Lößhohlweg

Lößhohlweg
Alter Hohlweg
Tief eingeschnittener Hohlweg
Hohlweg, Gemälde von L. Goville, 1830

Hohlwege sind Wege, die sich durch jahrhundertelange Nutzung mit Vieh und Fuhrwerken sowie abfließendes Regenwasser in das umgebende Gelände eingeschnitten haben. Sie treten nicht nur in Lösslandschaften auf (s.u.), sondern auch in Gebieten mit starker Waldnutzung auf weichen Substraten, wie in Buntsandsteingebieten.

An den Flanken der Hohlwege siedeln sich Stauden und Gehölze an, die Kleintieren als Unterschlupf und Nahrung dienen. Darum locken Hohlwege abends und nachts Fledermäuse an, die hier Jagd auf Nachtfalter und andere Insekten machen. Hohlwege sind für landwirtschaftliche Gebiete und Wälder oft eine ökologische Bereicherung.

Durch menschliche Nutzung entstanden, droht den Hohlwegen heute durch Menschen wie auch durch Bodenerosion Gefahr. Ungenutzte Hohlwege verwuchern, werden mit Bauschutt oder Gartenabfällen verfüllt oder rutschen zu. Heute arbeiten vielfach Bürger und Behörden zusammen, um Hohlwege als Bodendenkmäler zu erhalten.

Hohlwege sind von kulturhistorischer und archäologischer Bedeutung für die Frühgeschichte einer Landschaft. Viele Hohlwege stammen schon aus der Römerzeit.

Es gab auch sogenannte „gedeckte Hohlwege“, das waren sehr tief eingeschnittene Hohlwege an unbewaldeten Berghängen oder Wege zu einer Burg. Sie waren tiefer als Fuhrwerke hoch waren, so dass man lange Bäume quer darüber legen und mit Astwerk abdecken konnte. Damit waren auf diesen Streckenabschnitten Fuhrwerke und Personen für Feinde von weitem nicht sichtbar.

Um Hohlwege ranken sich oftmals Legenden. Bei Uelzen in Niedersachsen führt der Liekweg zum Friedhof. Nach Einführung des Christentums überprüfte der ansässige Schulze an diesem Weg die Särge der Trauergesellschaften. Die heidnischen Vorfahren hatten ihre Leichen verbrannt und die Asche in selbstgefertigten Ton-Urnen bestattet. Das war nach der Einführung des Christentums nicht mehr gestattet.

Der Schweizer Wilhelm Tell soll im November 1307 den Landvogt Gessler zu Altdorf aus sicherem Versteck an einem Hohlweg (Zitat aus dem Theaterstück Wilhelm Tell von Friedrich Schiller: Durch diese hohle Gasse muss er kommen…) bei Küssnacht mit der Armbrust erschossen haben.

Auch im Sauerland befinden sich zahlreiche hunderte Jahre alte Hohlwege, die sich durch Forstwirtschaft und Bergbau teilweise 4–5 Meter tief in die Erde gearbeitet haben.

Im rheinhessischen Alsheim und Mettenheim (Rheinhessen) gibt es wohl das größte Hohlwegesystem in Deutschland (s.u.).

Lösshohlweg

Typisch für Lösslandschaften sind die Lösshohlwege. Sie sind jedoch im Zuge der Flurbereinigung selten geworden. Auch sie sind als Folge der Verdichtung durch die Nutzung festgelegter Wege durch Mensch und Tier entstanden. Diese Verdichtung des Bodens führte zur Wasserundurchlässigkeit des Bodens und in der Folge zu Erosion durch abfließende Niederschläge.

Die Lösshohlwege sind ökologisch wertvolle Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere, da sie spezielle Bedingungen bieten. Vor allem die Gegensätze zwischen schattigen und sonnigen, trockenen und feuchten sowie windigen und windstillen Plätzen sind verantwortlich für das Vorhandensein der "Lebensgemeinschaft Hohlweg". Vom Menschen wurden Höhlen im leicht zu bearbeitenden und dennoch stabilen Löss der Seitenwände eines Hohlwegs teilweise als Lagerraum genutzt - nicht jedoch als längerwährende Wohnmöglichkeit, wie irrigerweise früher behauptet wurde.

Beispiele für Lösshohlwege sind unter anderem am Kaiserstuhl bei Freiburg zu finden.

In Rheinhessen gibt es besonders in der Gemeinde Alsheim noch eines der größten Systeme von Lösshohlwegen in Deutschland. 11,5 km sind noch erhalten und 10 km sind begehbar. 30 km Wanderwege wurden von der Hohlwege-Gruppe Alsheim ausgeschildert und laden zum Wandern ein. Besonders in den Monaten April bis Oktober ist die besondere Flora und Fauna zu bewundern. Seltene Pflanzen wie die Steppenkirsche (Prunus fruticosa) oder der Elsässer Haarstrang (Peucedanum alsaticum), ein Doldenblüher, sind noch recht häufig zu finden.

Literatur

  • Dieter Hassler, Reinhard Wolf (Hrsg.): Hohlwege - Entstehung, Geschichte und Ökologie der Hohlwege im westlichen Kraichgau - ein gemeinsames Projekt der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe und des Landesnaturschutzverbandes Baden-Württemberg. Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1993. ISBN 3929366029 (das einzige deutschsprachige und umfangreiche Buch zum Thema)
  • Heinz Wiesbauer, Karl Mazzucco: Hohlwege in Niederösterreich. Niederösterreichischer Landschaftsfonds. Wien 1995. ISBN 3-901542-03-5
  • Arno Straßmann: Hohlwege als historische Landschaftsbestandteile Westfalens. in: Heimatpflege in Westfalen, 2004, 1. - (Zeitschrift des Westfälischen Heimatbundes - download mögl.)
  • Ulrich Stanjek: Historische Hohlwege in der neuzeitlichen Weinbergsflurbereinigung. (Beispiele aus zwei rheinhessischen Weinbaugemeinden.) In: Zeitschrift für Kulturtechnik und Landentwicklung. 1993,34, S. 349 - 356.
  • Bernard Lassus: Ein vogesischer Hohlweg (Le chemin creux vosgien). In: Anthos, Zürich (39) 2000. T. 3, S. 26-29. ISSN 0003-5424
  • Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen (Hrsg.), Bayer. Akad. für Naturschutz u. Landschaftspflege: Landschaftspflegekonzept Bayern. Teilband 1 und 2. Lebensraumtyp Kalkmagerrasen. (dar. Raine, Ranken, Hohlwege, Weinbergsmauern, Steinriegel usw.)
  • Hartmut Leser: Geomorphologie. Westermann, Braunschweig 2003 (8.Aufl.). dar. S. 196 Anthropogene Hohlformenbildung. ISBN 3-14-160294-8

Weblinks


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