- Maria Carolina
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Erzherzogin Maria Karolina von Österreich (* 13. August 1752 in Wien; † 8. September 1814 in Hetzendorf in Wien) war Königin von Neapel-Sizilien.
Maria Karolina von Österreich wuchs als Tochter von Kaiserin Maria Theresia von Österreich und ihrem Ehemann Franz I. Stephan von Lothringen, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches in Wien auf. Maria Theresia, die sich in erster Linie als Herrscherin über die vielsprachigen habsburgischen Erblande (Geschichte Österreichs) sah, versuchte ihre Kinder möglichst vorteilhaft zu verheiraten und erhoffte sich von den Eheschließungen mit den Bourbonen einen Machtzuwachs für das Haus Österreich. Maria Karolina und ihre Geschwister mussten ihren eigenen Willen dem Staatswohl unterordnen und Personen heiraten, die ihre Mutter für sie ausgesucht hatte. Die männlichen Abkömmlinge fanden sich in denen ihnen zugedachten Rollen erstaunlich gut zurecht. Die Töchter verhielten sich jedoch an den fremden Fürstenhöfen oftmals nicht so, wie es von ihnen erwartet wurde. Marie Antoinette von Frankreich wurde aufgrund ihres Verhaltens als Königin und ihres Schicksals in den Französischen Revolution zur berühmtesten Tochter Maria Theresias. Anders als Marie Antoinette erlangte ihre Schwester Maria Karolina nicht durch Verschwendungssucht und Skandale Berühmtheit, sondern durch ihr politisches Wirken und ihre Bemühungen im Kampf gegen die Französische Revolution und Napoleon.
Inhaltsverzeichnis
Kindheit als Tochter Maria Theresias
Maria Karolina (Caroline) Luise Josepha Johanna Antonia, Erzherzogin von Österreich und Prinzessin von Böhmen, Ungarn und der Toskana, wurde am 13. August 1752 als dreizehntes Kind und als zehnte Tochter von Kaiserin Maria Theresia von Österreich und ihrem Ehemann Franz I. Stephan von Lothringen in Wien geboren.
Die Erziehung basierte, wie bei ihren Geschwistern, den Erzherzoginnen und Erzherzogen, von Jugend an auf einem strengen Schulungsprogramm, das Kaiserin Maria Theresia von Österreich speziell für ihre Kinder ausgearbeitet hatte. Der Stundenplan beinhaltete Tanzstunden, Theateraufführungen, Geschichte, Malen, Rechtschreibung, Staatskunde, ein wenig Mathematik und das Erlernen von Fremdsprachen. Die Mädchen wurden zudem in Handarbeiten und in der Konversationslehre unterwiesen.
Maria Theresia und ihr Minister Kaunitz verfolgten das ehrgeizige Ziel, die politischen Beziehungen Österreichs zu anderen Staaten und die Stellung Österreichs in Europa zu verbessern. Verwandtschaftliche Bindungen zogen oft eine Stärkung des außenpolitischen Einflusses nach sich und daher entwickelte Maria Theresia schon früh Heiratespläne für ihre 14 überlebenden Kinder. In ständiger Angst vor Friedrich II. von Preußen konzentrierte sie sich im Rahmen dieser Eheplanungen vor allem auf die Erweiterung der familiären Verbindungen zu den damals in Frankreich, Spanien, Neapel-Sizilien und Parma regierenden Bourbonen und erhoffte sich daraus eine verbesserte Kommunikation zwischen den Habsburgern und den Bourbonen.
Die für eine Ehe mit König Ferdinand I. von Neapel-Sizilien vorgesehenen Erzherzoginnen Johanna Gabriela von Österreich und ihre Schwester Erzherzogin Maria Josepha starben beide an den Pocken, sodass Erzherzogin Maria Karolina ihren Platz als Braut von Ferdinand IV. einnehmen musste.
