Ludwig Friedrich von Froriep

Ludwig Friedrich von Froriep
Ludwig Friedrich von Froriep

J. H. Ludwig Friedrich von Froriep (* 15. Juni 1779 in Erfurt; † 28. Juli 1847 in Weimar) war ein deutscher Chirurg, Hochschullehrer und Verleger.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ludwig Friedrich Froriep war der Sohn des Theologieprofessors und Orientalisten Justus Friedrich Froriep (* 1745; † 1800) und dessen Frau Amalie Henriette Sophie, geb. Becker (* 1752; † 1784). Er studierte Medizin in Jena. Am 6. April 1799 promovierte er dort. Von April bis September des Jahres schloss sich ein Studienaufenthalt an der Universität Wien an. 1801 (nach anderen Angaben 1800) wurde er an der Universität Jena zunächst Privatdozent und stellvertretender Direktor des privaten Instituts für Geburtshilfe. Am 29. April 1801 heiratete er in Weimar Charlotte Bertuch (* 1779; † 1839), die Tochter des Verlegers Friedrich Justin Bertuch (* 1747; † 1822). Die Trauung wurde von Johann Gottfried Herder vollzogen. 1802 erhielt er in Jena eine außerordentliche Professur. Von September 1802 bis Mai 1803 hielt er sich zu Studien in Paris auf, die Rückreise erfolgte über Leiden und Amsterdam (Niederlande).

1804 wechselte er als ordentlicher Professor für Geburtshilfe an die Universität Halle. Seinen Schwerpunkt legte er dort mehr auf Naturgeschichte, vergleichende Anatomie und Chirurgie. Nachdem Napoleon zum 19. Okt. 1806 die Auflösung der Universität verfügte, war Froriep zunächst als praktischer Arzt in Halle tätig.

Ab November 1807 bis Oktober 1808 hielt er sich in Berlin auf, wo die Gründung einer Universität vorgesehen war, die jedoch erst im Jahr 1810 den Lehrbetrieb aufnahm. Noch 1808 erhielt er von der wiedereröffneten Universität Halle den Dr. phil. honoris causa verliehen.

Er nahm jedoch im selben Jahr eine ordentliche Professur für Chirurgie und Geburtshilfe an der Universität Tübingen an, wo man ihm 1810 zusätzlich auch die Lehre im Fach Anatomie übertrug. Am 1. Dezember 1810 wurde er zum Ritter des Königlich-Württembergischen Civil-Verdienst-Ordens ernannt, was mit der Erhebung in den persönlichen Adelsstand verbunden war. 1814 wurde er als Leibarzt des ersten Königs von Württemberg, Friedrich I., nach Stuttgart berufen und am 16. April 1815 Mitglied der Medizinal-Sektion des Königlichen Ministeriums. Noch vor dem Tod des Königs (im Oktober 1816) schied er jedoch im Frühjahr 1816 aus württembergischen Diensten aus.

Er wechselte nach Weimar, um seinen Schwiegervater (seinerzeit Leiter des Landes-Industrie-Comptoirs) zu unterstützen, und trat als sachsen-weimarischer Obermedizinalrat in die Führungsebene des Gesundheitswesens des Grossherzogtums ein. Von August bis November 1817 hielt er sich in London auf, im September 1821 bereiste er Kopenhagen (Dänemark) und Lund (Schweden). Nach Bertuchs Tod 1822 übernahm er selbst das Kontor, war aber weiter auch ärztlich und medizinpublizistisch tätig.

Ludwig Friedrich von Froriep pflegte engen Austausch mit Goethe. 1846 erkrankte er und starb im Jahr darauf in Weimar. Sein Sohn Robert Friedrich Froriep (* 1804; † 1861) wurde ebenfalls Mediziner, sein Enkel August von Froriep (* 1849; † 1917) Anatom.

