Ludwig Anton von der Pfalz

Ludwig Anton von der Pfalz
Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg
Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg, Portrait im Kindesalter

Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg (* 9. Juni 1660 in Düsseldorf; † 4. Mai 1694 in Lüttich) war römisch-katholischer Bischof von Worms und Hochmeister des Deutschen Ordens.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Er war das sechste Kind des Pfälzer Kurfürsten Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg. Als dritter der Söhne kam er für die kurfürstliche Nachfolge zunächst nicht in Frage und wurde für den geistlichen Stand vorgesehen. Daher versah man ihn von Kindheit an mit zahlreichen Domkanonikaten, z.B. Köln 1664, Mainz 1668, Straßburg 1669, Speyer 1674, Münster 1676 und Lüttich 1679. Seit 1674 war er auch Abt von Fécamp. Die Erziehung besorgte seit 1666 Pater Johann Baptist Mocchi vom Orden der Barmherzigen Brüder, unterstützt durch die Jesuiten.[1]

Am 10.Dezember 1679 erfolgte seine Einkleidung als des Deutschordensritter, sechs Tage später wählte man Ludwig Anton zum Koadjutor des Hoch- und Deutschmeisters. Mit Datum vom 9.September 1684 übernahm er selbst dieses Amt.

Der Pfälzische Prinz nahm an der Schlacht am Kahlenberg zur Befreiung Wiens teil (12. September 1683), ebenso an den anschließenden Feldzügen gegen die Türken in Ungarn. Für seine Tapferkeit ernannte ihn Kaiser Leopold I. 1683 zum Obristfeldwachtmeister. Beim Kampf um Ofen erlitt er 1686 eine schwere Verwundung.

Als 1688 der französische König Ludwig XIV. den ihm ergebenen Kardinal Wilhelm Egon von Fürstenberg-Heiligenberg als Bischof im Kurfürstentum Köln durchsetzen wollte, ließ sich Ludwig Anton am Tag vor der Wahl von Nuntius Sebastiano Antonio Tanara zum Subdiakon weihen, um dem geistlichen Stand anzugehören und eine Stimme beim Wahlakt zu haben. Zusammen mit seinem Bruder Franz Ludwig, der ebenfalls Kölner Domkapitular war, verhinderte er am 19. Juni 1688 die gültige Bischofswahl von Kardinal Fürstenberg, durch Vorenthaltung der erforderlichen Zweidrittelmehrheit. Letztlich setzte sich der bayerische Prinz Joseph Clemens durch, welcher päpstlicher und kaiserlicher Kandidat war. Der politische Einfluss des französischen Königs am Rhein erlitt dadurch einen herben Rückschlag.

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg erhielt Prinz Ludwig Anton 1689 die Beförderung zum Generalfeldzeugmeister und befehligte bei der Belagerung von Mainz die Laufgräben, wobei er am 4. August 1689 von einer Kugel schwer getroffen wurde.

Nachdem sein Vater bereits 1685 Kurfürst der Pfalz geworden war, vertrat er diesen im Wechsel mit seinem Bruder Johann Wilhelm bis 1689 gelegentlich in der pfälzischen Hauptstadt Heidelberg. Er hatte 1685 auch die Huldigung der Pfälzer für seinen Vater entgegengenommen.

Am 22. August 1689 erwählte man Ludwig Antin von Pfalz-Neuburg zum Propst von Ellwangen, am 19. April 1691 avancierte er zum Koadjutor im Erzbistum Mainz, am 12. November zum Bischof von Worms. Jene Wahl erfolgte einstimmig, obwohl Ludwig Anton überhaupt nicht dem dortigen Domkapitel angehörte. Das Bistum befand sich durch die Kriegsereignisse jedoch in einem so schlechten Zustand, dass das Kapitel sich nicht in der Lage sah, einen Bischof aus seiner Mitte zu wählen. Vielmehr bat man den Prinzen inständig, sich der fast völlig ruinierten Diözese anzunehmen.

