Milte

Milte
Milte
Stadt Warendorf
Koordinaten: 52° 0′ N, 7° 57′ O527.9472222222222Koordinaten: 52° 0′ 0″ N, 7° 56′ 50″ O
Fläche: 34,77 km²
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 48231
Vorwahl: 02584
Ehemaliges Gemeindewappen von Milte

Das Dorf Milte mit circa 1700 Einwohnern liegt im östlichen Münsterland und gehört als einer von fünf Ortsteilen zur Stadt Warendorf.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ansicht des Dorfes von der Hessel

1996 feierte das Dorf Milte sein 850-jähriges Bestehen, das sich zurückführen lässt auf die erste urkundliche Erwähnung. 1146 taucht der Name „Millethe“ erstmals schriftlich auf. In der Clarholzer Papsturkunde bestätigt Eugen III. dem Clarholzer Konvent Besitztümer und Güter, zu denen auch vier Schilling des Zehnten aus Milte gehörten. Der mittelalterliche Name „Millethe“ lässt sich vermutlich herleiten aus den Wortstämmen „mellô“ für Sand, Sandbank und „îtho“, was sich als hinweisender Ausruf wie „sieh da“ versteht, also zu übersetzen wäre mit „Sieh da die Sandbänke, Sanddünen“. Diese Ortsbezeichnung nimmt Bezug auf die geologische Beschaffenheit des Heidesandbodens. Besonders an dem im Süden des Dorfes entlang fließenden Flusses Hessel fanden sich zahlreiche Sandbänke und Brinke (Dünen).

Die Siedlungsgeschichte am Ort ist allerdings viel älter, wie eine Reihe von Grabungen und die daraus resultierende Funde gezeigt haben. Der älteste Fund wurde 1956 beim Bearbeiten eines Ackers von einem Milter Bauern entdeckt: eine weidenblattförmige Pfeilspitze, die als Inventar der Einzelgrabkultur eingeordnet wurde (ca. 4000 Jahre alt). Bei einer wissenschaftlichen Grabung aus dem Jahre 1938 auf dem Gebiet des alten Sportplatzes und der Genossenschaft wurden Funde aus zwei Zeitstufen gemacht: Urnen mit Beigabenresten, die auf Brandbestattung hindeuteten und in das zweite oder erste vorchristliche Jahrhundert datieren. In einigem Abstand wurden Pfostenspuren eines Grubenhauses entdeckt und ein nicht ganz vollständig erhaltener Grundriss eines circa 25 m langen und 6,5 m breiten Langhauses, das in die Zeit von Christi Geburt bis ins 5. Jahrhundert eingeordnet wurde. Eine Grabung aus dem Jahr 1995 erbrachte einen Bestattungsplatz und mehrere Hausgrundrisse, die in die jüngere vorrömische Zeit (300 v. Chr. bis Chr. Geburt) gehören. Bei der neuesten Grabung am „Königstal“ in der Nähe des Friedhofs konnten wiederum Steingeräte gefunden werden, die aus der Zeit um etwa 12.000 vor Christus stammen. Neueren Datums sind Spurenfunde von Grubenhäusern aus dem 5. Jahrhundert nach Christus, sowie der seltene Fund einer Glasscherbe.

Nach einer altgermanischen Siedlung der Brukterer, die sich auf Höfen entlang der Hessel und Bever niederließen, siedelten zur Völkerwanderungszeit in der ersten Hälfte des 1. nachchristlichen Jahrhunderts die Sachsen in den Milter Fluren und erweiterten die Nutzbarmachung der Eschflure und Marken. Mit der Eroberung durch den Franken Karl den Großen wurde vermutlich auch die auf Milter Gebiet lebenden Bauern christianisiert. Drei Rittersitze wurden gegründet: Rengering und Vinnenberg im Westen bzw. Osten an der Bever gelegen und der Rittersitz Millethe im Süden an der Hessel. Aus Rengering und Vinnenberg wurden im 13. Jahrhundert Klöster. Der Besitz der Burg Millethe ging durch Schenkung an die Kirche. Auf dem ehemaligen Burggelände im Süden des Dorfes wurde die alte Pastorat errichtet.

Milte gehörte bis 1803 als Kirchspiel dem Fürstbistum Münster an und unterstand dem Amt Sassenberg. Nach der Übernahme des Gebietes durch Preußen war es bis 1809 Teil des Königreichs Preußen. Durch den Einmarsch Napoleons gehörte Milte bis 1813 dem Kaiserreich Frankreich an, bevor es dann wieder nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft an Preußen zurückgegeben wurde. Ab 1841 wurde Milte selbständige Gemeinde und war dem Amt Ostbevern zugeordnet. Auch nach der Einigung des Deutschen Reiches und bis in die Bundesrepublik Deutschland hatte dieser Rechtsstatus weiter Bestand. Mit der kommunalen Neuordnung verlor Milte am 1. Januar 1975 seine Selbständigkeit und wurde in die Stadt Warendorf eingemeindet.[1]

