- Michael Sandel
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Michael J. Sandel (* 5. März 1953 in Minneapolis) ist ein politischer Philosoph. Bekannt wurde er vor allem als Mitbegründer der kommunitaristischen Strömung. Er studierte und promovierte an der Universität zu Oxford bei Charles Taylor. Zurzeit ist er Professor of Government an der Harvard Universität, an der er auch seine berühmte Vorlesung Justice with Michael Sandel hält.
Werk
Mit seinem Werk „Liberalism and the Limits of Justice“, das 1982 erschien, gab er eine kritische Antwort auf John Rawls „Theorie der Gerechtigkeit“.
Im Gegensatz zu der libertären Kritik (beispielsweise von Nozick) beanstandet er jedoch das Fehlen von partikularen und sozialen Werten innerhalb Rawls' Theorie. Das von Sandel so genannte „ungebundene Selbst“, wie es der Liberalismus verteidige, gebe es nur auf Kosten seiner Loyalitäten und Überzeugungen; jeder Mensch sei sozialisiert und von Gruppen, Traditionen, Gemeinschaften geprägt. Daher sei auch das Gedankenexperiment Rawls', der Urzustand, durch welchen Rawls seine Theorie begründet, utopisch: Ein Schleier des Nichtwissens sei irreal.
Die höchste Priorität innerhalb der Gesellschaft solle daher nicht die Freiheit des Menschen haben, sondern der Nutzen bzw. das „Gute“ des Menschen und der Gemeinschaft, in welcher er lebt.
Sandel ist, neben unter anderem Charles Taylor und Michael Walzer, einer der Wegbereiter der kommunitaristischen Kritik am „philosophischen Liberalismus“. In seinen 1995 auf Deutsch vom Passagen Verlag veröffentlichten Vorlesungen (Untertitel: Von der Notwendigkeit der Bürgertugend. IWM-Vorlesungen zur modernen Philosophie 1994) behandelt er die politische Kultur in der Demokratie. Gegen einen werte-neutralen Liberalismus will Sandel nachweisen, dass es nicht möglich ist, die Verankerung von Freiheitsrechten von bestimmten Wertorientierungen bzw. Vorstellungen des Guten zu trennen. Diese Diagnose hat Konsequenzen für die Beurteilung wertegeladener Traditionen heute. Für Sandel stellt der Republikanismus, der in der US-Gründerzeit solch eine große Rolle gespielt hat, auch weiterhin ein Ziel dar. Ohne einen aktiven Bürgersinn wird es nicht gelingen, entgegen dem moralischen Zerfall der Gesellschaft und der jetzigen Politikverdrossenheit ein künftiges freies Gemeinwesens zu verwirklichen.
Werke
- Justice. What's the Right Thing to Do?. Farrar, Straus and Giroux, New York 2010, ISBN 978-0-374-53250-5.
(soweit nicht bei DNB gelistet)
- Kulturelle Identität, Ethik, Arbeit Band 2. Darin: Europas Grundillusion und Aufgabe (von Rolf Kühn); Ethik des Liberalismus (Beitrag von M. S.) sowie weitere Beiträge and. Verf. 2. Aufl. Materialis, Biberach 2006 (Reihe: Concordia 47) ISBN 3-88535-405-5
- Klaus-Dieter Eichler (Hg): Philosophie der Freundschaft; darin: M. S.: Freundschaft & Gerechtigkeit S. 206 - 215. Reclam, Leipzig 1999 ISBN 3-379-01669-1
Weblinks
- Literatur von und über Michael Sandel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Seiten der Harvard University
- Martin Spiewak: "Bildung von der Bühne" DIE ZEIT Nr. 10, 28. Februar 2008.
- Justice - Vorlesungsreihe über Moralphilosophie von Michael Sandel
- Anna Gielas: Moral lernen in Harvard. Bericht über die Vorlesung "Gerechtigkeit" Spiegel-Online vom 5. Januar 2010
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