Mikulášovice

Mikulášovice
Mikulášovice
Wappen von Mikulášovice
Mikulášovice (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Děčín
Fläche: 2585 ha
Geographische Lage: 50° 58′ N, 14° 21′ O50.96555555555614.357777777778414Koordinaten: 50° 57′ 56″ N, 14° 21′ 28″ O
Höhe: 414 m n.m.
Einwohner: 2.267 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 407 79
Verkehr
Bahnanschluss: Rumburk–Dolní Poustevna
Rumburk–Mikulášovice
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 4
Verwaltung
Bürgermeister: Stanislav Hladík (Stand: 2006)
Adresse: Mikulášovice 1007
407 79 Mikulášovice
Gemeindenummer: 562751
Website: www.mikulasovice.cz

Mikulášovice (deutsch Nixdorf) ist eine Stadt mit 2.375 Einwohnern (1. Januar 2004) in Tschechien. Der langgestreckte Ort im Tal des Mikulášovický potok (Nixdorfer Bach) liegt in 414 m ü.M. im Westen des Böhmischen Niederlandes nahe der Grenze zu Deutschland und gehört dem Okres Děčín an. Zwischen Mikulášovice und der 7 km westlich gelegenen deutschen Nachbarstadt Sebnitz liegt der 598 m hohe Tanečnice (Tanzplan), der Hausberg der Gemeinde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Besiedlung der Gegend erfolgte zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert. Nixdorf, das 1346 erstmals urkundlich erwähnt wurde und zur Herrschaft Tollenstein-Schluckenau gehörte, ist als typisches Waldhufendorf von Siedlern aus Franken, Hessen und Thüringen gegründet worden. 1478 erhielten die Warnsdorfer Gebrüder Knobloch den Ort als Lehen. Anfänglich lebten die Bewohner von der Köhlerei, später dominierte die Landwirtschaft. Die vorhandenen mittleren bis schlechten Böden ließen keine größeren Bauernhöfe entstehen. So waren die Anbauflächen der Güter im Durchschnitt 5 bis 15 Hektar groß. Angebaut wurden hauptsächlich Winterroggen und Hafer, in geringem Maße auch Weizen, Kartoffeln, Hackfrüchte und Klee. Da die Einkünfte aus dem Ackerbau meist nicht ausreichten, verdienten sich viele der Bewohner ein Zubrot mit der Leineweberei, die bis zum 18. Jahrhundert den Charakter des Dorfes immer mehr prägte.

Mit der Gründung einer Messerschmiede durch Ignaz Rößler im Jahre 1794 begann der Wandel Nixdorfs zu einer Industriegemeinde. Es war vor allem die Messerindustrie, die Weltruf besaß, sowie die Strick- und Wollwarenindustrie die große Bedeutung hatte. Nach Meinung von Fachleuten hatte auch die Kunstblumenindustrie ihren Ursprung in Nixdorf. Bekannt wurde Nixdorf in Bezug auf seine vielfältige industrielle Tätigkeit, namentlich aber wegen seiner alten Stahlwarenindustrie, aufgrund der es den Beinamen "das nordböhmische Solingen" oder auch "Klein-Solingen" erhielt. Neben zahlreichen selbstständigen Messerschmieden gab es 7 große Stahlwarenfabriken, in welchen Taschenmesser mit 1 bis 20 Teilen von der einfachsten bis zur elegantesten Ausführung mit Schildkröt, Perlmutt und anderen Schalen, aber auch Tischbestecke, Scheren, Dolche und andere Instrumente hergestellt wurden. Sitz dieses Industriezweiges war Niedernixdorf. Weiterhin produzierte man Woll-, Band- und Gummiwaren sowie Posamenten und Metallknöpfe. Die Papier und Kunstblumenfabrikation in dieser Region soll ebenfalls ihren Ursprung in Nixdorf haben.

Mit dem Bau der Böhmischen Nordbahn erhielt das Industriezentrum Niedernixdorf in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Bahnverbindung von Rumburg über Schluckenau und Groß Schönau. 1905 wurde die Strecke bis nach Sebnitz in Sachsen fortgeführt. Durch das Nixdorfer Tal verläuft seit 1902 die Nordböhmische Industriebahn über Zeidler und Herrnwalde nach Schönlinde, die im Niederdorf von der anderen Strecke abzweigt.

