- Max-Planck-Institut für Hirnforschung
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Max-Planck-Institut für Hirnforschung
Das neue Gebäude des MPI auf dem Campus Riedberg in Frankfurt (Architekturzeichnung)Kategorie: Forschungseinrichtung Träger: Max-Planck-Gesellschaft Rechtsform des Trägers: Eingetragener Verein Sitz des Trägers: München Standort der Einrichtung: Frankfurt am Main Art der Forschung: Grundlagenforschung Fächer: Naturwissenschaften Fachgebiete: Humanmedizin, Hirnforschung Grundfinanzierung: Bund (50%), Länder (50%) Leitung: Gilles Laurent (Geschäftsführender Direktor) Mitarbeiter: ca. 170 Homepage: www.brain.mpg.de/ Das Max-Planck-Institut für Hirnforschung ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung unter der Trägerschaft der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und hat seinen Sitz in Frankfurt am Main. Das Institut betreibt in erster Linie Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Hirnforschung.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Institut wurde 1914 als Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung in Berlin-Buch gegründet. Es ist die Fortführung der 1898 von Oskar Vogt gegründeten Neurologischen Zentralstation.
Wissenschaftler des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Hirnforschung nutzten zwischen 1940 und 1945 das nationalsozialistische "Euthanasie"-Programm, um Gehirne von ermordeten Geisteskranken zu untersuchen. Rund 700 Gehirne von Euthanasie-Opfern gelangten vor allem über Julius Hallervorden und Hugo Spatz in die Sammlungen des Instituts [1]. Hallervorden war neben seiner Funktion als KWI-Direktor auch Prosektor der psychiatrischen Landesanstalt Görden, in der "Euthanasie"-Morde durchgeführt wurden.
Recherchen des Journalisten Götz Aly belegten in den 1980er-Jahren diese Herkunft der "Sammlung Hallervorden". Da nicht klar war, welche Präparate von "Euthanasie"-Opfern stammten und welche von Patienten, die eines natürlichen Todes gestorben waren, wurde entschieden, alle Hirnschnitte, die während der NS-Zeit (1933-1945) angefertigt worden waren, zu bestatten. [2] Die Präparate, die teilweise im Besitz der Universität Frankfurt waren, wurden im Jahr 1990 auf dem Waldfriedhof München bestattet. Auf dem Waldfriedhof erinnert ein Gedenkstein an die Opfer.
Nach der kriegsbedingten Verlegung des Instituts aus Berlin-Buch in den Jahren 1944/45 wurden die Abteilungen zunächst nach Dillenburg, Göttingen, Bochum-Langendreer und Schleswig verlagert und 1948 von der Max-Planck-Gesellschaft übernommen.
Im Jahr 1962 erfolgte der Neubau des Instituts in Frankfurt-Niederrad.
Forschung
Das Institut beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Funktion von Schaltkreisen im Gehirn. Es umfasst derzeit zwei wissenschaftliche Abteilungen (Erin Schuman und Gilles Laurent), eine Emeritus-Gruppe (Wolf Singer), sowie mehrere kleinere Forschungseinheiten. Nach der Fertigstellung eines neuen Institutsgebäudes im Jahr 2012 werden zwei weitere wissenschaftliche Abteilungen hinzukommen. Das gemeinsame Ziel der Forschung am Institut ist ein mechanistisches Verständnis der Nervenzellen und Synapsen: der strukturellen und funktionellen Schaltkreise, die sie bilden, der „Rechenregeln“, nach denen sie arbeiten, und letztlich ihrer Rolle bei Wahrnehmung und Verhalten. Die experimentellen Ansätze umfassen alle Ebenen, die für dieses Verständnis erforderlich sind - von lokalen molekularen Netzwerken in einzelnen Nervenzell-Dendriten bis hin zu Netzwerken interagierender Hirnareale. Dazu gehören interdisziplinäre Analysen auf molekularer, zellulärer, multizellulärer, Netzwerk- und Verhaltensebene, die oft mit theoretischen Ansätzen kombiniert werden.
Bekannte Mitarbeiter
Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung:
- Julius Hallervorden, deutscher Arzt und Hirnforscher
- Hugo Spatz, deutscher Neuropathologe, Nachfolger von Oskar Vogt als Direktor
- Nikolai Timofejew-Ressowski, russischer Genetiker
- Cécile Vogt, Wegbereiterin für Frauen in der Wissenschaft
Max-Planck-Institut für Hirnforschung:
- Wolf Singer, mehrfach ausgezeichneter Hirnforscher
- Heinz Wässle, international anerkannter Wissenschaftler
- Klaus-Joachim Zülch, deutscher Neurowissenschaftler
Infrastruktur
Das Institut wird von einem regelmäßig wechselnden Geschäftsführender Direktor geleitet.
Ende 2006 waren insgesamt 172 Mitarbeiter am Institut tätig, darunter 49 Wissenschaftler und 49 Nachwuchswissenschaftler; dazu kommen im Berichtsjahr 21 Drittmittelbeschäftigte und 28 Gastwissenschaftler.
Literatur
- Helga Satzinger: Max-Planck-Institut für Hirnforschung : Berlin - Frankfurt, in: Denkorte : Max-Planck-Gesellschaft und Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft : Brüche und Kontinuitäten 1911-2011 (Hrsg. Peter Gruss und Reinhard Rürup unter Mitwirkung von Susanne Kiewitz), Sandstein-Verlag, Dresden 2011, ISBN 978-3-942422-01-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ http://www.mpiwg-berlin.mpg.de/KWG/Ergebnisse/Ergebnisse1.pdf Hans-Walter Schmuhl: Hirnforschung und Krankenmord. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung zwischen 1937 und 1945. Schmuhl nennt die Zahl von 707 Gehirnen, die - nach Arbeiten von Jürgen Peiffer - von Euthanasie-Opfern stammen.
- ↑ Max-Planck-Spiegel 3/1990 (Zeitschrift der Max-Planck-Gesellschaft)
50.0935088.652055Koordinaten: 50° 5′ 36,6″ N, 8° 39′ 7,4″ OKategorien:- Naturwissenschaftliches Forschungsinstitut
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