Böhmische Nordbahn

Böhmische Nordbahn
Das Streckennetz der Böhmischen Nordbahn
Siegelmarke Böhmische Nordbahn

Die k.k. privilegierte Böhmische Nordbahn war eine Eisenbahngesellschaft in Österreich, deren Strecken im heutigen Tschechien lagen. Das Bahngebiet der Gesellschaft lag in Nordböhmen zwischen Prag, Bodenbach, Turnau und Rumburg. Der Sitz der Gesellschaft war in Prag.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Konzession zum Bau und Betrieb einer Eisenbahn mit der BenennungBöhmische Nordbahnerhielten die Herren Ernst Graf Waldstein-Wartenberg, Albert Graf Nostitz-Rhinek, Albrecht Graf Kaunitz, Franz Altgraf Salm, Friedrich Zdekauer Ritter von Treukon, Clemens Bachofen von Echt, Adalbert Lanna, Johann Münzberg, A. Eyffert und Carl Georg Fröhlich am 6. Oktober 1865. Inhalt der Konzession war der Bau einer Locomotiveisenbahn ausgehend von der k.k. priv. Turnau-Kralupp-Prager Eisenbahn zwischen Jungbunzlau und Backofen über Böhmisch Leipa nach Rumburg, eventuell mit der Fortsetzung gegen Löbau zum Anschlusse an die sächsische Bahn - in Verbindung mit einer dergleichen Bahn einerseits über Bensen nach Bodenbach zur Verbindung mit der Elbe bei Tetschen und zum Anschlusse an die k.k. priv. Nördliche Staatsbahn und andererseits nach Warnsdorf mit der eventuellen Fortsetzung gegen Zittau, ebenfalls zum Anschlusse an die sächsische Bahn Darüber hinaus wurde den Konzessionären auch das Vorrecht zum Bau einer Strecke durch das Polzental zwischen Böhmisch Leipa und Bensen eingeräumt. Für den Fall des Nichtszustandekommen (der am 16. November 1865 konzessionierten[1]) Strecke AussigBöhmisch LeipaLiebenau waren die Konzessionäre zum Bau dieser Linie verpflichtet, falls die Strecke von der Staatsverwaltung im Interesse der Industrie als nothwendig erkannt wird.

Actieüber 150 Gulden ö.W. von 1867

Die konzessionierten Strecken sollten im Jahr 1867 begonnen und bis 1870 in Betrieb genommen werden. Teil dieser Konzession war auch die Verpflichtung, ein zweites Gleis vorzusehen, „wenn der jährliche Roh-Ertrag der Bahn pro österreichischer Meile zweier aufeinanderfolgender Jahre die Summe von 180.000 Gulden österr. Währung überschreitetDie Konzessionsdauer war auf 90 Jahre vom Tage der Betriebseröffnung festgesetzt.[2]

Die Böhmische Nordbahn-Gesellschaft konstituierte sich am 31. März 1867 als k.k. privilegierte Aktiengesellschaft mit einem Stammkapital von 8 Millionen Gulden. Ausgegeben wurden insgesamt 53.333 Aktien mit einem Nominalwert von 150 Gulden.[3]

Bedingt durch die Folgen des Deutschen Krieges zwischen Österreich und Preußen im Jahr 1866 kam der Bau der Strecken nur langsam voran. Einige Abschnitte wurden als Notstandsarbeiten erstellt. Eröffnet wurden die Strecken in den Jahren 1867 (BakowBöhmisch Leipa) und 1869 (BodenbachWarnsdorf, Böhmisch LeipaRumburg, BensenBöhmisch Leipa).

