime“ bezeichnet wurden.

Ante Pavelić ließ einen planmäßigen Völkermord an Serben, Juden, orthodoxen Christen sowie kroatischen und muslimischen Systemgegnern (häufig Kommunisten) durchführen. Das größte kroatische Konzentrationslager befand sich in Jasenovac, wo nach Angaben des Simon-Wiesenthal-Zentrums 85.000, nach Angaben des United States Holocaust Memorial Museum insgesamt etwa 56.000 bis 97.000 Serben, Juden, Roma und kroatische Oppositionelle umgebracht wurden. Es gab mehrere Todestransporte von hier nach Auschwitz.

1945 verließ Pavelić die fliehenden kroatischen Truppen und floh über Österreich und Italien nach Argentinien. Bei der Flucht soll er einen Teil des Staatsschatzes mitgeführt haben. In Argentinien gründete er eine Exilregierung. In Jugoslawien wurde er in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Pavelić stand unter dem Schutz von Juan Domingo Perón und nach dessen Sturz unter dem Schutz von Francisco Franco Bahamonde.

Bei einem Attentat in Argentinien wurde er 1957 verletzt. Das Attentat könnte durch den jugoslawischen Geheimdienst UDBA veranlasst worden sein. Ausgeführt wurde es vermutlich von dem im Exil lebenden Montenegriner Blagoje Jovović. Dieser hat Anfang der 1990er-Jahre einen serbischen Journalisten damit beauftragt, seine Biographie auf Papier zu bringen.

Pavelić starb im Deutschen Krankenhaus von Madrid an den Spätfolgen seiner Verletzungen. Er hielt dabei seinen Rosenkranz in der Hand, den er 1941 bei einem offiziellen Besuch von Papst Pius XII. geschenkt bekam. Kurz zuvor hatte er von Papst Johannes XXIII. den besonderen Segen erhalten. Die erste Nachricht über den Tod von Ante Pavelić wurde noch am 28. Dezember 1959 um 4.00 Uhr mit Eiltelegramm nach Buenos Aires geschickt, damit alle Organisationen der Kroatischen Befreiungsbewegung benachrichtigt werden konnten. Radio Madrid sendete die Todesnachricht erstmals am 30. Dezember in seinen Mitternachtsnachrichten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte niemand offiziell von dem Aufenthaltsort Pavelićs gewusst.

Am 28. Dezember 1959 um 16.30 Uhr wurde sein Leichnam nach der Segnung in die Kirche des Friedhofs Sacramental St. Isidor gebracht und dort bis zum 31. Dezember 1959 aufgebahrt. Am 31. Dezember las Hochwürden Dr. Branko Marić die Heilige Messe "dies obitus presente cadavre". Nach der Heiligen Messe wurde der Sarg geöffnet und die Anwesenden konnten sich ein letztes Mal verabschieden. Danach fand die Bestattung auf dem demselben Friedhof statt.

An der Bestattung nahm Pavelićs Familie, kroatische, spanische, rumänische Freunde und Politiker teil. So z.B. Horia Sima, der sich zu dieser Zeit ebenfalls im spanischen Exil befand.[7]

Pavelićs Grab ist eine Wallfahrtsstätte für kroatische Nationalisten, Sympathisanten und Neugierige. So veröffentlichte z.B. die kroatische Nachrichten-Website Index die Fotos des kroatischen Fußballstars Davor Šuker, die diesen während seiner aktiven Zeit in Spanien beim Besuch des Grabes zeigen.[8]

Im Familiengrab sind neben Pavelić seine Frau Maria und sein Sohn Velimir bestattet.[9]

Sonstiges

Anlässlich eines Staatsbesuches in Deutschland überreichte Pavelić seinem Gönner Adolf Hitler auf dem Obersalzberg eine preußische Fahne aus dem Siebenjährigen Krieg sowie ein Schachspiel Friedrichs des Großen.

Schriften

  • Aus dem Kampfe um den selbständigen Staat Kroatien : einige Dokumente und Bilder. Kroatische Korrespondenz „Grič“, Wien 1931.
  • Die kroatische Frage. Privatdruck des Instituts für Grenz- und Auslandstudien, Berlin 1941.
  • Strahote zabluda: komunizam i boljševizam u Rusiji i u svietu (Schrecklicher Mythos: Kommunismus und Bolschewismus in Russland und der Welt). St. Kugli, Zagreb 1941.
  • Doživljaji (Memoiren). Verlag Višnja Pavelić (Tochter), Madrid 1968.
  • Liepa Plavka : roman iz borbe hrvatskoga naroda za slobodu i nezavisnost (Roman aus dem Kampfe des kroatischen Volkes für Freiheit und Unabhängigkeit). Verlag Višnja Pavelić (Tochter), Madrid 1969.

Literatur

  • Der Lebensweg des Poglavnik : Vom Arbeiterkind bis zum Begründer des Unabhängigen Staates Kroatien. In: Kroatien baut auf : Zweite Jahreslese in Wort und Bild aus der Wochenschrift »Neue Ordnung«, S. 37-40. Zagreb : Europa Verlag, 1943
  • Ante Pavelić : 100 godina / uredila Višnja Pavelić (Ante Pavelić : 100 Jahre / bearbeitet von Višnja Pavelić). Naklada Starčević & Libar, Zagreb 1995, ISBN 953-96369-1-4.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Ante Pavelić – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ante Pavelic: 100 godina (bearbeitet von Višnja Pavelić), S. 112 ff. Naklada Starčević, Zagreb 1995, ISBN 953-96369-1-4.
  2. Franz W. Seidler: Die Kollaboration 1939 - 1945, S. 409. F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München 1999, ISBN 3-7766-2139-7.
  3. Der Lebensweg des Poglavnik : Vom Arbeiterkind bis zum Begründer des Unabhängigen Staates Kroatien. In: Kroatien baut auf : Zweite Jahreslese in Wort und Bild aus der Wochenschrift »Neue Ordnung«, S. 37 ff. Zagreb : Europa Verlag, 1943
  4. Urteil abgedruckt in: Aus dem Kampfe um den selbständigen Staat Kroatien : einige Dokumente und Bilder, S. 94. Kroatische Korrespondenz "Grič", Wien 1931.
  5. Die kroatische Frage, S. 26 ff. Privatdruck des Instituts für Grenz- und Auslandstudien, Berlin 1941.
  6. Marie-Janine Calic: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert., S. 138. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60645-8.
  7. Vladimir Dedijer: Jasenovac - das jugoslawische Auschwitz und der Vatikan. 2. Aufl., S. 254-255. Ahriman-Verlag, Freiburg 1989, ISBN 3-922774-06-7.
  8. http://www.index.hr/vijesti/clanak/ekskluzivne-fotografije-davor-suker-u-drustvu-krojfa-na-grobu-ante-pavelica/529046.aspx
  9. Bilder der Grabstätte bei: Find A Grave - Millions of Cemetery Records. URL: http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=pv&GRid=6954922&PIpi=6994658 (Abruf am 7. September 2011)

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