- Madern Gertener
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Madern Gerthener (auch: Gertener) (* um 1360; † 1430) war Stadtbaumeister der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main, Bildhauer und einer der wichtigsten Künstler der Spätgotik am Mittelrhein.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Gerthener war Sohn einer angesehenen Frankfurter Steinmetzfamilie. Auch sein Vater Johann gehörte der Zunft an, die Familie lebte Mitte des 14. Jahrhunderts am Karthäuserhof in der Weißadlergasse.
Um 1390 war Gerthener mehrere Jahre auf Wanderschaft und kam dabei vermutlich mit der berühmten Kölner Baumeisterfamilie Parler in Berührung, die im 14. Jahrhundert insbesondere in Nürnberg und Prag tätig war. Spätestens 1392 kehrte Gerthener nach Frankfurt zurück und trat als einfacher Steinmetz in die Dienste der Stadt.
Es ist nicht bekannt, wann Gerthener zum Stadtbaumeister Frankfurts aufstieg, vermutlich Ende der 1390er Jahre. Die erste Beurkundung dieses Rangs stammt aus dem Jahr 1415. Um 1400 heiratete er die wohlhabende Bürgerstochter Adelheid Gulden zum Schußhan und dürfte spätestens seitdem zur Oberschicht der städtischen Gesellschaft gehört haben. Seit 1408 war Gerthener außerdem Dombaumeister der Stadt. Außer für die Stadt und private Auftraggeber in Frankfurt arbeitete er auch außerhalb der Stadt, vor allem für die Kurfürsten von Mainz und von der Pfalz.
1419 reiste Gerthener nach Straßburg, um sich um die Nachfolge des verstorbenen Münsterbaumeisters Ulrich von Ensingen zu bewerben, mit der schließlich Ulrichs langjähriger Mitarbeiter Johannes Hültz beauftragt wurde.
Werke
Wegen fehlender oder verloren gegangener Urkunden kann Gertheners Urheberschaft für viele Bauwerke nur anhand von stilistischen Gemeinsamkeiten oder Steinmetzzeichen vermutet werden.
In Frankfurt
- Alte Brücke, Wiederaufbau eines durch Eisgang zerstörten Brückenbogens
- Leinwandhaus (Frankfurt), städtisches Handelshaus, 1397-99 (vermutet)
- Häuser Römer und Goldener Schwan, Umbau bestehender Patrizierhäuser zum neuen Rathaus der Stadt, ab 1405 (vermutet)
- Fronhofturm (Pulverturm) am Dominikanerkloster, Wehrturm, 1406-08 (vermutet)
- Niddabrücke im Frankfurter Dorf Bonames, 1409-10
- Nürnberger Hof, Braubachstraße 31 (Messequartier und Handelshof der Nürnberger Kaufleute), um 1410
- Stadtmauer, Verstärkungsarbeiten zwischen Bockenheimer Tor (heute Opernplatz) und Main, 1411
- Kaiserdom St. Bartholomäus, Querhaus, 1408-11
- Kaiserdom St. Bartholomäus, Westturm, ab 1415
- Kaiserdom St. Bartholomäus, Sakramentshäuschen (Tabernakel) im Chor, ab 1415
- Peterskirche, Umbau und Einwölbung, 1417-19 (vermutet, 1895 abgerissen)
- Liebfrauenkirche, Südfassade (Hauptschauseite zum Liebfrauenberg) mit Dreikönigsportal, 1420-25
- Karmeliterkloster, spätgotische Erweiterung und Einwölbung, 1424-30
- Eschenheimer Turm, Stadttor, einschließlich der Wappenreliefs, 1426-28
- Leonhardskirche, Hochchor, ab 1425
- Auch eine Mitarbeit Gertheners an der zweiten (steinernen) Generation der Warttürme der Frankfurter Landwehr ist möglich (Galluswarte ab 1413, Sachsenhäuser Warte ab 1414).
- Als Bildhauer schuf Gerthener u.a. zahlreiche Grabmale und Sakramentshäuschen, von denen noch einige in Frankfurter Kirchen vorhanden sind.
Außerhalb Frankfurts
- Speyer, Dom, Sakristei, ab 1409
- Mainz, Dom, Kreuzgang, 1400-10 (vermutet)
- Mainz, Dom, Grabmal von Erzbischof Johann II. von Nassau, 1419 (vermutet)
- Mainz, Dom, Memorienportal: Hl. St. Stephan und Hl. St. Martin
- Heidelberg, Schloss, Untergeschoss des Ruprechtsbaus, 1400-10
- Oppenheim, Katharinenkirche, Westchor, ab 1414
Literatur
- Haberland, Ernst-Dietrich: Madern Gerthener "der stadt franckenfurd werkmeister". Baumeister und Bildhauer der Spätgotik. Knecht, Frankfurt 1992.
- Bernd Kalusche, Wolf-Christian Setzepfand: Architekturführer Frankfurt am Main. Reimer, Berlin 1992, ISBN 3-496-01100-9
Weblinks
Personendaten NAME Gerthener, Madern KURZBESCHREIBUNG Stadtbaumeister der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main, Bildhauer der Spätgotik GEBURTSDATUM um 1360 STERBEDATUM 1430
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