Maria Karolina wurde von ihren Zeitgenossen, ihrer Erzieherin Judith von Brandis und von ihrer eigenen Mutter, die die Charaktereigenschaften ihrer Kinder genau dokumentierte, als rebellisch und wild beschrieben. In den zahlreichen erhaltenen Verhaltensvorschriften, die Maria Theresia für jedes einzelne Kind verfasste, gibt die Mutter ihrer ungehorsamen Tochter folgenden Rat:
- „Ich kann diese Ungezogenheit von Dir nicht vergessen und werde Dir nie verzeihen. Deine Stimme und Deine Sprache sind ohnedies schon unangenehm genug. Du darfst deine Stimme niemals erheben. Du musst deinen Geist beschäftigen, denn das wird Dich davon abhalten unpassende Bemerkungen zu machen.“
Die Sorge von Maria Theresia über das Verhalten von Maria Karolina war nicht unbegründet, da Neapel-Sizilien große Erwartungen in ihre neue Königin setzte und sich von ihr ein politisches und wirtschaftliches Wunder für das Land erhoffte. So schrieb ein österreichischer Diplomat vor der geplanten Hochzeit folgendes:
- „Die neapolitanische Partei wünscht nichts sehnlicher, als dass Ihre Majestät, die zukünftige Königin, sich der Regierung, da es des Königs Majestät an dem Willen, als auch an der Fähigkeit fehlet, annehmen und mithin der gänzlichen Zugrunderichtung dieser in so elenden Umständen sich befindlichen Länder zuvorkommen möchte."
Maria Karolina, die ihrer Mutter in vieler Hinsicht sehr ähnlich war, lehnte sich gegen ihre Erzieherin Gräfin von Brandis auf und setzte bei ihrer Mutter durch, dass sie als Erzieherin Frau von Lerchenfeld bekam, welche bedeutend besser auf das temperamentvolle Mädchen einzugehen verstand und diese in jeder Hinsicht förderte. Als festgelegt wurde, dass sie Ferdinand von Neapel-Sizilien heiraten sollte, wurde versucht, der Fünfzehnjährigen in aller Eile alle für eine Königin wichtigen politischen und diplomatischen Strategien einzutrichtern.[1]
Leben am Neapolitanischen Hof
Das Herrschaftsgebiet Neapel-Sizilien setzte sich aus den Königreich Neapel und dem Königreich Sizilien zusammen. Die beiden Königreiche wurden aber von einem Monarchen gemeinsam regiert. Ferdinand I. von Neapel-Sizilien war folglich König Ferdinand IV. von Bourbon-Neapel und zugleich Ferdinand III. von Bourbon-Sizilien. Erst am 8. Dezember 1816 vereinigte er die getrennten Königreiche zum Königreich beider Sizilien und nannte sich ab der Verschmelzung der Monarchien Ferdinand I., König beider Sizilien. Die Länder Neapel und Sizilien liegen beide im Mittelmeer und wie heute noch herrschten in beiden Regionen aufgrund des Mittelmeerklimas hohe Temperaturen, Wasserarmut und Dürre.
Die Trauung per procurationem zwischen Erzherzogin Maria Karolina von Österreich und König Ferdinand I. von Neapel-Sizilien fand am 7. April 1768 in der Augustinerkirche in Wien statt, wobei ihr Bruder Ferdinand die Stelle des Bräutigams einnahm. Kurz vor der Abreise nach Italien gab Maria Theresia ihrer Tochter folgenden Rat: Eine andere Mutter würde Dich anfeuern, nach Teilnahme an den Geschäften zu streben; ich aber kenn allzusehr ihre Last und die damit verbundene Gefahr, um Dich dahinein ziehen zu wollen. Nichts darf ohne die Zustimmung und Billigung des Königs geschehen. Selbst wenn er Dich an seiner Regierung teilnehmen lassen, Dich in die Geschäfte einweihen, Dich zu Rate ziehen will, darfst Du es niemals nach außen hin zeigen. Ihm laß vor der ganzen Welt die Ehre und begnüge Dich mit seinem Vertrauen."Nach Aufenthalten in Trient, Rovereto, Venedig, Modena, Bologna und Florenz erreichte die junge Königin am 11. Mai 1768 das Herrschaftsgebiet ihres Mannes und musste sich von ihrem österreichischen Hofstaat trennen. Am 12. Mai 1768 fand schließlich die Hochzeit des Paares im Palast von Caserta statt.
