- Manfred Roeder (Generalrichter)
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Manfred Roeder (* 20. August 1900 in Kiel; † 18. Oktober 1971 in Glashütten (Taunus)) war Militärrichter zur Zeit des Nationalsozialismus. Als Oberstkriegsgerichtsrat war er Untersuchungsführer und Mitverantwortlicher für die 56 Todesurteile des Reichskriegsgerichts in den Verfahren gegen die Mitglieder der Widerstandsbewegung Rote Kapelle sowie ebenfalls in dem Verfahren gegen Dietrich Bonhoeffer, Wilhelm Canaris und Hans von Dohnanyi, für das er den Sammelbegriff Schwarze Kapelle kreierte. Im Januar 1945 wurde Roeder zum Generalrichter ernannt.
Der ehemalige preußische Kultusminister Adolf Grimme, Freund des hingerichteten Adam Kuckhoff und selbst ehemaliges Mitglied der Roten Kapelle, erstattete am 15. September 1945 Strafanzeige gegen Roeder wegen Rechtsbeugung. Das Verfahren wurde jedoch von der Staatsanwaltschaft Lüneburg mangels Anfangsverdachts 1951 eingestellt. Der Abschlussbericht kam zu dem Ergebnis, die Verfahren vor dem Reichskriegsgericht seien nicht zu beanstanden und die Angeklagten mit Recht zum Tode verurteilt worden, da Landesverrat zu allen Zeiten als das „schimpflichste Verbrechen“ gegolten hätte und die Teilnehmer des 20. Juli in umfassendem Maße Landesverrat und Spionage betrieben hätten.[1]
Zusammen mit Adolf Grimme und Günther Weisenborn versuchte Greta Kuckhoff, einen Prozess gegen Roeder zu erzwingen. Dieses Verfahren wurde von der Staatsanwaltschaft Lüneburg erst Ende der 1960er Jahre abgeschlossen und eingestellt.
Nach dem Krieg war Roeder ein angesehenes und aktives Mitglied der CDU, unter anderem auch mehrere Jahre stellvertretender Bürgermeister seiner Taunus-Gemeinde Glashütten.
Manfred Roeder hatte einen gleichnamigen Sohn (* 1937), der jedoch nicht mit dem 1929 in Berlin geborenen Rechtsextremisten Manfred Roeder zu verwechseln ist.
Literatur
- Helmut Kramer: Als hätten sie nie das Recht gebeugt. In: Ossietzky. 23/2002. Verlag Ossietzky (s. Weblink)
- Hiska D. Bergander: Die Ermittlungen gegen Dr. jur. et rer. pol. Manfred Roeder, einen „Generalrichter“ Hitlers – Eine Untersuchung zur unbewältigten Rechtsgeschichte der NS-Justiz, Diss., Bremen, 2006
- Elke Endrass: Bonhoeffer und seine Richter. Ein Prozess und sein Nachspiel Stuttgart: Kreuz, 2006, ISBN 3-7831-2745-9
- Heinrich Grosse: Niemand kann zwei Herren dienen - Zur Geschichte der evangelischen Kirche im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit" Blumhardt Verlag, Hannover, 2. Auflage 2010 - ISBN 978-3-932011-77-1
- Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv: 56 Bände aus dem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Lüneburg, vollständig vorhanden im Haus-Archiv Der Spiegel, Hamburg
Weblinks
- Kramer, in: Ossietzky 23/2002
Einzelnachweise
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