- Mantel-und-Degen-Film
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Der Mantel-und-Degen-Film ist ein Subgenre des Abenteuerfilms. Genretypisch sind akrobatisch choreographierte Degenkämpfe sowie der Widerstand einzelner Protagonisten gegen die Vertreter der staatlichen Obrigkeit. Die Stoffe gehen häufig auf Abenteuerromane aus dem 19. Jahrhundert zurück. Prominentestes Beispiel hierfür ist Alexandre Dumas' Roman Die drei Musketiere. Im Jahr 1919 ist mit der Figur des Zorro eine weitere literarische Gestalt entstanden, die später im Mittelpunkt zahlreicher Mantel-und-Degen-Filme gestanden hat.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
In der Regel treten in Mantel-und-Degen-Filmen ein Held oder mehrere Helden auf, die Ungerechtigkeiten, Intrigen, Morde mancher Gruppierungen (Adel, Kirche) oder Einzelpersonen (Könige, Kardinäle, Gouverneure, usw.) bekämpfen und für das Recht auf Freiheit bzw. Gerechtigkeit eintreten. Diese Helden werden meist als edelmütig, tollkühn, gerecht, selbstlos und intelligent dargestellt, ihre Kontrahenten als macht- und geldgierig, von Hass zerfressen, verschlagen und ebenfalls intelligent. Manchmal wird auf eine frühere Verbundenheit der Helden und ihrer Widersacher verwiesen, aus der allerdings aufgrund von zugefügtem Unrecht eine Feindschaft geworden ist. Insofern bestehen ebenfalls deutliche Parallelen zur archetypischen Figur des Robin Hood.
Angesiedelt ist die Handlung zumeist entweder in der Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts in Frankreich, England oder Spanien/Portugal oder - im Fall der Zorro-Filme - im mexikanischen Kalifornien des frühen 19. Jahrhunderts. Also in Zeiten, in denen ein Umhang (bzw. Mantel) zu den üblichen Kleidungsstücken gehört hat und der Degen (bzw. das Rapier) als Nahkampfwaffe noch weit verbreitet war.
In Europa spielende Filme
Sofern Mantel-und-Degen-Filme in Europa spielen, handeln sie zumeist von den Erlebnissen und Abenteuern der Musketiere, der Leibgarde der französischen Könige Ludwig XIII. und Ludwig XIV. Häufig gehen sie auf Romane von Alexandre Dumas („Die drei Musketiere“, „Der Mann mit der eisernen Maske“) zurück. Diese Vorlagen wurden zahlreich verfilmt, und es entstanden auch einige Fortsetzungen bzw. Prequels, die allerdings oft nur wenig mit den Originalen zu tun hatten (zum Beispiel „Die vier Halunken der Königin“ oder „D'Artagnans Tochter“). Eine populäre Figur des Mantel-und-Degen-Films ist auch Fanfan der Husar, dessen ursprünglich für die Leinwand geschriebene Abenteuer ebenfalls mehrfach verfilmt worden sind. Dies gilt auch für die von Rafael Sabatini entwickelte Gestalt des Scaramouche.
Seinen Höhepunkt erreichte der Mantel-und-Degen-Film in den 1960er-Jahren, als sich große US-Studios dieses Genres annahmen und aufwändige Filme produzierten. In künstlerischer Hinsicht war in dieser Phase vor allem eine französische Produktion ambitioniert und zwar Philippe de Brocas Cartouche der Bandit (Cartouche, 1962), der das von humoristischen Komponenten durchzogene Genre um eine düstere Stimmung erweiterte.
Vergleichbar mit den italienischen Sandalenfilmen entwickelte sich in Frankreich der Mantel-und-Degen-Film ab Mitte der 1970er- und in den 1980er-Jahren zunehmend zum Verschleißartikel und wurde kaum mehr ernst genommen. Entzaubert wurde er in dieser Zeit aber auch in den USA ebenso wie durch mehrere britische Musketier-Filme von Richard Lester. Aufgrund ihrer Starbesetzung und opulenten Ausstattung waren sie zwar kommerziell erfolgreich, ihr burlesker Stil hatte jedoch kaum noch etwas gemein mit den Wesenszügen des Genres: Die Protagonisten erinnerten mehr an ordinäre Raufbolde als an „edle“ Kämpfer für Recht und Ehre.
Zorro-Filme
Für seinen im Jahr 1919 erschienenen Groschenroman The Curse of Capistrano (Der Fluch von Capistrano) hatte Johnston McCulley die Figur des Zorro entwickelt, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im seinerzeit noch unter spanischer bzw. später mexikanischer Herrschaft stehenden Kalifornien gegen die Unterdrückung der Bevölkerung durch den Gouverneur Don Sebastian kämpft. Bereits ein Jahr später wurde dieser Stoff mit dem Stummfilmstar Douglas Fairbanks in The Mark of Zorro erstmals verfilmt. In den USA der 1920er- bis 1940er-Jahre war dann Zorro mehrfach Held in den mehrteiligen Serials, ungefähr 30-minütigen Vorfilmen vor dem eigentlichen Hauptfilm.