Während der Flitterwochen traten erste ernsthafte Differenzen zwischen den Eheleuten auf, die sich im Laufe der Jahre noch vertiefen sollten. Im Gegensatz zu seiner Frau, die gewissenhaft auf ihre Rolle als zukünftige Königin und Mutter zahlreicher Kinder vorbereitet worden war, war Ferdinand nie in den Genuss einer umfassenden Bildung gekommen und fand Gefallen an der Jagd, Streichen und maßlosem Essen. Die zunächst unglückliche Verbindung hatte zur Folge, dass die Ehe vier Jahre lang kinderlos blieb und erst im Jahre 1772 das erste Kind geboren wurde. Maria Karolina und Ferdinand verband zwar niemals ein Liebesverhältnis, doch lernten sie mit der Zeit ihr gemeinsames Schicksal zu akzeptieren und eine Vertrauensbeziehung zueinander aufzubauen, die für beide Partner vorteilhaft war. Maria Karolina brachte schließlich zwischen 1772 und 1793 18 Kinder zur Welt.
Maria Karolina als Politikerin
Einfluss auf die Regierung von Neapel-Sizilien
Obwohl Maria Karolina sich nur schwer an das Eheleben und die Situation am neapolitanischen Hof gewöhnte, begann sie schon sehr bald die Lage in Neapel und Sizilien zu analysieren und die Wirtschaft und Politik des Landes nach Schwachstellen zu untersuchen. Das Volk von Neapel-Sizilien litt unter Armut und der Dominanz von Adel und Klerus. Zudem hatte die Politik des spanienfreundlichen Ministers Bernardo Tanucci eine schlechte wirtschaftliche Lage und eine hohe Verschuldung im ganzen Land zur Folge. König Ferdinand I. von Neapel-Sizilien war zu schwach, um sich vom politischen Einfluss seines Vaters, König Karl III. von Spanien, zu befreien und eigenständig die Regentschaft über Neapel-Sizilien zu übernehmen. So wurde das Land mehr und mehr zugunsten Spaniens ausgebeutet.
Maria Karolina versuchte die Eigenständigkeit von Neapel-Sizilien zu fördern und seine Abhängigkeit von Spanien zu mindern, indem sie immer mehr Einfluss auf Ferdinand I. von Neapel-Sizilien und seine Regierung nahm. Hinsichtlich der Führung der Regierungsgeschäfte zeigten sich im Wesen von Maria Karolina zwei Charaktereigenschaften, die sie von ihrer Mutter Maria Theresia geerbt hatte: Hohe Intelligenz und Ehrgeiz. Maria Theresia bezeichnete Maria Karolina hinsichtlich ihrer Charaktereigenschaften selbst einmal als jene Tochter, die ihr am ähnlichsten sei. Anders als ihre Schwester, Marie Antoinette von Frankreich, war die Königin von Neapel-Sizilien an der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung ihres Königreichs interessiert und versuchte diese gezielt zu fördern.
Nach der Geburt ihres Sohnes Francesco I. Gennaro, dem zukünftigen König, wurde der Einfluss von Maria Karolina auf ihren Gemahl so stark, dass sie den Platz von Bernardo Tanucci im Kronrat einnahm und dort in wichtigen politischen Fragen mitbestimmen konnte. Im Jahre 1784 wurde der Engländer John Acton vom Marineminister zum ersten Minister des Landes erhoben. In den folgenden Jahren verbesserte sich die wirtschaftliche und politische Lage. Zudem konnte die Dominanz des Adels und des Klerus und folglich die Armut der Menschen durch Reformen reduziert werden. Die ehrgeizige Königin schuf sich durch ihre Einflussnahme in die Politik nicht nur Freunde, sondern erweckte auch das Misstrauen von Spanien, Frankreich und später auch England und wurde von Napoleon einmal als die gefährlichste Frau Europas bezeichnet.