In der Folge versuchte die Böhmische Nordbahn ihr Streckennetz nordwärts in Richtung Preußen zu erweitern. In Verbindung mit der 1870 fertiggestellten Linie WienJungbunzlau der Österreichischen Nordwestbahn (ÖNWB) sollte so die kürzeste Verbindung zwischen Berlin und Wien entstehen. Zur Realisierung dieses Vorhabens fehlte um 1870 nur noch die etwa 70 Kilometer lange Verbindung zwischen Rumburg und Spremberg über Bautzen. Die Konzession für dieEisenbahnstrecke RumburgSchluckenau, eventuell mit der Fortsetzung Richtung Bautzenerhielt die Böhmische Nordbahn am 17. Juli 1871.[4] Das Königreich Sachsen stand jedoch einer solchen privat finanzierten Nord-Südverbindung zwischen Österreich und Preußen ablehnend gegenüber. Am 30. Januar 1872 erließ das sächsische Finanzministerium ein Dekret, dass die Böhmischen Nordbahn die erbetene Konzession nur gleichzeitig mit der von Sachsen gewünschten Strecke SchandauSchluckenau (–Bautzen) erhalten würde. Die BNB zeigte jedoch kein Interesse an einer durchgehenden Verbindung vom Elbtal in die Oberlausitz, die in direkter Konkurrenz zur eigenen Hauptverbindung BakowRumburg gestanden hätte. So blieb das Projekt einer direkten Eisenbahnverbindung zwischen Rumburg und Spremberg letztlich unausgeführt.[5] Die Strecke SchandauBautzen ging 1877 als sächsische Staatsbahn unter Umgehung österreichischen Staatsgebietes in Betrieb.

Nach der Fusion mit der Turnau-Kralup-Prager Eisenbahn (TKPE) zum 1. Januar 1883 betrug des Streckennetz der Böhmischen Nordbahn über 300 km, dazu gehörte nun mit der Verbindung PragGeorgswalde-Ebersbach auch eine wichtige durchgängige Hauptstrecke zur Böhmischen Nordbahn, welche in Ebersbach/Sa. Anschluss an die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen hatte.

Zum 1. Januar 1908 wurde die Gesellschaft verstaatlicht.[6] Die Fahrzeuge und Strecken wurden ins Eigentum der k.k. österreichischen Staatsbahnen kkStB überführt.

Die Strecken

Hauptbahnen

Lokalbahnen

Auf Rechnung der Eigentümer betriebene Strecken

Die Lokomotiven

Lokomotiven der Böhmischen Nordbahn
Reihe BNB-Nr. Anzahl Hersteller Baujahr Achsformel kkStB-Nr. ČSD-Nr. DR-Nr.
I, II 16 (TK), 712 12 Sigl/Wien 18651874 1Bn2 123.0106 232.301 -
IIa 1320 8 Floridsdorf, WrNeustadt 18891899 Cn2t 103.0108 253.001005 -
IIb 131133 3 Wr.Neustadt 1903/04 2'C n2 127.0103 353.001003 -
IIc 181186 6 BMMF 19051908 1Ch2 128.0106 342.001006 -
III 2126 (TK), 2738 18 Sigl/WrNeustadt, Sigl/Wien 18651868 Cn2t 147.01-13 322.101103 -
IV 3943 (TK) 5 Sigl/WrNeustadt 18721873 Cn2 147.1418 322.104107 -
V 5789 33 Sigl/WrNeustadt, WrNeustadt 18711901 Cn2 53.3163 323.101113 -
Va 151156 6 WrNeustadt 19031908 Dn2 74.0106 414.101106 k.A.
VI 91103 11+2 Krauss 18821905 Cn2t 362.0113 320.101112 k.A.
VIa 111121 11 WrNeustadt, BMMF 18961905 Cn2t 162.0512, 4345 313.405412432433 98.12031228
VIb 126127 2 BMMF 1907 C1'n2t 265.0102 312.701702 90.301302
VII 90 1 Krauss/München 1881 Cn2t 96.07 - -