Bauerschaften

Neben dem Ortskern, der sich nördlich der Hessel erstreckt, umfasst das Milter Gebiet drei große Bauerschaften. Die räumlich kleinste der drei Bauerschaften ist das im westlichen Teil gelegene Hörste. Der Name (Horst = Wald) geht auf die durch Rodetätigkeit entstandene Siedlung von Höfen in altsächsischer Zeit zurück. Ostmilte liegt im Osten des Milter Gebietes. Zusammen mit dem Beverstrang (südlich und nördlich entlang der Bever) haben sie vermutlich die älteste Siedlungsgeschichte. An den Eschen von Hessel und Bever entstanden in germanischer Zeit die ersten Höfe. Ostmilte ist dabei von Gemengelage und Gruppierungen von Höfen gekennzeichnet. Der Beverstrang wies dagegen nur Einzelhofsiedlungen auf, was durch die sich dort findenden Höheninseln herrührt, die für eine Eschgenossenschaft zu klein waren.

Sehenswürdigkeiten

Kirche St. Johannes Baptist Milte

Die katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist ist ein satteldachgedeckter Saalbau mit einem eingezogenen Anbau im Westen, der den hinteren Chorraum und die Sakristei beherbergt.

Kloster Vinnenberg

Das Kloster Vinnenberg ist ein ehemaliges Zisterzienserinnen- und Benediktinerinnenkloster. Es ist einer der ältesten Wallfahrtsorte im Bistum Münster. Bekannt ist das Kloster vor allem wegen des Vinnenberger Gnadenbildes.

Vereine

Milte zeichnet sich besonders aus durch ein aktives und umfangreiches Vereinsleben: von Musik über Kirche, Tradition bis zum Sport ist alles vertreten.

DJK Rot-Weiß Milte 1958 e. V.

Der Sportverein DJK Milte gründete sich 1958, um eine Tischtennisabteilung aufzubauen. 1963 stellte der Verein den Sportplatz an der Hessel fertig und baute ein Jahr später die Fußballabteilung auf. Diese besteht aktuell aus zwei Seniorenmannschaften und zehn Jugendmannschaften, von denen drei Mädchenmannschaften sind. Die Volleyballabteilung besteht derzeit aus vier Mannschaften im Herren-, Damen- und Jugendbereich. Die Breitensportabteilung ist größte Abteilung in der DJK Milte. In über 10 Gruppen werden dort verschiedenen Sportarten wie Gymnastik, Step-Aerobic, (Nordic) Walking, Einradfahren, Männersport und Turnen angeboten.

Bürgerschützenverein Milte e. V.

Seit 1841 ist das Schützenwesen bereits in Milte vertreten durch den Bürgerschützenverein. Zum jährlichen Schützenfest Ende Mai/Anfang Juni trifft sich die ganze Dorfgemeinschaft auf dem nahe gelegenen Schützenplatz.

Kolpingsfamilie Milte

Die Kolpingsfamilie Milte gründete sich 1949. Zunächst von 33 Gesellen ins Leben gerufen, entwickelte sich die Milter Gruppe des Kolpingwerkes allmählich zu einem katholischen Familienverband. In zahlreichen Veranstaltungsangeboten bietet die Kolpingsfamilie christliche Lebenshilfe und will das Gemeinwohl fördern.

Musikvereine

  • Fanfarencorps Milte
  • Harmonika-Club
  • Spielmannszug Milte
  • Stadtkapelle Warendorf

Chöre

  • Kinderchor „Milter Spatzen“
  • Kirchenchor
  • Singekreis

Weitere Vereine in Milte

  • CDU Ortsunion
  • Förderverein der Grundschule
  • Freiwillige Feuerwehr Warendorf Löschzug Milte
  • Geschichtswerkstatt Milte e. V.
  • Hegering Milte-Einen
  • Heimatverein
  • Jagdhornbläser des Hegering Milte-Einen
  • Kameradschaft ehemaliger Soldaten
  • Katholische Frauengemeinschaft (kfd)
  • Katholische Landjugendbewegung Milte
  • Klosterschützen
  • Landfrauen
  • Landwirtschaftlicher Ortsverein
  • Pappnasenverein Milte
  • Reit- und Fahrverein Milte-Sassenberg e. V.