Kampf gegen die Französische Revolution und Napoleon
Auswirkungen der Französischen Revolution
Als die Französische Revolution ausbrach, befürchtete Maria Karolina aufgrund der großen Armut des Volkes eine Revolution im eigenen Land. Die Sympathien, die sie vor der Revolution für die Jakobiner gehegt hatte, verwandelten sich nach der Ermordung ihrer Schwester Marie Antoinette und ihrer Schwagers Ludwig XVI. von Frankreich im Jahre 1793 in Hass und Abneigung gegen das neuen Regime in Frankreich. Aus diesem Grund trat sie im Jahre 1793 der ersten Koalition gegen Frankreich bei, der auch England, Österreich, Preußen, Holland, Sardinien und Portugal angehörten. In einem Brief an ihren Neffen (und damals auch Schwiegersohn), Kaiser Franz I. von Österreich schrieb sie:
- „Niemals werde ich, das schwöre ich, das Schicksal meiner Schwester Marie Antoinette erleiden. Dann wäre ich im äußersten Fall entschlossen, meine sieben Kinder ins Meer zu werfen und ihnen nachzustürzen. Ich will keinenfalls die Beute dieser Halunken werden, noch irgend jemand um Mitleid anbetteln.“
Die französische Revolution löste im Königreich Neapel-Sizilien zwar keinen bedeuteten Volksaufstand aus, doch förderte sie die Bildung von republikanischen Gemeinschaften und heizte die antiroyalistische Stimmung im Land an. Die Lage in Europa schien sich zu entspannen, als die treibende Kraft der Revolution, Robespierre, gestürzt wurde. Nach den ersten Schrecken der Französischen Revolution wurde Maria Karolina mit einer neuen Gefahr konfrontiert, die von General Napoléon ausging. Bonaparte hatte im Jahre 1795 als Belohnung für die Niederschlagung eines royalistischen Aufstandes in Paris den Oberbefehl über die französischen Truppen in Italien erhalten. Nach der Annexion von Nizza und Savoyen und der Vertreibung der Königsfamilien aus der Lombardei und der Toskana, näherten sich seine Truppen der Südspitze Italiens. Maria Karolina war sich der Folgen bewusst, die ein Krieg zwischen der schlecht organisierten neapolitanischen Armee und der gut ausgerüsteten französischen Streitmacht nach sich ziehen würde und willigte schließlich in einen Sonderfrieden mit Frankreich am 10. Oktober 1797 ein.
Erste Flucht und Bildung der Parthenopäischen Republik
Napoléon richtete sein Auge auf Neapel-Sizilien, da er das Herrschaftsgebiet im Mittelmeer als eine vorteilhafte strategische Position ansah. Im Jahre 1798 entschied sich das Königspaar von Neapel-Sizilien vorsorglich, der zweiten Koalition gegen Frankreich beizutreten. Im November des gleichen Jahres drang eine neapolitanische Armee bis nach Rom vor und wurde von den Franzosen vernichtend geschlagen. Inzwischen war Napoléons Flotte vor der ägyptischen Küste in der Seeschlacht bei Abukir (1. August 1798) durch den englischen Admiral Horatio Nelson entscheidend besiegt worden. Dem französischen General Championnet gelang es dafür rasch, im Jänner 1799 Neapel zu besetzen und die königliche Familie nach Sizilien zu vertreiben. Im sizilianischen Exil verfolgte Maria Karolina die politischen Entwicklungen in Neapel.
Am 24. Januar 1799 wurde in Neapel die Parthenopäische Republik durch die französischen Truppen unter Führung von General Championnet ausgerufen. Parthenope war ein alter Name für Neapel und sollte die wiedergewonnene Freiheit des neapolitanischen Volkes ausdrücken. Während der republikanischen Periode wurde ein Regierung installiert, Ercole D'Agnese zum Präsidenten gewählt, die Pressefreiheit ausgerufen und zukünftige Reformen vorbereitet. Die junge Republik wurde zunehmend von der königlichen Armee, den Sanfedisti, unter der Führung von Kardinal Fabrizio Ruffo attackiert und endete nach einer Dauer von 6 Monaten am 21. Juni 1799 nach dem Einmarsch der königlichen Armee in Neapel. Der Zusammenbruch der Republik war großteils der englischen Flotte zu verdanken, die die königliche Armee mit Waffen versorgt hatte und den Aufstand des neapolitanischen Volkes blutig niederschlug. Wiederum war es also Admiral Nelson im Sommer 1799 gelungen, Neapel-Sizilien von den Franzosen zu befreien und dem Königspaar den Thron zu sichern. Admiral Nelson wurde in den folgenden Jahren ein wichtiger Ratgeber des königlichen Paares und Maria Karolina fand in Emma Hamilton, der Geliebten Nelsons, eine enge Freundin.
Im Juni 1800 reiste Maria Karolina mit ihren drei unverheirateten Töchtern, ihrem jüngeren Sohn Leopold und in Begleitung des abberufenen Diplomatenehepaares Emma und William Hamilton sowie Nelsons über Livorno, Florenz, Triest und Laibach nach Wien, wo sie zwei Monate später ankam. Im Rahmen von Heiratsverhandlungen blieb Maria Karolina zwei Jahre lang in Wien und versuchte ihre zahlreichen Kinder vorteilhaft zu verheiraten. Im Familienkreis verbrachte sie die meiste Zeit mit ihrer Lieblingsenkelin, Marie Louise von Österreich, der späteren Ehefrau ihres Erzfeindes Napoléon.
