Lutz-Werner Hesse

Lutz-Werner Hesse

Lutz-Werner Hesse (* 30. April 1955 in Bonn-Bad Godesberg) ist ein deutscher Komponist, Musikwissenschaftler und Hochschullehrer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hesse studierte zunächst Schulmusik und Komposition bei den Professoren Günter Fork und Jürg Baur an der Hochschule für Musik Köln (Abschluss 1. und 2. Staatsexamen sowie Künstlerische Reifeprüfung), später noch Musikwissenschaft, Lateinische Philologie und Alte Geschichte an der Universität zu Köln (Abschluss Promotion). Seit 1984 ist er hauptamtlicher Dozent, heute Professor, am Standort Wuppertal der Hochschule für Musik Köln für die Fächer Musikwissenschaft, Musiktheorie/ Tonsatz und Gehörbildung. 1998 wurde auf seine Initiative hin die Bergische Gesellschaft für Neue Musik (BeGNM) gegründet, deren Vorsitzender er ist. Die BeGNM richtete in den Jahren 1999, 2001, 2004, 2006 und 2008 die Bergische Biennale für Neue Musik aus, die 2010 zum achten Mal wiederholt wurde.[1] Seit 2004 ist er überdies Vorsitzender der Konzertgesellschaft Wuppertal, Förderverein für das Sinfonieorchester Wuppertal. Mehrfach war er in Jurys von Kompositionswettbewerben vertreten, so im Oktober 2006 beim 2nd International Mandolin Competition in Osaka, Japan.

Kompositorische Arbeit

Der Schwerpunkt von Hesses kompositorischer Arbeit liegt im kammermusikalischen und im orchestralen Bereich. Dabei bevorzugt er Gattungen, die auf eine reiche Tradition zurückblicken können. So gibt es mittlerweile vier Streichquartette (das vierte mit Altsolo) und u.a vier Sinfonien, das Konzert für Orchester und je ein Violin- und ein Hornkonzert (für Ulrike Anima Mathé bzw. Marie-Luise Neunecker komponiert und von beiden mit großem Erfolg uraufgeführt). Sein bisher erfolgreichstes Werk ist die Komposition Vita di San Francesco - Elf Stationen aus dem Leben des heiligen Franziskus von Assisi für Orgel und dreizehn Gongs, das mittlerweile über dreißig Mal aufgeführt wurde.

Hesse erhielt zahlreiche Kompositionsaufträge, wie z.B. für die Dritte Symphonie für großes Orchester und Orgel op. 34 für die 100-Jahrfeier der Historischen Stadthalle am Johannisberg in Wuppertal sowie für die Franziskus-Visionen op. 36, ein Orchesterwerk für das Philharmonische Orchester Kiel. Hesses jüngstes Orchesterwerk ist die Vierte Symphonie "...abhanden gekommen", ein Kompositionsauftrag der Bergischen Symphoniker das im Mai 2006 zur Uraufführung kam. Gegenwärtig arbeitet er an diversen Kammermusikwerken. Jüngst entstand ein Quartett für vier Basstuben (Auftrag des Melton Tuba Quartetts) sowie ein Streichtrio. Ein neues Orchesterwerk für das Beethovenorchester Bonn ist in Planung, ebenso ein Konzert für Mandoline und Streichorchester im Auftrag des Musikverlags Vogt & Fritz.

Musikwissenschaftliche Arbeit

Im musikwissenschaftlichen Bereich spielen die Werke der Komponisten Ralph Vaughan Williams, Edward Elgar, Carl August Nielsen und Dmitri Schostakowitsch eine besondere Rolle.

Verbreitung und Auszeichnungen

Hesses Werke wurden in vielen Ländern Europas, aber auch in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Japan aufgeführt. Die Rundfunkanstalten von WDR, SR und SWR produzierten seine Werke oder schnitten sie bei Konzerten mit. Mehrfach war Hesse Preisträger von Kompositionswettbewerben, so z.B. 1986 und 1987 beim „Forum junger deutscher Komponisten“. Im Jahr 2001 erhielt er den Preis der „Enno und Christa Springmann-Stiftung“. Mittlerweile sind Werke von Lutz-Werner Hesse auch auf CDs erschienen, die beim Label „col legno“ veröffentlicht wurden. Die „Stiftung Kunst und Kultur“ (jetzt „Kunststiftung des Landes Nordrhein Westfalen“) förderte 1985 die Herausgabe einer Portrait-CD, die Werke aus den Jahren 1980 bis 1995 enthält.

Werke (Auswahl)