Zorro ist spanisch und heißt (Schlau)Fuchs. Insbesondere in den 1960er-Jahren sind seitdem zahlreiche weitere Zorro-Filme entstanden, die dem Titelhelden zu internationaler Bekanntheit verholfen haben. Noch deutlicher als dies bei den Mantel-und-Degen-Filmen mit europäischem Handlungsumfeld der Fall ist, bezieht sich die Ausprägung des Zorro auf das Robin-Hood-Motiv. Gleichwohl besitzt diese Figur als Ikone der Populärkultur eine große eigenständige Bedeutung. So ist zum Beispiel die Figur des Batman weitgehend von Zorro geprägt.
Nachdem die Produktion von Zorro-Filmen in den 1980er-Jahren stark zurückgegangen war, wurde im Jahr 1998 mit Die Maske des Zorro ein kommerziell erfolgreicher und von der Filmkritik überwiegend positiv aufgenommener Versuch der Wiederbelebung dieses Stoffs unternommen.
Bekannte Mantel-und-Degen-Filme
- Fanfan la Tulipe (1907)
- Das Zeichen des Zorro (The Mark of Zorro, 1920)
- Die drei Musketiere (The Three Muketeers, 1921)
- Fanfan-la-Tulipe (1925)
- Die eiserne Maske (The Iron Mask, 1929)
- Zorros schwarze Peitsche (Zorro Rides Again, 1937)
- Der Mann mit der eisernen Maske (The Man in the Iron Mask, 1939)
- Im Zeichen des Zorro (The Mark of Zorro, 1940)
- Die drei Musketiere (The Three Musketeers , 1948)
- Die Söhne der Musketiere (At Sword's Point, 1950)
- Fanfan, der Husar (Fanfan la Tulipe , 1952)
- Scaramouche, der galante Marquis (Scaramouche, 1952)
- Die Abenteuer der drei Musketiere (Les Trois mousquetaires, 1953)
- Der Graf und die drei Musketiere (Il Visconte di Bragelonne, 1954)
- Abenteuer der vier Musketiere (I Cavalieri della regina, 1955)
- Die drei Musketiere I: Haudegen der Königin (Les Trois mousquetaires: Les ferrets de la reine, 1961)
- Die drei Musketiere II: Ohne Furcht und Tadel (Les Trois mousquetaires: La vengeance de Milady, 1961)
- Fracasse, der freche Kavalier (Le Capitaine Fracasse, 1961)
- Das Zeichen des D'Artagnan (Il Colpo segreto di d'Artagnan, 1962)
- Der Scharlachrote Musketier (Le Chevalier de Pardaillan, 1962)
- Zorro, der schwarze Rächer (Cabalgando hacia la muerte - El Zorro, 1962)
- Zorro (La Venganza del Zorro, 1962)
- Zorro, der Mann mit den zwei Gesichtern (Il Segno di Zorro, 1963)
- D'Artagnan und die drei Musketiere (D'Artagnan contro i tre moschettieri, 1963)
- Zorro mit den drei Degen (Le Tre spade di Zorro, 1963)
- Das Geheimnis des Scaramouche (La Máscara de Scaramouche, 1963)
- Die schwarze Tulpe (La tulipe noire, 1964)
- Der Triumph des Musketiers (Hardi! Pardaillan, 1964)
- Der grausame Schwur des Zorro (El Zorro cabalga otra vez, 1965)
- Isabella - Mit blanker Brust und spitzem Degen (Isabella, duchessa dei diavoli, 1969)
- Die drei Musketiere (The Three Musketeers, 1973)
- Die vier Halunken der Königin (The Four Musketeers, 1974)
- Drei glorreiche Musketiere (Trois mousquetaires, 1974)
- Zorro (Zorro, 1975, mit Alain Delon)
- Der Mann mit der eisernen Maske (The Man in the Iron Mask, 1977)
- Das Geheimnis der eisernen Maske (The Fifth Musketeer, 1979)
- Die Rückkehr der Musketiere (The Return of the Musketeers, 1989)
- Die drei Musketiere (The Three Musketeers, 1993)
- D’Artagnans Tochter (La Fille de d'Artagnan, 1994)
- Der Mann in der eisernen Maske (The Man in the Iron Mask, 1998)
- Die Maske des Zorro (The Mask of Zorro, 1998)
- The Musketeer (2001)
- Fanfan der Husar (Fanfan la tulipe, 2003)
- Die Legende des Zorro (The Legend of Zorro, 2005)
- Die drei Musketiere (The Three Musketeers, 2011)
Bekannte Darsteller aus Mantel-und-Degen-Filmen
- Douglas Fairbanks
- Errol Flynn
- Tyrone Power
- Stewart Granger
- Jean Marais
- Lex Barker
- Gérard Philipe
- Gene Kelly
- Gérard Barray
- Jean-Paul Belmondo
- Richard Chamberlain
- Alain Delon
- Michael York
- Antonio Banderas
Literatur
- Koebner, Thomas (Hrsg.): "Reclams Sachlexikon des Films." 1. Auflage. Reclam, Stuttgart 2002, ISBN 3-15-010495-5. 2. Auflage (aktualisiert und erweitert). Reclam, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-15-010625-9 und ISBN 3-15-010625-7.
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