Zweite Flucht und Leben im Exil
Nach dem Aufenthalt in Wien kehrte sie am 17. August 1802 wieder nach Neapel zurück. Die europäischen Staaten verfolgten die Machtzuwächse von Napeoléon, die mit der Kaiserkrönung Napoléons am 18. Mai 1804 ihren Höhepunkt erreichten, mit Sorge. Im Jahre 1805 erweckte Italien wieder das Interesse Napeoléons und er krönte sich mit einer Krone mit der Inschrift Rex totius Italiae selbst. Von nun an überschlugen sich die Ereignisse und Maria Karolina wurde von der Nachricht der Niederlage Österreichs am 2. Dezember 1805 bei Austerlitz gegen die Franzosen überrascht.
Napoléon zögerte keine Sekunde nun auch Neapel zu erobern und zuerst seinen Bruder Joseph Bonaparte und vier Jahre später seinen Schwager Joachim Murat auf den Thron von Neapel zu setzen. Die königliche Familie war gezwungen, im Februar 1806 nach Sizilien zu flüchten. Die Flüchtlinge waren in ihrem Exil auf die Hilfe Englands angewiesen, das nach dem Tod von Admiral Nelson in der Schlacht von Trafalgar mehr und mehr eine Abneigung gegen Maria Karolina entwickelte und sie schließlich im Jahre 1813 nach der Abdankung Ferdinands I. von Neapel-Sizilien zugunsten seines Sohnes Francesco I. Gennaro aufforderte, Sizilien zu verlassen und zu ihrer Familie nach Wien zurückzukehren.
Noch auf der Reise erreichte sie die Mitteilung über die Niederlage Napoléons in der Völkerschlacht bei Leipzig am 19. Oktober 1813. Nach einer längeren Reise über Konstantinopel, Odessa, Lemberg und Budapest erreichte Maria Karolina schließlich im Januar 1814 Wien, wo sie sich bei Fürst Metternich und ihrem Neffen Franz I. von Österreich für die Wiedererlangung des neapolitanischen Thrones einsetzte. Maria Karolina starb aber am 8. September an den Folgen eines Schlaganfalls und erlebte die endgültige Verbannung Napoléons auf die Insel Sankt Helena und die Rückgabe des Thrones an ihren Sohn Francesco I. im Rahmen des Wiener Kongresses nicht mehr. Ihre Kammerfrau fand die Königin inmitten einem Meer von Briefen tot auf dem Boden liegend. Sie liegt in der Kapuzinergruft begraben.
Kritik
Die Meinungen der Historiker über die Bedeutung von Maria Karolina von Österreich für die Geschichte Europas sind gespalten. Schon zu Lebzeiten war Maria Karolina ein Angriffspunkt für Aggressionen, die vor allem auf Informationen in französischen und spanischen Flugblättern basierten. Karl III. beschuldigte seine Schwiegertochter, die Beziehungen zwischen Spanien und Neapel-Sizilien mit Absicht zerschnitten zu haben, um sich ungestört Vergnügungen und Liebhabern zu widmen und das Land in den Ruin zu treiben. Der König streute diese Verdächtigungen bewusst, um Maria Karolina des Thrones zu berauben und den Einfluss auf seinen schwachen Sohn Ferdinand I. von Neapel-Sizilien wiederherzustellen und damit die Regierung zugunsten Spaniens zu formen. Auch seitens Frankreichs war Maria Karolina Verleumdungen und Intrigen ausgesetzt, die das Gefühlsleben und die Neigungen der Königin zum Inhalt hatten und die auch noch Jahre nach dem Tod der Königin in seriöser Literatur auftauchten.
Die moderne Geschichtsschreibung ist sich heute großteils einig, dass Maria Karolina nur zum Wohle Neapel-Siziliens gehandelt hat und sich durch dieses Verhalten viele Feinde schuf, die während der Regierungszeit von Ferdinand I. von Neapel-Sizilien zahlreiche Vorteile genossen hatten. Ihr einziger Fehler war, dass sie zwar intelligent und politisch begabt war, aber es ihr an diplomatischen Fähigkeiten und Geduld fehlte. In dieser Hinsicht ähnelte sie stark ihrem Bruder, Joseph II. von Österreich, der sich über den Rat seiner Mutter hinwegsetzte und seine Reformen so schnell wie möglich realisieren wollte, ohne die Folgen zu bedenken. Maria Karolina wurde von Horatio Nelson als die einzige wahre Tochter von Maria Theresia bezeichnet und sie war tatsächlich der einzige weibliche Abkömmling, der die politische Begabung ihrer Mutter im eigenen Königreich weiterführen wollte.
