- Marcelin Berthelot
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Marcelin (auch: Marcellin) Pierre Eugène Berthelot (* 25. Oktober 1827 in Paris; † 18. März 1907 ebenda) war ein französischer Chemiker und Politiker. Er entdeckte eine noch heute angewandte Synthese der Ameisensäure aus Kohlenmonoxid.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Obwohl als Schüler sehr an Geschichte und Philosophie interessiert, wandte sich Berthelot im Studium den Naturwissenschaften zu.
Seit 1851 gehörte er als Assistent der Arbeitsgruppe seines ehemaligen Hochschullehrers A.J. Balard am Collège de France an, etwa um diese Zeit begann auch seine lebenslange Freundschaft mit Ernest Renan. 1854 legte er seine Doktorarbeit mit dem Thema Sur les combinaisons de la glycérine avec les acides vor, in der verschiedene Forschungsergebnisse in Fortsetzung der Arbeiten von M.E. Chevreul beschrieben werden. 1859 erhielt er eine Professur für organische Chemie an der École Supérieure de Pharmacie und 1865 wurde für seine Forschungstätigkeit ein Lehrstuhl am Collège de France eingerichtet. 1863 wurde er Mitglied der Académie nationale de Médecine, zehn Jahre später wurde er in die Académie des sciences, die Französische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. 1889 wurde er in Nachfolge von Louis Pasteur deren ständiger Sekretär.
1876 wurde er zum Generalinspekteur für Bildung ernannt und nach seiner Wahl auf einen nicht zeitlich befristeten Sitz im französischen Senat im Jahr 1881 engagierte er sich speziell in den die Wehrpflicht betreffenden Erziehungsfragen In René Goblet's Kabinett der Jahre 1886-1887 übernahm er das Amt des Bildungsministers und vom 1. November 1895 bis 28. März 1896 war er französischer Außenminister im Kabinett von Bourgeois.
Der Sohn von Sophie Niaudet und Marcellin Berthelot kam 1904 auf grausame Weise bei einem Eisenbahnunfall ums Leben. Seitdem hatte Berthelots Frau ein schweres Herzleiden. Er hatte mehrmals beteuert, dass er seine kranke Frau Sophie Niaudet (1837-1907) nicht überleben wolle und starb nur wenige Minuten nach ihr. Die französische Regierung wollte Berthelot im Panthéon beisetzen, ihn allerdings auch angesichts der Sterbeumstände nicht von seiner Frau trennen, sodass beide dort ihre letzte Ruhe fanden.
Naturwissenschaftliche Arbeiten
Seit 1860 beschäftigte sich Berthelot mit der Synthese von organischen Verbindungen. Er stellt Ethanol aus Ethylen , Methanol aus Methan her. Später findet er eine Methode, um Ameisensäure aus Kohlenmonoxid herzustellen, ferner eine Synthese von Acetylen im Kohlelichtbogen bei Zusatz von Wasserstoff.
Seit 1869 wendete er sich der Thermochemie zu. Berthelot nahm an, dass die Reaktionstriebkraft einer Stoffumsetzung entscheidend von der dabei entstehenden Wärmemenge abhängig sei. (Diese Feststellung wird später durch Hermann Helmholtz verbessert.) Er führte eine Vielzahl von Messungen über Verbrennungswärmen von chemischen Stoffen durch und ermittelt die Bildungswärmen. Die Bezeichnungen exotherme und endotherme Reaktion hat Berthelot geprägt.
Später untersucht er auch Explosivstoffe und Tiere mit thermochemischen Methoden.
Literatur
- Jean Jacques: Berthelot. Belin, Paris 1987. ISBN 2-7011-1121-8
- Günther Bugge: Das Buch der grossen Chemiker, Band 2, S. 190 ff., Verlag Chemie, Unveränderter Nachdruck 1974, ISBN 3-527-25021-2
Siehe auch
Weblinks
- Der Chemiker und die Ameise, von Konrad Reißmann, Berliner Zeitung vom 17. März 2007
- Kurzbiografie und Werkliste der Académie française (französisch)
- Werke von Marcelin Berthelot als Online-Texte. In: Project Gutenberg. (französisch)
Vorgänger Amt Nachfolger Gabriel Hanotaux Außenminister von Frankreich
1. November 1895-28. März 1896Léon Bourgeois Vorgänger Amt Nachfolger René Goblet Bildungsminister von Frankreich
11. Dezember 1886-30. Mai 1887Eugène Spuller Kategorien:- Außenminister (Frankreich)
- Bildungsminister (Frankreich)
- Chemiker (19. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (Collège de France)
- Mitglied der Académie française
- Mitglied der Académie des sciences
- Mitglied der Accademia dei Lincei
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