- An einem Tag wie jeder andere
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Filmdaten Deutscher Titel An einem Tag wie jeder andere Originaltitel The Desperate Hours Produktionsland Vereinigte Staaten Originalsprache Englisch Erscheinungsjahr 1955 Länge 108 Minuten Altersfreigabe FSK 16 Stab Regie William Wyler Drehbuch Joseph Hayes Produktion William Wyler,
Robert Wyler,
ParamountMusik Gail Kubik Kamera Lee Garmes Schnitt Robert Swink Besetzung - Fredric March: Dan Hilliard
- Humphrey Bogart: Glenn Griffin
- Martha Scott: Eleanor Hilliard
- Arthur Kennedy: Sheriff Jesse Bard
- Dewey Martin: Hal Griffin
- Robert Middleton: Sam Kobish
- Gig Young: Chuck Wright
- Mary Murphy: Cindy Hilliard
- Richard Eyer: Ralphie Hilliard
An einem Tag wie jeder andere ist ein 1955 unter der Regie von William Wyler gedrehter Spielfilm mit Humphrey Bogart und Fredric March in den Hauptrollen. Er basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück und Roman von Joseph Hayes, der auch das Drehbuch schrieb.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Drei ausgebrochene Sträflinge nehmen eine Familie – die Hilliards – als Geiseln. Die Geiselnehmer wollen auf das Eintreffen von Geld warten und zwingen die Geiseln, über zwei Tage und Nächte nach außen den familiären „Normalbetrieb“ aufrechtzuerhalten. Die Polizei kommt auf die Spuren der Geiselnehmer, da der jüngste Geiselnehmer außerhalb des Hauses in eine Schießerei verwickelt wird (und dabei umkommt), bei der er sich der Pistole der Hilliards bedient. Familienvater Dan Hilliard schafft es, die zwei restlichen Geiselnehmer mit List zu überwältigen und der Polizei auszuliefern, wobei beide erschossen werden.
Motive
Die Handlung wird getragen vom Aufeinanderprallen zweier "starker" Männer: dem Anführer der Gangster, dem von Humphrey Bogart in einer seiner letzten Rollen gespielten Glenn Griffin, und dem von Fredric March gespielten Vater Dan Hilliard. Bogart spielt einen brutalen, aber cleveren Gangster, der auch vom Hass auf die Oberklasse getrieben wird. Fredric March als Gegenspieler gibt einen Vater, der in den Zwiespalt zwischen privater Verantwortlichkeit gegenüber seiner Familie und seiner Verantwortung als Staatsbürger gerät. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden sich genau einschätzenden Hauptkontrahenten zeigt Züge eines psychologischen Kammerspiels.
Der Film ist interessant nicht nur durch seine Haupthandlung, sondern auch durch die Behandlung einiger „Nebenthemen“. Zu ihnen gehören zum Beispiel. die unter den drei Gangstern bestehenden Interessensgegensätze zwischen dem clever kalkulierenden Glenn Griffin, seinem jüngeren, insgesamt positiv gezeichneten Bruder Hal, der „alles von seinem Bruder gelernt hat – nur nicht in einem solchen Haus zu wohnen“, und dem grobschlächtigen, gewalttätig-dummen Kobish. Innerhalb der Familie Hilliard wird zwischen dem Vater und dem Schulkind Ralph eine Vater-Sohn-Geschichte ausgetragen, in der es um die Rolle des Mannes und um Männlichkeit geht. Gegenüber der erwachsenen Tochter muss Vater Hilliard lernen, den präsumtiven Schwiegersohn, der listig die Tochter aus der Geiselnahme herauslotst, zu akzeptieren. In der Auseinandersetzung zwischen Hilliard und dem die Polizeiaktion leitenden Sheriff kommt der Interessensgegensatz zwischen dem auf seine Wiederwahl bedachten Sheriff und den von der Geiselnahme Betroffenen zur Sprache.
Der Film endet mit dem Tod aller Gangster, ohne ein klassisches „Happy End“ zu bieten. Zu viel ist passiert; es gibt keine strahlenden Sieger; in der Schlussszene zieht sich die Familie, erweitert um den angehenden Schwiegersohn, in ihr Heim zurück und schließt die Tür hinter sich. Das ganz kurz angedeutete Interview mit der Presse – ein Reporter will den kleinen Ralph interviewen – kommt nicht zustande.
