Louis Ruyter Radcliffe Grote

Louis Ruyter Radcliffe Grote

Louis Ruyter Radcliffe Grote (* 19. April 1886 in Bremen; † 15. März 1960 in Siensbach (heute Waldkirch) (Baden-Württemberg)) war ein deutscher Internist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Grote war Sohn von Augustus Radcliffe Grote. Seit 1922 lehrte er als außerordentlicher Professor für Innere Medizin an der Universität von Halle (Saale). Seit 1933 arbeitete er am staatlichen Krankenhaus in Zwickau und wurde 1934 Chefarzt der Klinik am „Rudolf-Heß“-Krankenhaus in Dresden. Grote war angeblich kein Mitglied der NSDAP.[1] Allerdings war er 1934 während einer kurzen Tätigkeit am Krankenhaus Zwickau Beisitzer am örtlichen Erbgesundheitsgericht sowie in mindestens sieben Fällen an der Verurteilung von Frauen in Sterilisationsprozessen am Erbgesundheitsobergericht Sachsen involviert, des Weiteren hatte er sich auch an einer Reihe von Verhandlungen beteiligt, die die Unfruchtbarmachung von Häftlingen in der Landesgefangenenanstalt Hoheneck (Medizinalbezirk Chemnitz) zum Gegenstand hatten.[2]

1939 gehörte er dem Beirat der von Ernst Günther Schenck und Karl Kötschau gegründeten, aber nur kurzfristig bestehenden Wissenschaftlichen Gesellschaft für Naturgemäße Lebens- und Heilweise an. Seit November 1942 war er Beirat der Deutschen Gesellschaft für Konstitutionsforschung. In dieser Zeit versuchte er, Diabetiker durch Röntgenbestrahlung der Hirnanhangdrüse zu heilen.

Grote wurde 1946 Chefarzt in Wetzlar und war von 1952 bis 1959 Direktor der Reha-Klinik Glotterbad im Glottertal. Grote war verheiratet und hatte vier Kinder.

Er starb 1960 in Waldkirch (Siensbach) im Landkreis Emmendingen im Schwarzwald und wurde auf dem Friedhof in Gutach im Breisgau beigesetzt.

Grote war maßgeblich an der Erforschung der Krankheit Diabetes mellitus beteiligt und gilt als Begründer der medizinischen Musiktherapie. Seit 1931 war er Herausgeber der Zeitschrift Hippokrates.

Literatur

  • Die Medizin der Gegenwart in Selbstdarstellung (Leipzig, F. Meiner Verlag 1923)
  • Louis Ruyter Radcliffe Grote / Alfred Brauchle: Gespräche über Schulmedizin und Naturheilkunde. Mit einem Geleitwort des Reichsärzteführers Gerhard Wagner. Reclam, Leipzig 1935
  • Das Zeitgesetz in Biologie und Pathologie.NS-Gauverlag, Weser-Ems 1942
  • Louis R. Grote, K. E. Rothschuh: Der Arzt im Angesicht von Leben, Krankheit und Tod. Hippokrates Verlag 1961.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, Eintrag zu Grote, S. 205.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Fischer Taschenbuch 2005, S. 205, mit Bezug auf Peter Voswinckels Nachträge zum 3. Band des Biographischen Lexikons der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre, Hildesheim 2002.
  2. Caris-Petra Heidel: Schauplatz Sachsen: „Vom Propagandazentrum für Rassehygiene zur Hochburg der Kranken-‚Euthanasie‘“, in: Klaus-Dietmar Henke (Hrsg.): Tödliche Medizin im Nationalsozialismus. Von der Rassenhygiene zum Massenmord. Böhlau, Köln (u.a.) 2008, S. 133.

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