Marmite (Lebensmittel)

Marmite (Lebensmittel)
Marmite

Marmite ist der Markenname für eine 1902 in Großbritannien erfundene vegetarische Würzpaste, die sich insbesondere im englischsprachigen Raum bis heute ungebrochener Beliebtheit vor allem als Brotaufstrich erfreut. Die Marke gehört heute zum Konzern Unilever.

Das Aromakonzentrat hat einen hochintensiven Hefegeschmack mit einem Hauch von Fleischaroma und wird hauptsächlich als Brotaufstrich verwendet, der hauchdünn und damit sehr sparsam aufgetragen wird. Darüber hinaus wird es zur Verfeinerung von Suppen und Schmorgerichten angewendet, manche genießen die Paste auch mit heißem Wasser aufgegossen als Bouillon. Marmite wird in England mit der Kampagne „Love it or hate it“ (Liebe es oder hasse es) vertrieben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Französischen bezeichnet marmite einen großen, bedeckten Kochtopf aus Steingut oder Metall. Ein solcher findet sich deshalb auch im Logo des Produkts und auch die Form der Gefäße – ursprünglich noch irden, heute jedoch aus Glas oder Plastik – erinnert noch an die altertümlichen Kochtöpfe.

Die Marmite Food Extract Company, deren Hauptprodukt Marmite war, wurde 1902, in Burton-upon-Trent, Staffordshire, England, gegründet. Das Produkt wurde ein solcher Verkaufsschlager, dass 1907 in Camberwell Green in London eine zweite Produktionsstätte aufgebaut werden konnte.

Da Marmite reich an B-Vitaminen ist, gilt es seit der Entdeckung der Vitamine 1912 als gesundheitsförderliches Nahrungskonzentrat. Aus diesem Grund, vor allem aber wohl auch um ein Heimatgefühl zu vermitteln, erhielten in den beiden Weltkriegen alle Soldaten des britischen Commonwealth das angeblich stärkende Hefekonzentrat. Das in Marmite enthaltene Thiamin (= Vitamin B1) sollte in den Tropen stationierte Truppen zudem vor Beriberi, einer durch Thiamin-Mangel verursachten Krankheit, schützen.

Rechts die Squeeze-Version von Marmite in Großbritannien

1990 wurde die Marmite Limited – mittlerweile ein Tochterunternehmen der Firma Bovril Limited – von der Firma CPC (United Kingdom) Limited aufgekauft. Diese änderte 1998 ihren Namen in Best Foods Inc, bevor sie 2000 schließlich von dem Großkonzern Unilever übernommen wurde, der heute Eigentümer der Marke Marmite ist.[1]

Im Jahr 2006 wurde in Großbritannien ein quetschbares Gefäß aus Kunststoff eingeführt, mit dem sich die Würzpaste einfacher und bequemer entnehmen lässt. Bei der Markteinführung des „Quetschbehälters“ wurde das „Marmite“-Logo durch die Worte „Squeeze me“ (eng.: „Drück mich“) ersetzt.

Auf der Herstellerseite gibt es einen eigenen Bereich für Menschen, die das Produkt hassen, sowie z. B. eine Kategorie „10 Möglichkeiten dein Sandwich mit Marmite zu ruinieren“.

Herstellung

Hauptbestandteil von Marmite ist Hefeextrakt, ein Würzaroma, das als Nebenprodukt bei verschiedenen lebensmitteltechnischen Prozessen anfällt. Für Marmite werden die beim Bierbrauen bei der alkoholischen Gärung anfallenden Hefekulturen verwendet. Diese setzen sich bei untergärigem Bier als sogenannte Drusen oder Geläger ab, bei obergärigem Bier dagegen steigen die Hefen als Geest an die Oberfläche. Der Satz aus den noch lebenden oder schon toten Hefezellen wird gesammelt und durch Autolyse aufgeschlossen. Hierbei wird Zellsaft freigesetzt, der reich an Proteinen ist. Diese werden durch enzymatische Einwirkung weiter in ihre Aminosäuren zerlegt, die einen wesentlichen Anteil am typischen Geschmack der Würze haben und teilweise, wie z. B. die Glutaminsäure auch als Geschmacksverstärker wirken. Der anfänglich flüssige Extrakt wird im weiteren Verlauf aufkonzentriert, mehrfach gefiltert und von Bitterstoffen befreit - im Prinzip nach einem Verfahren, das zuvor schon von Justus von Liebig[2] entdeckt wurde.

Weitere Zutaten, deren genaue Zusammensetzung jedoch Firmengeheimnis ist, sind Salz, Pflanzenextrakte und Gewürze. Obwohl Hefeextrakt reich an verschiedenen Vitaminen der B-Reihe ist, werden dem Produkt zusätzlich noch Thiamin (früher Vitamin B1), Nicotinsäure (früher Vitamin B5), Riboflavin (Vitamin B2), Folsäure und Cobalamin (Vitamin B12) zugesetzt. Letzteres kommt natürlicherweise in Hefeextrakt nicht vor und wird erst im Verlauf des Herstellungsprozesses zugefügt.

Inhaltsstoffe

in 100 g in 4 g (Gebrauchsmenge)
Energiewert 929 kJ (219 kcal) 37 kJ (8,8 kcal)
Proteine 38,4 g 1,5 g
Kohlenhydrate 19,2 g 0,8 g
davon Zucker 0,5 g Spurenanteile
Fett 0,1 g Spurenanteile
davon gesättigt Spurenanteile Spurenanteile
Ballaststoffe 3,1 g 0,1 g
Natriumchlorid 4,3 g 0,2 g
Thiamin 5,8 mg (414 %) 0,23 mg (16,6 %)
Riboflavin 7,0 mg (438 %) 0,28 mg (17,5 %)
Niacin 160,0 mg (889 %) 6,4 mg (35,6 %)
Folsäure 2500 µg (1250 %) 100,0 µg (50 %)
Vitamin B12 15,0 µg (500 %) 0,6 µg (20 %)

(%)= Tagesbedarf (RDA=Recommended Daily Allowance)

Sonstiges

Einem hartnäckigen modernen Mythos zufolge schützt der Verzehr von Marmite (oder anderen Vitamin B-reichen Produkten) vor Stechmücken,[3][4][5] da die Haut angeblich einen für Menschen nicht wahrnehmbaren, aber für Mücken unangenehmen Geruch abgeben soll. Aus diesem Grund führen einige britische Reisende in den Tropen Marmite zum Verzehr mit sich, obwohl es keinerlei wissenschaftliche Grundlage für die vorgebliche Schutzwirkung von Hefeextrakten gibt.[6]

Siehe auch

Quellen

  1. The Marmite Story
  2. Liebig und die Ernährung (Kapitel 3: Praktische Ernährung)
  3. Urban Legend (I)
  4. Urban Legend (II)
  5. Urban Legend (III)
  6. Ives, A. R. et al.: Testing vitamin B as a home remedy against mosquitoes, In: J Am Mosq Control Assoc., Juni 2005, Bnd.: 21, S. 213-217

Weblinks

 Commons: Marmite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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