Michael Sailstorfer

Michael Sailstorfer

Michael Sailstorfer (* 12. Januar 1979 in Velden (Vils)) ist ein deutscher Bildhauer sowie ein Installations- und Objektkünstler.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Leben

Michael Sailstorfer wuchs in Bayern als Sohn eines Bildhauers auf, besuchte schon früh mit seinem Vater Vernissagen und studierte von 1999 bis 2005 an der Akademie der Bildenden Künste München (unter anderem bei Nikolaus Gerhart und Olaf Metzel) sowie zwischenzeitlich am Goldsmith College der Londoner Universität (2003/2004). Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, so zum Beispiel 2001 den A.T. Kearney-Akademiepreis, 2002 den Preis der Darmstädter Sezession (Bereich Skulptur) und 2006/07 den Ars-Viva-Preis, sowie Stipendien der „Studienstiftung des deutschen Volkes“ (2003) und der Villa Aurora (2005).

Sailstorfer steht in der Liste „100 Köpfe von morgen“, auf der ausgewählte junge Menschen vorgestellt werden, denen wegen ihrer „Kreativität und Leistungsbereitschaft eine aussichtsreiche Zukunft“ prognostiziert wird. Sein Werk ist geprägt von gebauten Objekten und Installationen. Eines seiner Werke befindet sich in der „Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland“ in Bonn. Sailsdorfer lebt in Berlin.

Kunstschaffen

Sailstorfer begann seine künstlerische Tätigkeit mit ungewöhnlichen Skulpturen in freier Landschaft, fremdartigen temporären Gebilden, zum Beispiel eine Blechhütte aus zerschnittenen Wohnmobilen auf einer Wiese, von denen nur Fotos zeugen. „Wohnen mit Verkehrsanbindung“ heißt eine Installation, bei der er im bayrischen Landkreis Erding verschiedene Wartehäuschen an einer Buslinie mit Schlafzimmer- und anderen Wohnungseinrichtungsgegenständen ausgestattet hat. 2008 schuf er ein Video, das ein Wellblechhaus zeigt, das seine Wände wie aufgeblasen ausdehnt und zu zersprengen scheint, dann aber immer wieder in sich zusammensackt. Von Ausgangspunkten älterer Kunst ist kaum geprägt, weder inhaltlich noch formal. Er verwandelt „Objekte und entzieht ihnen den ursprünglichen Zweck. Dafür flößt er ihnen neues Leben ein und verleiht ihnen eine Seele. Mit der neuen Identität beginnt eine neue Geschichte. Spannend dabei ist immer wieder Michael Sailstorfers kabarettreife künstlerische Schöpfung der neuen Welten.“ [1]

Die Skulpturen des Bildhauers Sailstorfer überschreiten das körperlich Figürliche, sie breiten sich in weitere Dimensionen aus und erhalten durch Licht, Geräusche oder Geruch wuchernde Erweiterungen. Dabei faszinieren den Künstler Alltagsobjekte. Er „nimmt sich diese Gegenstände regelrecht vor, sie werden zerlegt, auseinander genommen, deformiert, adaptiert, neu zusammengesetzt und zu kraftvollen Installationen umgedeutet. Dabei ist sowohl der Raum, den sie einnehmen, als auch der Raum, der sie umgibt, von essenzieller Bedeutung.“ [2] Bekannt wurde er mit einer Arbeit aus dem Jahr 2005, bei der sich ein hängender Autoreifen vergeblich dreht, um fortzukommen, und dabei an einer Wand scheuert, so dass sich das Gummi langsam abreibt, wobei sich im Raum ein entsprechend stechender Geruch verbreitet. Er gab dem Werk den Titel „Zeit ist keine Autobahn“. Die Idee zu dieser Installation kam ihm in Japan beim Anblick eines Reifenlagers. „Enormer Energieaufwand verpufft geräuschvoll im Nichts – eine Kunstanstrengung in der Tradition von Sisyphus und Don Quixote, ein Schicksal, das uns mit der eigenen Lebenszeit und den eigenen Taten konfrontiert und mit absurder Komik gegen die Grenzen des Möglichen revoltiert.“ [3]

Im neuen Erweiterungsbau der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf installierte Sailstorfer im Jahre 2010 in der "Kleehalle" dreihundert Wolken aus Lkw-Schläuchen als temporäre Installation mit der Bezeichnung Clouds[4]

Zitat

  • „Ich möchte an einem Ort, der mir gefällt, veränderliche Skulpturen machen, die gleichzeitig auch funktionieren.“ [5]

Ausstellungen

Einzelausstellungen

Gruppenausstellungen

Literatur

Kataloge

  • Veit Görner, Martin Germann, Kristin Schrader, Philippe Van Cauteren, Thomas Caron, Ellen Seifermann (Hrsg.): Michael Sailstorfer: S. Texte: Martin Germann, Kristin Schrader, Thomas Caron, Ellen Seifermann, Birgit Sonna, Berlin 2011.
  • Matthias Ulrich und Max Hollein (Hrsg.): Michael Sailstorfer. 10 000 Steine. Deutsch und Englisch. König, Köln 2008, ISBN 978-3-86560-465-1.
  • Sailstorfer, Michael – Kraichtal. Texte: Nicolaus Schafhausen, Max Hollein. Ursula Blickle Stiftung, Kraichtal 2005.
  • Für immer war gestern. Michael Sailstorfer. Texte: Gioni Massimiliano, Michael Sailstorfer. Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg 2005, ISBN 3-936711-86-0.

Sekundärliteratur

  • Sandra Danicke: Stolz und Geschäftssinn der Urtlfinger. In: Frankfurter Rundschau vom 29. Mai 2008.
  • Dirk Grundmann: Farbjahr, Jahrbuch der Kunstakademien 2003. Düsseldorf, 2004, ISBN 3-9809475-0-5
  • Johann Fredrik Hartle: Von Bussen und Menschen. In: Katalog „WIR, HIER!“. Revolver, Frankfurt 2003.
  • Christian Huther: Kultur und Service. In: Frankfurter Neue Presse vom 27. Mai 2008.
  • Ronald Meyer-Arlt: Der große Budenzauber. In: Hannoversche Allgemeine vom 30. Mai 2008.
  • NN. Skulptur auf Abwegen. In: art. Das Kunstmagazin. Nr.12, 2006, ISSN 0173-2781.
  • Rudolf Schmitz: Michael Sailstorfer und Terence Koh in der Schirn. In: hr2-kultur Mikado am 28. Mai 2008.
  • Birgit Sonna: Der Überflieger. In: Süddeutsche Zeitung vom 8. Oktober 2002.
  • Julia Voss: Weiß gestrichen oder schmerzhafte Grenzerfahrung? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. Mai 2008.

Einzelnachweise

  1. Franz-Xaver Schlegel: Michael Sailstorfer – Welt mit Humor in Szene setzen. In: „kunsttermine.de“ am 1. Mai 2004. Verlag Reiner Brouwer, Stuttgart
  2. Matthias Ulrich auf der Schirn-Website zur Ausstellung 2008
  3. Dorothea Apovnik, zitiert aus der Presseinformation der Schirn vom 30. April 2008
  4. FAZ vom 10. Juli 2010 Seite31
  5. Zitiert aus „Der Überflieger“. In: „Süddeutsche Zeitung“ vom 8. Oktober 2002

Weblinks


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