Ludwig Anton ließ sich vom Mainzer Erzbischof Anselm Franz von Ingelheim am 4. Januar 1694 in der Jesuitenkirche Aschaffenburg[2] die Priesterweihe, am 10. Januar 1694 auch die Bischofsweihe erteilen.[3]

Im gleichen Jahr war er Gegenkandidat des Kölner Erzbischofs Joseph Clemens von Bayern bei der Wahl zum Bischof von Lüttich. Es kam zu einer Doppelwahl und beide Kandidaten riefen die Entscheidung des Papstes an. Bevor diese erging starb der Pfälzer Prinz in Lüttich an Fleckfieber. Sein Leichnam wurde heimlich in Ladenburg beigesetzt und das Grab erst im 20. Jahrhundert von Berndmark Heukemes, in der Sebastianskapelle wiederentdeckt, nachdem man es lange in der Düsseldorfer Andreaskirche vermutet hatte. Fundgegenstände aus seinem Grab sind im Lobdengau-Museum Ladenburg ausgestellt.[4]

Manfred Weitlauff schreibt in der Neuen Deutschen Biografie (Band 15, 1987, Seite 408) über ihn, dass seine "Tatkraft und sittlich hochstehende Persönlichkeit allgemeine Anerkennung genoß."

In ihrer Buch-Biografie charakterisiert die Autorin Maria Lehner den Bischof folgendermaßen:

Die ... geistlichen Territorien waren, als man Ludwig Anton rief, bereits zerstört, verbrannt, ausgesogen und bewegten sich am Rande des Ruins. Er konnte stets nur bemüht sein, das Schlimmste abzuwenden, was ihm auch gelang, doch war dies eine undankbare und sicher auch depremierende Aufgabe. Die Chance, unter halbwegs normalen Umständen sein Talent als Politiker unter Beweis zu stellen, bot sich ihm nicht. Die Ansätze die er zeigte hätten zu großen Hoffnungen berechtigt. Umsicht, Verantwortungsbewußtsein, Flexibilität und rasches Auffassungsvermögen zeichneten Ludwig Anton aus. Seine Verbindlichkeit und sein persönlicher Charme in Verbindung mit seiner hohen Geburt öffneten ihm alle Türen. Seine weltlichen wie geistlichen Aufgaben erfüllte er zur allgemeinen Zufriedenheit ... in seinem Charakter ist kein dunkler Punkt auszumachen.

Maria Lehner, Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg (1660-1694), Elwert Verlag Marburg, 1994, Seiten 2 und 3

Ludwig Anton war ein Bruder der Pfälzer Kurfürsten Johann Wilhelm (1658–1716) und Karl III. Philipp (1661–1742), sowie des Trierer bzw. Mainzer Erzbischofs Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1664–1732) und des Fürstbischofs von Augsburg, Alexander Sigismund von Pfalz-Neuburg (1663-1737). Seine älteste Schwester Eleonore (1655–1720) war die Gemahlin Kaiser Leopolds I. und die Mutter der späteren Kaiser Joseph I. und Karl VI. Andere Schwestern wurden Königinnen von Spanien und Portugal.

Literatur

  • Maria Lehner: Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg (1660-1694), Elwert Verlag Marburg, 1994, ISBN 3-7708-1022-8
  • Ladenburg-Lexikon. Norderstedt 2007, ISBN 978-3-8334-6799-8.
  • Robert Salzer: Das Schloss gesprengt, die Stadt verbrannt. Zur Geschichte Heidelbergs in den Jahren 1688 und 1689 und von dem Jahre 1689 bis 1693. Nachdruck des Buches aus dem Jahr 1878/1879: Guderjahn, Heidelberg 1993, ISBN 3-924973-24-5, S. 156.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zu Pater Johann Baptist Mocchi als Erzieher des Prinzen
  2. Webseite zur heute profanierten Jesuitenkirche Aschaffenburg
  3. Maria Lehner: Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg (1660-1694), Elwert Verlag Marburg, 1994, Seiten 204 und 205
  4. Webseite des Lobdengau-Museums mit Hinweis auf die Funde aus dem Grab Bischof Ludwig Antons von Pfalz-Neuburg
Vorgänger Amt Nachfolger
Johann Caspar von Ampringen Hochmeister des Deutschen Ordens
1684–1694
Franz Ludwig von der Pfalz-Neuburg
Heinrich Christoph von Wolframsdorf Fürstpropst von Ellwangen
1689–1694
Johann Karl von Franckenstein Bischof von Worms
1691–1694

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