Der Film vermittelt das konservative Bild der idealen Familie der 1950er-Jahre: der Vater geht arbeiten; er ist das Oberhaupt, das alle wesentlichen Entscheidungen trifft. Die Mutter ist für den Haushalt verantwortlich und in der Krise eine liebende Stütze ihres Mannes; dazu gibt es eine fast erwachsene Tochter und einen kleinen Sohn. Dieses Familienbild wird im Film nicht in Frage gestellt.
Filmgeschichtliche Einordnung
Der Film steht in der Tradition des Film noir und des Gangsterfilms. Er ist interessant auch als „Alterswerk“ Bogarts. Bogart ist einerseits schon sichtlich von seiner Krankheit gezeichnet; andererseits kehrt Bogart nach vielen Rollen, in denen er „Helden“ auf der Seite des „Guten“ verkörpert hat, zurück zu einer Rolle als „Böser“. Allerdings ist auch diese „böse“ Rolle durchaus gebrochen: Bogarts Glenn Griffin ist genau so wenig durch und durch „böse“ wie etwa Bogarts Rick in Casablanca durch und durch „gut“ war. Beide sind auch von Interessen geprägt und werden im Film mehr oder weniger verstehbar.
Kritiken
- Lexikon des internationalen Films, CD-ROM-Ausgabe, Systhema, München 1997: "Eine psychologische Studie menschlicher Angst, deren Inszenierung Hochspannung erzeugt – perfekt in den schauspielerischen Leistungen."
- Prisma Online: "William Wyler inszenierte hier eine imposante, enorm spannende Psychostudie über den Zusammenhang von Gewalt und Angst. Neben der bemerkenswerten Regie brilliert vor allem Bogey in seiner letzten Gangsterrolle."
- 6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958. Handbuch V der katholischen Filmkritik, 3. Auflage, Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf 1963, S. 22: "Eine psychologische Studie menschlicher Angst, die unter Wylers Regie höchste dramatische Spannung erzielt. Als Kriminalunterhaltung sehenswert."
- Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 40: „(...) Bogart (...) gibt das beeindruckende Porträt eines Gehetzten, die Inszenierung entwickelt sich straff und dramatisch.“ (Wertung: 2½ Sterne = überdurchschnittlich)
Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden verlieh der Produktion das Prädikat wertvoll.
Remake
Michael Cimino drehte 1990 ein Remake. Sein Film Desperate Hours (dt. Titel: 24 Stunden in seiner Gewalt) mit Mickey Rourke, Anthony Hopkins und Mimi Rogers war jedoch ein Flop.
Literatur
- Joseph Hayes: An einem Tag wie jeder andere (Originaltitel: The Desperate Hours). Deutsch von Maria Schweinitz. Naumann und Göbel, Köln 1994, 320 S., ISBN 3-625-20319-7
Weblinks
- An einem Tag wie jeder andere in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Filme von William WylerStummfilme: Crook Buster | The Gunless Bad Man | Ridin' for Love | The Fire Barrier | Don't Shoot | The Pinnacle Rider | Martin of the Mounted | Lazy Lightning | The Stolen Ranch | The Two Fister | Kelcy Gets His Man | Tenderfoot Courage | The Silent Partner | Blazing Days | Shooting Straight | Galloping Justice | The Haunted Homestead | Hard Fists | The Lone Star | The Ore Raiders | The Home Trail | Gun Justice | The Phantom Outlaw | The Square Shooter | The Horse Trader | Daze of the West | The Border Cavalier | Desert Dust | Thunder Riders | Anybody Here Seen Kelly?
Tonfilme: Zwischen den Seilen | Die Liebesfalle | Galgenvögel | The Storm | Der Mannsteufel | Tom Brown of Culver | Her First Mate | Der Staranwalt von Manhattan | Glamour | The Good Fairy | The Gay Deception | Infame Lügen | Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds | Nimm, was du kriegen kannst | Sackgasse | Jezebel – Die boshafte Lady | Sturmhöhe | Der Westerner | Das Geheimnis von Malampur | Die kleinen Füchse | Mrs. Miniver | The Fighting Lady | The Memphis Belle: A Story of a Flying Fortress | Die besten Jahre unseres Lebens | Thunderbolt | Die Erbin | Polizeirevier 21 | Carrie | Ein Herz und eine Krone | An einem Tag wie jeder andere | Lockende Versuchung | Weites Land | Ben Hur | Infam | Der Fänger | Wie klaut man eine Million? | Funny Girl | Die Glut der Gewalt
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