Nachkommen
- Maria Theresa (* 6. Juni 1772; † 13. April 1807) ∞ mit Kaiser Franz II.
- Maria L(o)uisa (* 27. Juli 1773; † 19. September 1802) ∞ mit Großherzog Ferdinand III. von Toskana
- Carlo Tito (* 6. Januar 1775; † 17. Dezember 1778), Prinz von Kalabrien
- Maria Anna (* 23. November 1775; † 22. Februar 1780), Prinzessin von Spanien
- Francesco I. Gennaro (* 20. August 1777; † 8. November 1830), König von Sizilien
- Maria Cristina Amelie (* 17. Januar 1779; † 12. März 1849) ∞ mit König Carlo Felice I. von Piemont-Sardinien
- Maria Amelie (* 17. Januar 1779; † 26. Februar 1783), Prinzessin von Spanien
- Carlo Gennaro (* 12. April 1780; † 1. Januar 1789), Prinz von Spanien
- Giuseppe Carlo (* 18. Juni 1781; † 19. Februar 1783), Prinz von Spanien
- Maria Amalia Theresa (* 26. April 1782; † 24. März 1866) ∞ mit Ludwig Philipp von Frankreich
- Maria Cristina, (*/† 19. Juli 1783), Prinzessin von Spanien
- Maria Antonietta (* 14. Dezember 1784; † 21. Mai 1806) ∞ mit König Ferdinand VII. von Spanien
- Maria Clothilda (* 18. Februar 1786; † 10. September 1792), Prinzessin von Spanien
- Maria Henrietta (* 31. Juli 1787; † 20. September 1792), Prinzessin von Spanien
- Carlo Gennaro (* 26. August 1788; † 1. Februar 1789), Prinz von Spanien
- Leopoldo Giovanni (* 2. Juli 1790; † 10. März 1851), Herzog von Salerno
- Alberto Maria (* 2. Mai 1792; † 26. Dezember 1798), Prinz von Spanien
- Maria Isabella (* 2. Dezember 1793; † 23. April 1801), Prinzessin von Spanien
Literatur
- Thea Leitner: Habsburgs verkaufte Töchter, Piper, 1994, ISBN 3-492-21827-X
- Brigitte Hamann: Die Habsburger - Ein biographisches Lexikon, Ueberreuter Verlag, Wien 1988
- Richard Reifenscheid: Die Habsburger in Lebensbildern - Von Rudolf I. bis Karl I., Verlag Styria, Graz 1982
- Egon Caesar Conte Corti: Ich, eine Tochter Maria Theresias. Ein Lebensbild der Königin Marie Karoline von Neapel, München, Bruckmann, 1950.
- Ursula Tamussino, Des Teufels Großmutter, 1991.
- Friedrich Weissensteiner, Die Töchter Maria Theresias, Kremayer & Scheriau, 1991
Einzelnachweise
- ↑ Sigrid-Maria Größing: AEIOU, Amaltheaverlag, 2007, ISBN 3-85002-633-7
Weblinks
- http://www.royaltyguide.nl/families/bourbon/bbsicilie1.htm
- http://www.royaltyguide.nl/families/habsburg/hbllothringen.htm
- http://worldroots.com/brigitte/famous/m/mariaaustriaanc1752.htm
- http://www.encyclopedia.com/html/M/MarieC1ar.asp
- http://freepages.genealogy.rootsweb.com/~jamesdow/s023/f002281.htm
- http://www.ladyreading.net/marieantoinette/det4-en.html
- http://www.realcasadiborbone.it/ita/archiviostorico/cs_05.htm
- http://www.ceiberweiber.at/ownpages/history/frauenumnapoleon.htm
- http://www.repubblicanapoletana.it/suntoing.htm
- http://www.repubblicanapoletana.it/carolina.htm
- http://www.geocities.com/naciones_unidas_habsburgo/carolina.jpg
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