- Villa Aurora
-
Die Villa Aurora war das Wohnhaus des Schriftstellers Lion Feuchtwanger und seiner Frau Marta im US-amerikanischen Exil. Sie steht in Los Angeles und dient seit 1995 als Künstlerresidenz und „deutsches Kulturdenkmal des Exils“.
Inhaltsverzeichnis
Die Villa Aurora
Die Villa Aurora wurde 1928 zusammen mit acht anderen Häusern in den Hügeln von Pacific Palisades am Paseo Miramar erbaut. Es war eine Mustervilla der New York Times, verkam aber dann später mit den anderen umgebenden Häusern. Der vorhergehende Besitzer, der auch der Miterbauer des Komplexes war, ging in den dreißiger-Jahren bankrott. Das Haus war zum Zeitpunkt, als es die Feuchtwangers kauften, sehr renovierungsbedürftig. Die Einnahmen von Die Brüder Lautensack waren gerade ausreichend, das Haus zu kaufen, für Möbel gab es vorerst kein Geld. Jedoch kaufte Feuchtwanger später noch zusätzliches Land um die Villa dazu, Martha begann den Garten zu gestalten. Vom Haus selbst hat man über die vorgelagerten Hügel einen direkten Blick auf den Pazifik, der wenige Meilen entfernt ist.
Die Villa ist ein einzigartiges Kulturdenkmal des deutschen Exils in Kalifornien. Das Wohnhaus von Lion und Marta Feuchtwanger in Los Angeles war in den 40er und 50er Jahren ein bekannter Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen, die vor dem Nazi-Regime aus Deutschland fliehen mussten. So wurde die Villa zu einem Begegnungszentrum für europäische und amerikanische Kultur. Diese Idee ist geblieben, auch heute ist der Kulturaustausch zwischen Deutschland und den USA eines der vorrangigen Ziele der Villa Aurora.[1]
Vom Wohnhaus der Feuchtwangers zur Künstlerresidenz
Nachdem Lion und Marta Feuchtwanger auf der Flucht vor dem NS-Regime 1941 die Ausreise in die USA gelang, ließen sie sich in Los Angeles nieder. Nach fünf verschiedenen Stationen zogen sie 1943 schließlich in die Villa Aurora.
Der Bezirk Pacific Palisades war ein beliebter Wohnort für deutschsprachige Emigranten. So wurde das Haus, obwohl es sehr abseits lag und keine Infrastruktur vorhanden war, ein beliebter Treffpunkt für deutschsprachige Emigranten, aber auch für amerikanische Freunde der Familie. Neben Thomas und Katia Mann, die in der Nachbarschaft wohnten, waren zahlreiche Künstler wie Bertolt Brecht, Charles Laughton und Charlie Chaplin zu Gast.[1]
Nach dem Tod von Lion Feuchtwanger 1958 übertrug Marta Feuchtwanger die Villa ein Jahr später der University of Southern California, die die laufenden Kosten übernahm. Einen der wertvollsten Teile der Villa bildete die Bibliothek mit mehr als 30.000 Bänden.[2][3]. Davon blieben 22.000 Bände in der Villa, 8.000 Bänder, der wertvollste Teil, ging an die University of Southern California. Marta Feuchtwanger bewohnte die Villa bis zu ihrem Tod im Jahr 1987. Als sich nach Marta Feuchtwangers Tod abzeichnete, dass die Universität die geerbte Villa verkaufen wollte, benachrichtigte Professor Harold von Hofe den Feuchtwanger-Biographen Volker Skierka über dieses Vorhaben. Dieser startete eine politische Initiative zur Erhaltung der Villa als ein deutsches Kulturdenkmal des Exils. Daraufhin gründete sich 1988 ein Kreis der Freunde der Villa Aurora unter dem Vorsitz des Berliner Verlegers Lothar C. Poll. Der Bundestag sagte noch im selben Jahr Gelder zu. Nach zahlreichen widrigen Umständen gelang es, das Haus aufwändig zu sanieren und mit Hilfe der Stiftung Deutsche Klassenlotterie in Berlin wurden die Kosten für die ersten Jahre gesichert. Unterstützt wird die Villa vom Auswärtigen Amt und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.[2]
1995 fand die Eröffnung in Los Angeles statt. Seitdem ist das Stipendiatenprogramm Artists in Residence der Schwerpunkt der Arbeit. Außerdem vergibt die Villa Aurora alljährlich ein bis zu 12-monatiges Stipendium Writer in Exile an einen in seinem Heimatland verfolgten Schriftsteller.[4]
Villa Aurora Forum Berlin
Die Villa Aurora unterscheidet sich von anderen Künstlerhäusern durch die Präsenz an zwei Standorten: die Villa Aurora als Künstlerresidenz in den Hügeln von Los Angeles und das Villa Aurora Forum in Berlin.
Grundlage aller Unternehmungen des Villa Aurora Forums in Berlin ist die Maxime „Kulturaustausch wird sichtbar".
Das Forum Berlin organisiert die Jurysitzungen zur Auswahl der Jahresstipendiaten und präsentiert der deutschen Öffentlichkeit die künstlerischen Ergebnisse der Stipendiatenaufenthalte in Ausstellungen, Filmvorführungen, Lesungen, Konzerten sowie durch die Herausgabe von Editionen. In der jährlichen Villa Aurora Nacht werden die neuen Stipendiaten vorgestellt und der Öffentlichkeit Ausschnitte aus den künstlerischen Werken gezeigt, die im letzten Jahr in der Villa Aurora entstanden sind. In größeren Zeitabständen lädt das Forum in einem mehrwöchigen Kulturprogramm zu einer repräsentativen Werkschau ein (Transatlantische Impulse II, Herbst 2010 im Martin-Gropius-Bau). Jährlich am 10. Mai erinnert Villa Aurora in einer Gedenkveranstaltung an das historische Datum der Bücherverbrennung im Mai 1933, aber auch an die weiterhin aktuellen Themen Exil, Zensur und Verfolgung von Schriftstellern weltweit.
Stipendiaten
Einzelnachweise
- ↑ a b http://www.villa-aurora.org/uploads/pdf/die-Feuchtwangers-in-Pacific_Palisades.pdf Randy Young: Die Feuchtwangers in Pacific Palisades
- ↑ a b Marianne Heuwagen: Die Rettung des Hauses
- ↑ Villa Aurora - Künstlerresidenz-Kulturdenkmal
- ↑ Freies Arbeiten in der Villa!
Literatur
- Marta Feuchtwanger. An Emigre Life: Munich, Berlin, Sanary, Pacific Palisades. Interviewed by Lawrence M. Weschler. University of California, Los Angeles 1976.
Weblinks
- Villa Aurora
- Verflechtungen mit deutscher Außenpolitik (Blogreport)
34.046305-118.555971Koordinaten: 34° 2′ 47″ N, 118° 33′ 21″ WKategorien:- Villa
- Bauwerk in Los Angeles
- Organisation (Kunst)
- Kulturelle Organisation (Deutschland)
- Literarisches Leben
- Lion Feuchtwanger
- Erbaut in den 1920er Jahren
Wikimedia Foundation.