1891 erfolgte in Nixdorf die Gründung der Gewerbeschule für Messerschmiede. Nixdorf wurde zum größten Dorf der k.k. Monarchie und hatte im Jahre 1910 7.280 Einwohner. Am 1. Februar 1916 erhielt der Ort durch Kaiser Franz Josef I. die Stadtrechte verliehen. Seit 1917 besitzt die Stadt ein Wappen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion der Stahlwarenfabriken für die Rüstung umgestellt und Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter als billige Arbeitskräfte herangezogen. Am 9. Mai 1945 besetzte die 2. Polnische Armee die Stadt. Nach Kriegsende begann die Vertreibung der deutschen Bewohner, einige von ihnen wurden im brandenburgischen Leegebruch ansässig und führten ihr Gewerbe dort fort.

Ab 1948 begann die Kollektivierung in der Landwirtschaft, die privaten Gewerbetreibenden verloren ihre Selbständigkeit und wurden an Kommunalbetriebe angegliedert, während die Industriebetriebe verstaatlicht wurden. 1954 wurde die Gewerbeschule nach Varnsdorf verlegt. 1989 wurde die kommunale Selbstverwaltung wiederhergestellt. Noch heute prägt ein großes Schmiedewerk die Stadt und ist der größte Arbeitgeber. Heute lebt hier eine große Bevölkerungsgruppe der Roma, deren Anteil im Vergleich zur übrigen Bevölkerung wächst [2].

Legenden

Eine Legende erzählt, dass ein heidnischer Ritter zusammen mit seinem Knappen auf dem Gebiete jagte, als ihm plötzlich ein Bär in den Weg lief. Aus Angst vor dem riesigen Tier flehte der christliche Knappe den heiligen Nikolaus an, auf dass er Ihnen helfen möge. Der Ritter und sein Knappe kamen unverletzt davon, da sich der Bär abwandte. Der Legende nach geschah dieses unweit des Hauses 315. So erklärt sich der ursprüngliche Name des Ortes "Niklasdorf", aus dem dann später der Name Nixdorf entstanden sein dürfte.

Eine andere Sage leitet den Ortsnamen von einem großen Sumpf ab, in dem Nixen gehaust haben sollen. Demnach wurde der Name des Nixensumpfes auf das Dorf übertragen und später wurde aus Nixendorf die Bezeichnung Nixdorf.

Kirche des heiligen Nikolaus

Kirche des heiligen Nikolaus

Bereits im Jahre 1346 hatte Nixdorf eine Kirche, die zum Erzpriesterstuhl Hohnstein und Sebnitz gehörte und jährlich einen Taler Kirchenzins an das Meissner Bistum zu entrichten hatte. Von den Kirchgemeinden, die derzeit an das Bistum Meissen abzuliefern hatten, besteht heute noch ein Schriftstück im Staatsarchiv Dresden. Die damalige Kirche war klein und wahrscheinlich aus Holz. Im Jahre 1551 wurde unter den Herren von Schleinitz und dem Erb- und Lehensrichter Jacobi in Nixdorf eine kleine Kirche mit Türmchen erbaut. Der Bau dauerte bis 1555. Als sich nach der verheerenden Zeit des 30-jährigen Krieges die Zahl der Einwohner mehrte und ihr Wohlstand wuchs, reichte dieses kleine Gotteshaus nicht mehr aus. Nach der 1695 vorgenommen Erweiterung und Umgestaltung im barocken Stil erfolgte im Jahre 1743 unter Pfarrer Anton Erben von Schönerben und Richter Johann Christian Liebsch der Umbau zur jetzigen Gestalt. 1842 brannte der Kirchturm aus, sein Neubau war 1863 abgeschlossen.

Im Kircheninnern befindet sich eine Orgel aus dem Jahre 1900, die mit ihren mehr als 2.000 Pfeifen eine der größten in Böhmen ist. Sehenswert ist auch der geschnitzte Rokokoaltar der Kirche.

Gemeindegliederung

Zur Gemeinde Mikulášovice gehören die Ortschaften Dolní Mikulášovice (Niedernixdorf), Mikulášovičky (Kleinnixdorf), Salmov (Salmdorf) und Tomášov (Thomasdorf).

Weblinks

 Commons: Mikulášovice – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Artikel in der FAZ.

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