Literatur

  • Verzeichnis der Lokomotiven, Tender, Wasserwagen und Triebwagen der k.k. österreichischen Staatsbahnen und der vom Staate betriebenen Privatbahnen nach dem Stande vom 30. Juni 1917. Verlag der k.k. österreichischen Staatsbahnen, Wien 1918.
  • Siegfried Bufe, Heribert Schröpfer: Eisenbahnen im Sudetenland, Bufe-Fachbuchverlag, Egglham 1991, ISBN 3-922138-42-X
  • Helmut Griebl: ČSD-Dampflokomotiven. Teil 2, Verlag Slezak, Wien 1969.
  • Pavel Schreier: Příběhy z dějin našich drah, Mladá fronta, Praha 2009, ISBN 978-80-204-1505-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Reichsgesetzblatt für das Kaiserthum Österreich vom 26. Mai 1866
  2. Reichsgesetzblatt für das Kaiserthum Österreich vom 10. März 1866
  3. Historische wertpapiere auf www.geerkens.at
  4. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder vom 5. August 1871
  5. Hans von Polenz: Eisenbahnen im Bautzener Land; Ostsächsische Eisenbahnfreunde e.V., Löbau 2006; ISBN 3-00-018243-8; S. 25f
  6. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretnen Königreiche und Länder vom 18. August 1908
  7. ÖNB-ANNO+/Reichsgesetzblatt 1849-1918

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Böhmische Nordbahn — Böhmische Nordbahn. 1863 konzessionierte österr. Privatbahngesellschaft mit dem Sitze in Prag (Hauptstrecke: Bakov Böhm. Leipa Tannenberg Kreibitz Rumburg Georgswalde Ebersbach mit Abzweigungen Tannenberg Bensen Bodenbach, Kreibitz Warnsdorf Groß …   Enzyklopädie des Eisenbahnwesens

  • Böhmische Nordbahn-Gesellschaft — Die k.k. privilegierte Böhmische Nordbahn war eine Eisenbahngesellschaft in Österreich, deren Strecken im heutigen Tschechien lagen. Die Böhmische Nordbahn war Eigentümer und Betreiber die Eisenbahnstrecken zwischen Prag, Turnov (Turnau), Děčín… …   Deutsch Wikipedia

  • K.k. privilegierte Böhmische Nordbahn — Die k.k. privilegierte Böhmische Nordbahn war eine Eisenbahngesellschaft in Österreich, deren Strecken im heutigen Tschechien lagen. Die Böhmische Nordbahn war Eigentümer und Betreiber die Eisenbahnstrecken zwischen Prag, Turnov (Turnau), Děčín… …   Deutsch Wikipedia

  • Nordbahn — heißen: Eisenbahnstrecken: Hessische Nordbahn Warburg–Kassel–Bebra–Gerstungen, siehe Friedrich Wilhelms Nordbahn Pfälzische Nordbahn Neustadt an der Weinstraße–Monsheim Berliner Nordbahn Berlin–Neubrandenburg–Stralsund Tecklenburger Nordbahn… …   Deutsch Wikipedia

  • Sächsisch-Böhmische Eisenbahngesellschaft — Die Sächsisch Böhmische Eisenbahngesellschaft mbH (SBE) war eine private Eisenbahngesellschaft in Sachsen. Sie hatte ihren Sitz in Zittau und war eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der HWB Verkehrsgesellschaft in Hermeskeil im Hunsrück.… …   Deutsch Wikipedia

  • Sächsisch-Böhmische Eisenbahngesellschaft mbH — Basisinformationen Unternehmenssitz Zittau Webpräsenz www.hochwaldbahn.de Eigentümer HWB Verkehrsgesellschaft mbH …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Česká Lípa–Česká Kamenice — Česká Kamenice–Česká Lípa střelnice Kursbuchstrecke (ČD): 901 Streckenlänge: 26,28 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Maximale Neigung: 35 ‰ Legende …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Bakov-Jirikov/Ebersbach — Bakov–Česká Lípa–Rumburk–Ebersbach (Sachs) Kursbuchstrecke (ČD): 080, 081, 088 Streckenlänge: 98,494 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h Legende …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Bakov–Jiříkov/Ebersbach — Bakov–Česká Lípa–Rumburk–Ebersbach (Sachs) Kursbuchstrecke (ČD): 080, 081, 088 Streckenlänge: 98,494 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h Legende …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Děčín–Varnsdorf — Děčín–Jedlová–Rybniště–Varnsdorf Kursbuchstrecke (ČD): ČD 081, 089 Streckenlänge: 61,33 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Stromsystem: Děčín hl.n.–Děčín východ: 3 kV = Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h Legende …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/220274 Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”