Froriep und Schillers Schädel

1826 wurden die dem 1805 verstorbenen Dichter Friedrich von Schiller zugeschriebenen (jedoch damals nicht mehr sicher identifizierbaren) Gebeine vom Jacobsfriedhof geborgen. Im Herbst 1826 entlieh sich Goethe den Schädel und verfasste die berühmten Terzinen. 1827 wurden die vermeintlichen Schiller-Gebeine in die Weimarer Fürstengruft überführt. 1883 bezweifelte der Hallenser Anatom Hermann Welcker die Echtheit, 1911 präsentierte Ludwig Friedrich von Frorieps Enkel, der Anatom August von Froriep, einen anderen als den angeblich echten. Der zweite Schiller-Schädel wird daher in der Wissenschaft auch als Froriep-Schädel bezeichnet. Jahrelang stritt man, welcher der richtige ist. Der Fürstengruft-Schädel, d.h. der im Schiller-Sarkophag in der Fürstengruft befindliche Schädel, ist Totenmasken, Büsten und Gemälden von Schiller sehr ähnlich. 2008 ergab eine DNA-Analyse, dass im Schillersarkophag die Gebeine von drei verschiedenen Menschen liegen und die zwei Schädel beide nicht von Schiller sind. Der Genealoge Dr. Ralf G. Jahn, der Schillers Vorfahren und Verwandte erforschte, stellte nach ausführlichen Quellenuntersuchungen die Hypothese auf, dass es wenig wahrscheinlich ist, dass ein anderer als Ludwig Friedrich von Froriep den Schädel gezielt ausgetauscht haben könnte. Er besaß die Fachkompetenz sowie die Gelegenheit und hatte als fanatischer Anhänger des Phrenologen Dr. Franz Joseph Gall auch ein Motiv dazu. Froriep war der Leiter der ärztlichen Kommission, die den Fürstengruft-Schädel als Schiller-Schädel präsentierte, und es war seinem maßgeblichen Einfluss zu verdanken, dass die Welt in dem Fürstengruft-Schädel den Schiller-Schädel zu erblicken glaubte. Er besaß in unmittelbarer Nähe zu Schillers Begräbnisstätte eine der umfangreichsten Schädel- und Knochensammlungen seiner Zeit, mit mindestens 1.500 Einzelstücken.[1][2][3]

Schriften (Auswahl)

  • Darstellung der neuen, auf Untersuchungen der Verrichtungen des Gehirns gegründeten, Theorien der Physiognomik des Dr. Gall in Wien [Kurztitel: Gall's Schädellehre], 1801
  • Theoretisch-praktisches Handbuch der Geburtshülfe. Zum Gebrauche bey academischen Vorlesungen und für angehende Geburtshelfer [Kurztitel: Handbuch der Geburtshilfe]. Weimar: Industrie-Comptoir 1802 (mehrere weitere Auflagen)
  • Ueber die anatomischen Anstalten zu Tübingen. Von Errichtung der Universität bis auf gegenwärtige Zeit. Weimar: Landes-Industrie-Comtoirs 1811
  • Einige Worte über den Vortrag der Anatomie auf Universitäten. Nebst einer Darstellung des Gekröses und der Netze, als Fortsätze des Bauchfells. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1812
  • Geburtshilfliche Demonstrationen, Weimar 1821–32, 11 Hefte
  • Begründer und Herausgeber der Schriftenreihe Notizen aus dem Gebiet der Natur- und Heilkunde, Weimar 1822–1836 in 50 Bänden erschienen, seit 1837 gemeinsam mit seinem Sohn Robert unter dem Titel Neue Notizen etc.

Literatur

  • Wiebke von Häfen: Ludwig Friedrich von Froriep (1779-1847): Ein Weimarer Verleger zwischen Ämtern, Geschäften und Politik. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen: Kleine Reihe; Bd. 19. Köln–Weimar–Wien: Böhlau 2007, ISBN 978-3-412-03606-5 , zugleich Dissertation an der Universität Jena, 2002 (Rezension von M. Nissen)
  • Otto Mühlbrecht, August Friedrich von Froriep: Bertuch, Friedrich Justin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 552 f. (Nebeneintrag: Erwähnung im Artikel seines Schwiegervaters)

Einzelnachweise

  1. Schiller-Schädel wahrscheinlich geklaut, www.20min.ch, 5. Mai 2008
  2. Die vertauschten Köpfe. In: Der Spiegel. Nr. 19, 2008 (5. Mai 2008, online).
  3. Schillers Schädel – Weimar sucht nicht weiter, Die Welt, 5. Mai 2008

Weblinks


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