Medler

Medler

Nikolaus Medler (* 15. Oktober 1502 in Hof; † 24. August 1551 in Bernburg) war ein lutherischer Theologe und Reformator sowie Mathematiklehrer.

Leben

Der als Sohn eines Tuchmachers geborene Medler besuchte in seinem Heimatort Hof und in Freiberg die Schule. Vermutlich schrieb er sich in der Universität Erfurt ein, bevor er am 10. Januar 1522 an die Universität Wittenberg wechselte, um Mathematik zu studieren. Als Mathematiklehrer erhielt er eine Anstellung in Arnstadt und Hof, 1524 wurde er Schulleiter in Eger. Da er in seinen Schulansprachen die lutherische Idee vertrat, wurde er dort 1527 aus dem Schuldienst entlassen.

Er kehrte in seine Heimatstadt zurück und wirkte dort als Lehrer und Prediger. Aufgrund seiner reformatorischen Überzeugung musste Medler aber auch Hof bald verlassen und wendete sich nach Wittenberg, wo er in eine Diakonstelle eintrat. Medler setzte an der Universität Wittenberg seine Studien fort, erwarb 1532 den akademischen Grad des Magisters und promovierte 1535 zum Doktor der Theologie. Das Thema lautete „De lege et fide“, die Prüfungskommision setzte sich aus Friedrich Myconius, Justus Menius und einer englischen Delegation unter Robert Barnes zusammen.

1536 übernahm Medler für acht Jahre das Pfarramt an der Wenzelskirche in Naumburg. Unter Billigung des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen trieb er hier die Reformation voran. Die dazu ausgearbeitete Kirchen- und Schulordnung war auf der Grundlage der Wittenberger Ordnung erarbeitet worden, enthielt oberdeutsche Elemente und wurde durch Martin Luther geprüft und bestätigt. Fortan übte er als Superintendent die Aufsicht über 32 Kirchen aus. Als guter Organisator und begnadeter Prediger wurde er öfter auch zu auswärtigem Dienst, vor allem bei der Reformation des albertinischen Herzogtums Sachsen, erbeten.

Als Prediger am Naumburger Dom zog man ihn auch bei der Vergabe des Bischofsstuhls in Betracht. Indes wurde die Stelle an Nikolaus von Amsdorf vergeben, der sich zumeist in Zeitz aufhielt. So blieb Medler – weil vor Ort präsent – weiterhin prägend für die kirchliche Entwicklung in Naumburg. Tatkräftig, wie er war, wuchsen dem Superintendenten viele Gegner. Auch mit dem neuen Bischof Amsdorf kam es zu Spannungen, in deren Folge Nikolaus Medler dann schließlich als Hofprediger in die Dienste der wegen ihrer lutherischen Überzeugung in die kursächsische Kleinstadt Prettin geflüchteten Brandenburgischen Kurfürstin Elisabeth wechselte – eine Anstellung, die wohl auf Vermittlung Luthers erfolgte.

Die Kurfürstin hatte 1536 bis zum Tode Luthers 1546 Zuflucht im einstigen Antoniterkloster Haus Lichtenbergk gefunden. 1545 wird Medler kurzzeitig als ihr Hofprediger benannt, womit er zugleich einer der Stadtpfarrstellen in Prettin einnahm. Dass er Elisabeth von Brandenburg nach Luthers Tod bei ihrer Rückkehr nach Brandenburg am 19. Mai 1546 an ihren Alterssitz in Spandau begleitete, ist eher unwahrscheinlich. Das Angebot Joachims II. von Brandenburg, eine Professur in Frankfurt (Oder) mit einem Jahresgehalt von 200 Gulden auf Lebenszeit zu übernehmen, schlug Medler nachweislich aus.

Medler ist 1546 als Superintendent in Braunschweig nachweisbar. Hier entwarf er eine neue Schulordnung und trat im theologischen Streitgespäch energisch im Sinne der Gnesiolutheraner auf. Aufsehen erregten seine Angriffe gegen das Augsburger Interim und die Leipziger Artikel, woraufhin er aus Braunschweig weichen musste.

Im April 1551 trat Medler dann eine Hofpredigerstelle in Bernburg beim Fürsten Wolfgang von Anhalt an. Jedoch traf ihn bei seiner ersten Predigt in Bernburg am 7. Juni 1551 der Schlag. Zur besseren Pflege nach Wittenberg in das Haus Georg Majors gebracht, erlitt er einen zweiten Schlaganfall. Mitte Juli ließ er sich nach Bernburg zurückbringen, wo er im Alter von 49 Jahren verstarb.

Literatur

  • Paul Tschackert: Medler, Nikolaus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 21, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 170.
  • Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche“, Leipzig 1904, Bd. 12 S. 492, 24, 82
  • Robert StupperichMedler, Nikolaus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, S. 603 f.
  • Inge Mager: Medler, Nikolaus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 1150–1153.
  • Holstein: „Dr. Nikolaus Medler und die Reformation in Naumburg“, (Zeitung für preußische Geschichte 1867, Teil 4, Seite 271)
  • Köster: Beiträge zur Refeformationsgeschichte, in Zeitschrift für Kirchengeschichte (ZKG), Jg. 22, 1901, S. 612
  • O. Albrecht: Mitteilungen aus den Akten der Naumburger Reformationsgeschichte, in Theologische Studien und Kritiken (ThStKr), Jg. 77, 1904, S. 32
  • Autorenkollegium: Nikolaus Medler (1502–1551) Reformator - Pädagoge - Mathematiker, Nordostoberfränkischer Verein für Natur-, Geschichts- und Landeskunde, Hof (Saale), 2003, ISBN 3-928626-44-2
  • Pfarrbuch der Kirchenprovinz Sachsen, Bd. 6 Biogramme Me-P, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2006, S. 16 - ISBN 978-3-374-02138-3

Weblinks


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