Veranstaltungen

Lütke Fastaobend

In Milte hat sich ein einmaliges Brauchtums entwickelt und bis heute erhalten: der „Lütke Fastaobend“, der von den Männern des Dorfes und der Bauerschaften traditionell am Freitag (früher Donnerstag) vor Rosenmontag begangen wird. Getrennt nach Dörflern und den Bauerschaften treffen sich die Männer in verschiedenen Gaststätten auf Einladung Ihre „Potthöllers“ zu einem zwanglosen Treffen einmal im Jahr. Es wird „geklönt“, man spielt Karten und trinkt Bier, das von den Neuvermählten des letzten Jahres bezahlt wird. Dieser Brauch, der den Milter Männern vorbehalten ist, stammt aus der Nachfolge des Milter Fastnachtstreibens. Traditionell hatten zur Zeit des Feudalismus die Eigenhörigen des Klosters Vinnenberg einen Teil ihrer Abgaben zu leisten. Sie wurden dabei vom Kloster zu einem Mahl eingeladen. Viele der Beköstigten führten die Feier nach dem Festessen fort. Nach mündlicher Überlieferung sollen sich diese Feiern zu einem fast einwöchigen ausgelassenen Fest bis zum Aschermittwoch entwickelt haben. Im Jahr 1853 soll der damalige Milter Pfarrer Falger dem ausufernden Treiben Einhalt geboten haben und einen zeitlich begrenzten Rahmen für die Fastnachtsfeierlichkeiten ersonnen zu haben: den „Lütke Fastaobend“, die kleine Fastnacht. Der Begriff „Potthöller“ oder „Botthöller“, der jeder Bauerschaft und dem Dorf vorsteht, lässt zwei Deutungen zu, zum einen kann er denjenigen bezeichnen, der den Pott hält, in den alle Männer des Dorfes oder der Bauerschaft für die Feier einzahlen müssen. Gleichzeitig kann aber auch ein Zusammenhang mit der Deutung „Aufgebotsholer“ bestehen, da der „Botthöller“ in früheren Zeiten die Einladungen persönlich aussprach und nur verheiratete Hof- und Hausbesitzer am „Lütke Fastaobend“ teilnehmen durften.

Rosenmontagszug

Seit einigen Jahren hat sich auf Initiative des jungen Karnevalsvereins „Pappnasen“ ein kleiner Rosenmontagszug entwickelt, der neben der Milter Bevölkerung viele weiter Besucher aus den umliegenden Orten anlockt.

Schützenfest

Traditionell wird das Milter Schützenfest an mehreren Tagen um ein Wochenende Ende Mai/ Anfang Juni gefeiert. Seit mehreren Jahren beginnen die Feierlichkeiten bereits am Freitag mit einer Jugendparty. Am Samstag trifft sich das Dorf im Festzelt am Schützenplatz zum Heimatabend, an dem die Milter Vereine und Gruppen ein buntes Programm liefern und das mit dem Milter Heimatlied „Use Dörpken“ (plattdeutsch für "Unser Dörfchen") und einem Zapfenstreich der Milter Musikkapellen endet. Nach einem Antreten im Dorf am Sonntag Nachmittag zieht die Gemeinde zusammen mit Schützen und Ehrengarde zum Schützenplatz, der am Dorfrand gelegen ist. Neben vielen Spielen für die Kinder wird um die Ehre des Hampelmannkönigs geschossen. Am Abend trifft sich die Jugend des Dorfes zum Jugendball. Höhepunkt der Feierlichkeiten sind das Königsschießen, das am Montagvormittag stattfindet, und die Krönung von König und Königin am Nachmittag. Abends schließt das Fest mit dem Königsball im Festzelt.

Lambertussingen

Wie viele Gemeinden im Münsterland feiert auch Milte traditionell um den Lambertustag, den 17. September, sein Lambertussingen. Die Kinder treffen sich mit ihren Eltern und den zum Teil selbstgebastelten Laternen auf dem Schulplatz. Singend ziehen sie um eine von den jungen Vätern mit Grün umwickelte Pyramide.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Witte, Wilhelm (Hrsg.): Milte – Unser Heimatbuch. Warendorf 1956. 2. Auflage 1990. Hrsg. von Ewald Austermann und Johannes Schulte.
  • 850 Jahre Milte. Bild-Dokumentation der Jubiläumsfeierlichkeiten mit Vorstellung der hiesigen Vereine. Hrsg. vom Heimatverein Milte e. V. Warendorf 1996
  • Mesch, Hermann: Milte – Ein kleiner Kunstführer. Warendorf 1996
  • KirchenSchätze: 1200 Jahre Bistum Münster. Hrsg. von Udo Grote u. Reinhard Karrenbrock. Bearb. von Hans-Jürgen Lechtreck. Bd.1: Kirchen. Münster 2005
  • Cramer, Winfried: Kloster Vinnenberg. 3. Auflage. Regensburg 2000 (= Schnell, Kunstführer Nr. 1754)
  • 100 Jahre Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament im Kloster Vinnenberg. Münster 1998
  • Eilers, Franz-Josef (Hrsg.): Kloster Vinnenberg. Steyl o. J.
  • Jüngst, Antonie: Unsere liebe Frau von Vinnenberg. Kurze Geschichte des Gnadenortes nach authentischen Berichten. Kaldenkirchen 1948
  • Albert, Marcel (Hrsg.): Frauen mit Geschichte. Die deutschsprachigen Klöster der Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament. St. Ottilien 2003 (=Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. 42. Ergänzungsband)

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.

Weblinks


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