Werke für und mit Orchester

  • Drei Nachtstücke für großes Orchester op. 5 (1984), UA 1984 in Darmstadt, ca. 20', [S]
  • Erste Symphonie für großes Orchester op. 12 (1985), UA 1986 in Ludwigshafen, ca. 17', [S]
  • Konzert für Orchester op. 13 (1986/ 1987), UA 1988 in Darmstadt, ca. 25', [S]
  • Neue Wandererfantasie für Orchester op. 23 (1995/1996), UA 1996 in Marl, ca. 15', [S]
  • Zweite Symphonie für großes Orchester op. 24 (1990/ 97), UA 1997 in Solingen, ca. 18', [S]
  • Konzert für Horn und Orchester op. 32 (1998/ 99), UA 2001 in Erfurt, ca. 25', [S]
  • Dritte Symphonie für großes Orchester und Orgel op. 34 "Le Tombeau de Vierne" (1999/ 2000), UA 2000 in Wuppertal, ca. 50', [S]
  • Scherzo für großes Orchester op. 35 (2001), UA 2001 in Mönchengladbach, ca. 12', [S]
  • Franziskus-Visionen für großes Orchester op. 36 (2000/2001), UA 2001 in Kiel, ca. 20', [S]
  • Konzert für Violine und Orchester op. 38 (2001/ 02), UA 2003 in Weimar, ca. 25', [S]
  • Tian yu di - Himmel und Erde, Konzert für Zheng und Orchester op. 42 (2003), UA 2004 in Wuppertal, ca. 35', [S]
  • Variationen ohne Thema für großes Orchester op. 45 (2005), UA 2006 in Wuppertal, ca. 40', [S]
  • Infinite Landscape - Two Orchestral Pictures op. 44 (2004/ 05), UA 2005 in Sibiu/ Rumänien, ca. 16', [S]
  • Konzert für Mandoline und Streichorchester op. 53 (2006), ca. 20', [V&F]
  • Vierte Symphonie für großes Orchester op 47 "...abhanden gekommen" (2006), UA 2006 in Solingen, 16', [S]
  • Skytrain für sinfonisches Blasorchester (2007), UA 2007 in Düsseldorf, 4'

Kammermusik (vokal/instrumental)

  • Fünf Bagatellen für Bläserquintett op. 2 (1981), UA 1981 in Aachen, ca. 9', [B]
  • Sonata piccola für zwei Gitarren op. 11(1986), UA 1986 in Saarbrücken, ca. 7', [V&F]
  • Partita für Mandoline und Gitarre op. 20 (1995), UA 1995 in Wuppertal, ca. 20', [V&F]
  • Sonata piccola für Mandoline und Gitarre op. 11a (1996), UA 1996 in Friedrichshafen, ca. 7', [V&F]
  • Divertissement für Flöte und Gitarre op. 22 (1992/ 96), UA 1996 in Wuppertal, ca. 12', [V&F]
  • Streichtrio op. 51 (2007) UA 6. Mai 2007 durch "Neues Wuppertaler Streichtrio" in Wuppertal, ca. 20'

Soloinstrumente

  • Monolog für Flöte op. 8 (1985), UA 1985 in Wuppertal, ca. 6', [S]
  • Movimenti per chitharra op. 15 (1988, Neufassung 1992), UA 1988, Neufassung 1992 in Wuppertal, ca. 17', [V&F]
  • Préludes für Mandoline solo op. 25 (1995/ 96), UA 1997 in Wuppertal, ca. 17', [V&F]

Verschiedene Besetzungen

  • Nacht- und Tagstücke für Zupforchester op. 31 (1998), UA 1998 in Friedrichshafen, ca. 16', [T]
  • A Touch of China II op. 41 für Zheng und Zupforchester (2003), UA 2003 in Wuppertal, ca. 25', [T]

Verlage

  • Gustav Bosse Verlag, Regensburg [B]
  • J. Schuberth & Co, Frankfurt [S]
  • Vogt & Fritz, Schweinfurt [V&F]
  • Joachim Trekel, Hamburg [T]

Publikationen (Auswahl)

  • Studien zum Schaffen des Komponisten Ralph Vaughan Williams. KBMf 134. Regensburg 1983
  • Dmitri Schostakowitsch - Ein Komponist zwischen Kulturpolitik und künstlerischer Selbstbehauptung. In: Musik und Bildung 1/ 1984
  • Elgar, Delius und Holst. In: Musica 4/ 1984
  • Schostakowitsch und Mahler. In: Bericht über das Internationale Dmitri-Schostakowische-Symposion Köln 1985. Hrsg: Klaus-Wolfgang Niemöller und Vsevolod Zaderackij. KBMf 150. Regensburg 1986
  • Manfred Trojahn. 2. Symphonie. In: Melos 4/ 1986
  • Ein Beitrag zur Geschichte der europäischen Symphonik. Ralph Vaughan Williams zum 30. Todestag. In: Das Orchester 5/ 1989
  • Metamorphose und Durchführung. Anmerkungen zu Carl Nielsens 4. Symphonie op. 29 "Das Unauslöschliche". In: Das Orchester 1/ 1990
  • Notation. In: Katja Kölle. Farbnotationen - Klanginstallationen. Flensburg/ Kiel 1991/ 92
  • Vaughan Williams, Ralph. In: Weber, Horst (Hrsg.) Metzler Komponisten Lexikon. Stuttgart/Weimar 1992
  • Sinfonisches Spätwerk? Einige Anmerkungen zu den Orchesterwerken von Jürg Baur. In: Jürg Baur - Aspekte seines Schaffens. Hrsg.: Lutz-Werner Hesse, Armin Klaes und Arnd Richter. Wiesbaden 1993
  • Paul Hindemiths drei Klaviersonaten von 1936. In Musica 6/ 1995
  • Zeitgenössische Kammermusik mit Gitarre. Drei Werke von Eisler, Kuwahara und Pearson. In: Fritsch, Rolf (Hrsg.): 1. Gitarren-Symposium 1994. Schriftenreihe "Aus der Arbeit der Bundesakademie" Bd. 21. Trossingen 1995
  • Spätwerk (Einführungstext zum Kammermusikzyklus mit Werken von Beethoven und Schubert der Konzertgesellschaft Wuppertal 1997)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bergische Biennale: Der Chef musiziert selbst, Artikel aus der Westdeutschen Zeitung vom 7. Mai 2010.

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