- Marcel Jullian
-
Marcel Jullian (* 31. Januar 1922 in Châteaurenard; † 28. Juni 2004 in Paris) war ein französischer Autor, Publizist, Regisseur und Fernsehproduzent. Er arbeitete für die großen französischen Komiker Bourvil und Louis de Funès.
Leben und Werk
Marcel Jullian schloss sich 1940 der französischen Résistance an, wurde von den Nationalsozialisten verhaftet und zum Tode verurteilt. Die Invasion der Alliierten in der Normandie rettete sein Leben. In der Haft zeigte sich Jullians Charakterstärke. Mit dem Rezitieren von Gedichten Aragons und Rimbauds richtete er sich und seine Zellengenossen moralisch auf.
Nach einem Universitätsabschluss in den schönen Künsten (beaux arts) übte Jullian zunächst Berufe aus, die mit schwerer Handarbeit zu tun hatten. Er arbeitete als Bergmann, als Kraftfahrer schwerer Lastkraftwagen und erwarb einen Flugschein. Nicht zuletzt dieses berufliche Intermezzo erweiterte die Reichweite seiner Imaginationskraft.
Die Rückkehr zu seinen literarischen Ambitionen erfolgte 1955 mit dem Eintritt in den Verlag des Verlegers Amiot-Dumont als Lektor. Von dort ging es zu dem Verlagshaus Librairie Académique Perrin, das zu den führenden des Landes gehörte. Seinen eigenen Verlag "Atelier Marcel Jullian" gründete er 1978 und brachte mit Mémoires d'Espoir, den Memoiren Charles de Gaulles, ein verlegerisches Glanzstück heraus.
Als Autor legte er Bücher über die Geschichte des Zweiten Weltkriegs, über Literatur und mit eigenen Dichtungen vor. Zu seinem ersten Roman L'Oiseau von 1960 gesellten sich Arbeiten über François Villon, Alphonse Daudet, Charles de Gaulle und Georges Pompidou. Als er schon über siebzig Jahre alt war, verfasste er eine ambitionierte Doppelbiographie über Ludwig XVI. und Robespierre Louis et Maximilien; deux visages de la France. Den Prix Cazes gewann er für den ersten Band seiner Memoiren Mémoires busionnière.
Seine Fähigkeit, auch populäre Drehbücher schreiben zu können, stellte er bei dem Film 100.000 Dollar in der Sonne (Cent mille dollars au soleil), der von Henri Verneuil 1964 gedreht wurde, unter Beweis. 1965 folgte mit Le Corniaud sein Beitrag für die Komiker Bourvil und Louis de Funès. Einer der größten Erfolge der französischen Filmgeschichte Drei Bruchpiloten in Paris (La grande vadrouille), der auch für das Fernsehen eingerichtet wurde, des Regisseurs Gérard Oury basiert auf dem Drehbuch Jullians. Der Film ist eine Komödie über zwei Franzosen (dargestellt von Bourvil und de Funès), die drei britischen Piloten auf der Flucht vor den Nazis helfen. 1969 arbeitete er für den Film Das Superhirn mit Jean-Paul Belmondo und David Niven als Hauptdarsteller. Ein weiterer Kriegsfilm Le Mur de l'Atlantique und eine Komödie La Folie des grandeurs mit Louis de Funès als Steuereintreiber im mittelalterlichen Spanien und Yves Montand als seinem Diener in Delusions de Grandeur folgten 1970 und 1971.
Weiterhin konzentrierte sich Jullian auf das Fernsehen. Seine Adaption des historischen Romans Les Rois maudits von Maurice Druon, die Fernsehfilme La Tragédie de Vérone, Beau-François und die Verfilmung des Lebens Karls des Großen waren große Fernseherfolge, die sich teilweise auch gut im Ausland verkaufen ließen. Sein letztes Stück war Le Vieil Ours et l'Enfant.
Nach der Aufteilung der alten Fernsehanstalt ORTF wurde Jullian im Januar 1975 der Präsident von Antenne 2. Einflussreiche neue Programme wurden von ihm initiiert. Le Grand Echiquier war eine populäre Kultursendung, die von dem Charisma des Gastgebers Jacques Chancel profitierte. Apostrophes war die erfolgreichste Buchpräsentationssendung Frankreichs, die mit dem Leiter Bernard Pivot einen enormen Einfluss auf den Buchhandel hatte. Les Dossiers de l'Ecran war eine Sendung, die heiße politische und soziale Eisen anpackte. 1977 musste Jullian als Präsident zurücktreten, was ein Licht auf die Unabhängigkeit der staatlichen Rundfunkanstalten in Frankreich der damaligen Zeit wirft.
Weblinks
Kategorien:- Regisseur
- Fernsehproduzent
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Literatur (Französisch)
- Franzose
- Geboren 1922
- Gestorben 2004
- Mann
Wikimedia Foundation.