Adolf Grimme

Adolf Grimme
Otto Braun (links) und Adolf Grimme vor dem Preußischen Landtag nach beendeter Sitzung am 24. Mai 1932

Adolf Grimme (* 31. Dezember 1889 in Goslar; † 27. August 1963 in Degerndorf am Inn) war ein sozialdemokratischer deutscher Kulturpolitiker in der Spätphase der Weimarer Republik und der frühen Bundesrepublik.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Adolf Grimme, der Sohn eines Bahnbeamten, studierte Philosophie und Germanistik in Halle, München und Göttingen und engagierte sich in dieser Zeit unter anderem in der Freistudentenbewegung. 1922 wurde er SPD-Mitglied. Nach dem Staatsexamen 1924 trat er in den Schuldienst ein, war zunächst Oberstudienrat in Hannover, ab 1925 Oberschulrat in Magdeburg. 1928 wurde er Ministerialrat im Preußischen Kultusministerium, ein Jahr später Vizepräsident des Provinzialschulkollegiums von Berlin und der Mark Brandenburg. Ab 1930 amtierte er schließlich in der Nachfolge Carl Heinrich Beckers als letzter Kultusminister einer demokratisch gewählten Staatsregierung in Preußen, die 1932 im „Preußenschlag“ abgesetzt wurde.

Grimme gehörte außerdem den Religiösen Sozialisten an und wurde 1942 nach einer Hausdurchsuchung wegen seiner Verbindungen zum Widerstand der „Roten Kapelle“ von der Gestapo verhaftet und 1943 vom Reichskriegsgericht zu drei Jahren Zuchthaus wegen „Nichtanzeige eines versuchten Hochverrats“ verurteilt.[1] Seine aktive Beteiligung am Widerstand als Verfasser mehrerer Flugblätter, die in Umlauf gebracht wurden, blieb unentdeckt, was ihm das Leben rettete.

Am 15. September 1945 erstattete Grimme Anzeige gegen den NS-Richter Manfred Roeder wegen Beteiligung an den Urteilen gegen 49 Mitglieder der Roten Kapelle sowie Dietrich Bonhoeffer, Hans von Dohnanyi, Arvid Harnack und viele andere. Dieses Verfahren wurde von der Staatsanwaltschaft Lüneburg bis Ende der 1960er-Jahre verschleppt und dann eingestellt.

Der Abschlußbericht des mit der Ermittlung beauftragten Staatsanwaltes Finck vom 12. Mai 1951 kam zu dem Ergebnis, die Prozesse vor dem Reichskriegsgericht seien „ordnungsgemäß“ abgelaufen und die Angeklagten mit Recht zum Tode verurteilt worden. „Grundlage der ‚Roten Kapelle‘ (…) war Landesverrat. Landesverrat (…) hat immer und zu allen Zeiten als das schimpflichste Verbrechen gegolten. (…) Auch von der Gruppe des 20. Juli (ist) in umfassendem Maße Landesverrat und Spionage betrieben worden.“ Die Militäropposition habe ein „ungeheures Maß von Schuld (…) auf sich genommen“. Andere deutsche Männer, die mit Hitlers Kriegs- und Staatsführung nicht einverstanden waren, aber „als Soldaten und in Verwaltung und Wirtschaft ihre Pflicht taten (…), würden es sicher mit Entrüstung abgelehnt haben, mit Männern wie Beck, Canaris, Oster, v. Dohnanyi (…) auf die gleiche Stufe gestellt zu werden.“ Für Finck stand fest, „daß es sich bei der Geheimen Staatspolizei um eine absolut normale Polizeiorganisation handelte“. Dagegen bestand für ihn „die Mehrzahl der überlebenden Zeugen (…) aus Menschen, die sich in einen maßlosen Hass gegen den nationalsozialistischen Staat hineingesteigert haben“.

In der Nachkriegszeit war Grimme zunächst Mitglied des ernannten Hannoverschen Landtages sowie – nach der Bildung des Landes Niedersachsen durch die britische Besatzungsmacht – Mitglied des ernannten Niedersächsischen Landtages (vom 9. Dezember 1946 bis zum 28. März 1947). Auch dem ersten gewählten Landtag gehörte er als Abgeordneter an. Bis 1948 war Grimme zudem erster niedersächsischer Kultusminister, bevor er am 15. November 1948 zum ersten Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) ernannt wurde. 1955 ging er im Alter von 66 Jahren in Pension. Sein Grab befindet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover.

Am meisten bekannt wurde der Ausspruch Adolf Grimmes:

Ein Sozialist kann Christ sein, ein Christ muss Sozialist sein

Grimme-Preis und -Institut

Nach Adolf Grimme wurde der Fernsehpreis Adolf-Grimme-Preis des Deutschen Volkshochschul-Verbands benannt, der 1964 zum ersten Mal in Marl vergeben wurde. 1973 wurde das nach ihm benannte Medieninstitut in Marl gegründet, das seit 1977 jährlich die Adolf-Grimme-Preis-Verleihung organisiert und durchführt. Seit 2001 vergibt das Adolf-Grimme-Institut außerdem den Grimme Online Award in verschiedenen Kategorien der Neuen Medien.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 198.

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